Gewerbe-Boss Hans-Ulrich Bigler im Interview
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Gebührenhammer für KMU:Gewerbe-Boss Hans-Ulrich Bigler im Interview

Sonderkonditionen für Grossverteiler – Gewerbe-Boss Bigler tobt
Migros und Coop zahlen für Twint nur die Hälfte!

Twint sorgt bei den KMU für rote Köpfe. Die Bezahl-App wird immer beliebter und verlangt von kleinen Händlern horrende Gebühren. Blick-Recherchen zeigen jetzt: Coop und Migros zahlen nur die Hälfte. Gewerbeverbands-Chef Hans-Ulrich Bigler sieht rot.
Publiziert: 27.05.2021 um 01:25 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2021 um 09:45 Uhr
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Twint sorgt bei den KMU für rote Köpfe.
Foto: Zvg
Nicola Imfeld

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in der Schweiz kämpfen an verschiedenen Fronten. Einerseits leiden sie noch immer unter den Folgen der Corona-Pandemie. Andererseits werden sie von den Schweizer Grossbanken und den amerikanischen Kartenherausgebern geschröpft. Die neuen Debitkarten führen zu bis zu 36-fach höheren Gebühren, wie Blick publik gemacht hat.

Auch Twint sorgt für rote Köpfe beim Kleingewerbe. Die Bezahl-App, die von UBS, Credit Suisse und Co. finanziert wird, ist in der Pandemie so richtig populär geworden. Was viele nicht wissen: Twint verlangt horrende Gebühren. «Die App ist ein schlechter Witz und das Schlimmste für uns Händler», sagt etwa Drogist Claudio Rütimann (49) aus Hausen am Albis ZH zu Blick.

Bigler: «Coop und Migros schauen nur auf sich»

Nicht alle Unternehmen werden von Twint gleich behandelt. Blick weiss: Die Grossverteiler Migros und Coop profitieren von massiven Sonderkonditionen. Während ein KMU rund ein Prozent an Gebühren vom Einkaufsbetrag eines Kunden an Twint abdrücken muss, ist es bei Migros und Coop lediglich die Hälfte. Verfügt ein KMU über kein Zahlungsterminal, werden für die QR-Lösung von Twint gar 1,3 Prozent fällig – das ist fast drei Mal so viel wie bei Migros oder Coop.

«Dass die Grossen ihre Marktmacht dermassen ausspielen, ist eine Sauerei», tobt Hans-Ulrich Bigler (63). Gerade in der Pandemie hätte der Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV) mehr Solidarität erwartet. «Aber Coop und Migros schauen nur auf sich. Dass sie weniger Gebühren bezahlen, geht auf Kosten der KMU», sagt Bigler. Der Bezahl-App Twint wirft der oberste Gewerbler des Landes «Wettbewerbsverzerrung» vor.

Twint: «Das ist Marktwirtschaft»

Die Blick-Recherchen will Twint nicht bestreiten: «Zu individuellen Konditionen einzelner Händler werden wir uns nicht äussern», sagt eine Sprecherin. Das Unternehmen gibt aber gewisse Sonderkonditionen zu: «Wie jeder Händler weiss, gibt es im Handel üblicherweise Mengenrabatte.» Weiter kontert Twint Biglers Vorwurf: «Das ist keine unsolidarische Wettbewerbsverzerrung, sondern Marktwirtschaft.»

Und diese Marktwirtschaft ist auch für Twint selbst eine bittere Realität. Als junges Finanzdienstleistungsunternehmen ist man Migros und Coop ausgeliefert. Denn ohne die orangen Riesen geht in der Schweiz nichts. Damit die 2014 gegründete Bezahl-App hierzulande Fuss fassen konnte, mussten Migros und Coop Twint als Zahlungsmöglichkeit aufnehmen und damit dafür sorgen, dass sie von Kundinnen und Kunden akzeptiert wird.

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Wie Digitec Twint in die Knie zwang

Wie sehr dieses Machtgefüge die Verhandlungen prägen kann, zeigt ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr. Twint wollte für die Migros-Tochter Digitec im März 2020 die Gebühren erhöhen. Der grösste Onlinehändler der Schweiz stellte sich quer und verbannte die Bezahl-App kurzerhand aus seinem Shop.

Wenige Monate später kroch Twint zu Kreuze. Seither kann man bei Digitec wieder mit Twint bezahlen – ohne dass die Migros-Tochter höhere Gebühren entrichten muss. Von einem solchen Verhandlungspoker kann ein KMU aber nur träumen.

«Twint muss günstiger sein als Mastercard oder Visa»

Auf Anfrage wollen weder Coop noch Migros die Blick-Recherchen bestätigen oder dementieren. Beide Firmen lassen ausrichten, dass man sich zu vertraglichen Details mit Twint nicht öffentlich äussern werde.

Der Verband Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ), der sich für einen günstigen elektronischen Zahlungsverkehr einsetzt und unter anderem die Interessen von Coop und Migros vertritt, sagt zu Blick: «Wir hegen grosse Hoffnungen in Twint und unterstützen die App, weil das eine reine Schweizer Lösung ist.» VEZ-Chef Severin Pflüger (42) fordert aber auch: «Twint muss günstiger sein als Mastercard oder Visa. Nur dann hat die App einen Nutzen für den Schweizer Markt.»

Günstiger ist Twint wohl für Migros oder Coop. Für viele KMU sind aber selbst die neuen Debitkarten von Visa und Mastercard noch attraktiver als die Bezahl-App, die in der Schweiz mittlerweile drei Millionen Kunden zählt.

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