Shein ist einer der grössten Modehändler der Welt und stammt aus China. In Europa und hierzulande ist der Händler noch unbekannt – wird bei jungen Frauen aber immer beliebter.
Was macht das Label aus? Shein verkauft online und sehr günstig Fast-Fashion. In China 2008 gegründet, hat sich Shein zum «Alibaba der Mode» entwickelt. Jeden Tag nimmt der Onlinehändler Hunderte von neuen Kleidern ins Sortiment auf. Diese können vom Stil her locker mit H&M und Zara mithalten, sind aber viel günstiger.
Ein Pulli kostet bei Shein gerade mal 16 Franken. Auch ein Kleid ist viel günstiger als etwa bei Zara. Shein setzt also auf sparsame Fashionistas. Wie alle anderen Onlinehändler profitierte er von der Corona-Krise und konnte laut eigenen Angaben den Umsatz im letzten Jahr verdoppeln. Um in Europa bekannter zu werden, hat Shein im vergangenen Sommer auch Pop-up-Stores, etwa in London, installiert.
50 Milliarden Dollar Wert
Nun bereitet sich der E-Commerce-Gigant aus China angeblich auf einen Börsengang vor. Das Unternehmen liegt bei einer sagenhaften Bewertung von rund 50 Milliarden Dollar, wie Finanznachrichten auf WeChat-Accounts sowie chinesischen Wirtschaftsmedien berichten.
Shein ist in China vor allem bei Teenagern beliebt - und so erfolgreich, weil es Mode – noch viel mehr als etwa Zalando – mit Big Data und Algorithmen analysiert. Damit kann Shein mit seinen Partnern in Rekordzeit ansprechende Mode produzieren und in über 200 Ländern versenden – darunter auch in die Schweiz. Der Modegigant wirft pro Tag angeblich über 500 neue Kreationen auf die Seite. Das ist Hyper-Fast-Fashion. Die ganzen Klamotten werden in China produziert, wie Reuters schreibt. Wo genau, ist jedoch nicht bekannt. Zu welchen Bedingen ebenfalls nicht.
Mode mit dem Algorithmus
Dank den Daten der Käufer weiss der Onlinehändler genau, welche Teile angesagt und kann diese sofort in einer hohen Anzahl auf die Seite werfen. Das schafft der deutsche Konkurrent Zalando nicht, geschweige denn Händler wie H&M und Zara, die auch stationären Handel betreiben. Dort sind die Prozesse zu langsam, um auf die immer schneller drehenden Fashion-Trends zu reagieren.
Das zweite Erfolgsrezept von Shein sind Mikro-Influencer. Sie haben eine Followerzahl von 1000 bis 100'000 Followern. Mit diesen arbeitet Shein zusammen, anstatt auf namhafte Models oder Millionen-Influencer zu setzen. Sie rufen Fashionistas dazu auf, Bilder von sich selbst in Shein-Outfits mit Hashtags wie #SheinGal zu posten - in der Hoffnung, auf dem Account von Shein repostet zu werden. Das gilt dann als eine Art Auszeichnung.
Anfang dieses Monats überholte Shein Amazon als die am meisten installierte Shopping-App in den USA. Für das Jahr 2020 bezifferte es seinen Umsatz auf 63,5 Milliarden Yuan (9,93 Milliarden Dollar).
Gründer scheint vieles richtig zu machen
Hinter dem Unternehmen steckt Yang Tian – genannt Chris – Xu. Der 37-Jährige gibt sich sehr zurückhaltend. Es dringt kaum etwas nach draussen. Anders als etwa der charismatischen Alibaba-Gründer Jack Ma, der sich gerne öffentlich zeigte. Doch der Mann scheint einiges richtig zu machen: H&M oder Primark haben seit Jahren zu kämpfen, Shein hingegen hat den Umsatz im letzten Jahr auf acht Milliarden Dollar gehievt.
Xu gehört zur neuen Generation von chinesischen Unternehmen, die einen klaren Fokus auf den Weltmarkt setzen. Er hat nicht wie andere auf Online-Marktplätze wie Amazon oder Alibaba gesetzt, sondern gleich selbst etwas aufgebaut. Ähnlich wie TikTok, das eben aus China in die Welt kam – und nicht umgekehrt. Trotz der engen Verbindung zu Mikro-Influencern sponsert Shein auch Konzerte von Katy Perry oder Rapper Lil Nas X.
Xu scheint sich nicht sonderlich für den Heimatmarkt China zu interessieren. Er setzt auf die USA, Europa und den Nahen Osten. Ist er dort erfolgreich, werde China dann schon folgen, glaubt er. Gemäss Insidern setzt Shein in Deutschland bereits 300 Millionen Euro um. Einziger Wermutstropfen: Die langen Lieferzeiten aus China. Kunden müssen teilweise bis zu vier Wochen auf ihr Paket warten.
Auch das möchte Xu so rasch wie möglich ändern - wahrscheinlich mit einem Zukauf. So hat er kürzlich bei Arcadia mitgeboten – einem Einzelhändler aus Grossbritannien.
Dieser Artikel wurde in der «Handelszeitung» veröffentlicht. Weitere spannende Artikel finden Sie unter www.handelszeitung.ch.
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