Einst wurden in Niederiglohnländern hergestellte Kleider und Schuhe per Frachtschiff in die Welt befördert. Nicht zwingend umweltfreundlich.
Doch das Phänomen der «Fast Fashion» hat die Ökobilanz der Textilindustrie nochmals deutlich verschlechtert. Darunter versteht man Kollektionen, die schnell auf aktuelle Trends eingehen, günstig produziert und fast ebenso günstig verkauft werden.
Führend sind hier der spanische Konzern Zara sowie globale Onlinehändler wie Shein. Die Kleider entstehen meist in Asien. Die EU hat 2022 laut der Schweizer Nichtregierungsorganisation Public Eye über 700'000 Tonnen dieser «Flugmode» als Luftfracht importiert und exportiert. Das entspreche 7000 Frachtflugzeugen oder rund 20 reinen Frachtflügen mit Modeprodukten – pro Tag.
Zara und Shein im Visier
Public Eye wollte es genauer wissen und analysierte die – spärlichen – Firmenangaben und detaillierte Zolldaten.
Das Resultat: Das mit grossem Abstand höchste Flugfrachtaufkommen weist der Inditex aus, der Mutterkonzern von Marken wie Zara, Bershka, Pull & Bear oder Massimo Dutti. Unabhängig vom Produktionsort landen praktisch alle Artikel in grossen Verteilzentren rund um den Flughafen Saragossa in Nordostspanien. Dort werden die Waren geprüft und für den weltweiten Versand in die Läden konfektioniert.
Das Resultat: 32 Frachtflüge mit rund 100 Tonnen Kleidern fliegen wöchentlich in die Welt. Über 1600 Flugbewegungen pro Jahr. Und das auch innerhalb Europa, wo Luftfracht nur einen geringen Zeitvorteil bietet.
Undurchsichtiger ist die Datenlage bei Mode, die in Einzelpaketen direkt an Konsumenten versandt wird. Shein beispielsweise transportiert riesige Mengen aus China auf dem Luftweg in Privathaushalte weltweit. Dazu ist der chinesische Modekonzern im Juli 2022 eine strategische Partnerschaft mit China Southern Airlines eingegangen. Frachtflugzeuge dieser Fluggesellschaft pendeln exklusiv für Shein zwischen Guangzhou (China) und Los Angeles (USA) sowie Amsterdam (Niederlande).
Public Eye hat das Phänomen «Flugmode» analysiert und fordert von den Unternehmen per Petition den Ausstieg aus dieser skandalösen Praxis.
Stopp der Fast Fashion gefordert
Flugmode sei rund vierzehnmal klimaschädlicher als Kleidung, die auf dem Seeweg transportiert wird, bilanziert die Nichtregierungsorganisation. Mittels Petition fordert sie Zara auf, «die eigenen Nachhaltigkeitsziele ernst zu nehmen». Beispielsweise hatte Zara 2021 angekündigt, Kollektionen aus rezyklierten Kohlenstoffemissionen herzustellen. Zudem ist Zara Mitglied einer Initiative für saubere Seefracht.
Doch die Frage bleibt: Warum braucht es Fast Fashion, wo doch Kleider an sich nicht auf schnelle Beförderung angewiesen sind?