Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) werden geschröpft, weil Banken die Gebühren bei Kartenzahlungen massiv erhöhen. Das liegt an den neuen Debitkarten von Visa und Mastercard. Vorderhand bleiben Gewerbetreibende und Händler auf Gebühren sitzen, die sich seit Jahresbeginn teilweise um das 36-Fache erhöht haben, wie Blick am Freitag publik machte. Und: Kundinnen und Kunden müssen wohl am Ende die Zeche begleichen, weil Händler die neuen Gebühren auf die Preise schlagen wollen.
Der Ärger um die neuen Debitkarten-Gebühren ruft die Behörden auf den Plan. Blick weiss: Wettbewerbskommission (Weko) und Preisüberwacher sind aktiv geworden. «Um der Frage nachzugehen, weshalb die Händlergebühren für KMU trotz der tiefen Interchange Fees so hoch ausfallen, haben die Weko und auch die Preisüberwachung Verfahren eröffnet», sagt Weko-Ermittlungsleiter Simon Bangerter (48) auf Anfrage.
Preisüberwacher Stefan Meierhans (52) streicht hervor, dass das neue Gebührenmodell für Transaktionen mit geringem Wert zwar vorteilhafter ist. «Das neue System benachteiligt nun aber Transaktionen mit hohem Wert – und zwar mit zunehmenden Wert auch mit entsprechend zunehmender Belastung», sagt Meierhans. Man befinde sich mit dem Zahlungsverkehrsdienst Worldline seit einigen Wochen im Gespräch. «Informationen über diese Verhandlungen können aber erst nach Unterzeichnung der einvernehmlichen Regelung erteilt werden.»
Deal mit Worldline
Blick-Recherchen zeigen weiter: Eine Zwischenlösung ist bereits da. Die Gebühren bei Debit Mastercard und Visa Debit sollen gedeckelt werden. Die vereinbarte Preisobergrenze liegt bei 2 respektive 3.50 Franken pro Transaktion. «Dieses neue Preismodell gilt seit Ende April», bestätigt eine Sprecherin von Worldline gegenüber Blick. Man habe sich mit dem Preisüberwacher darauf geeinigt.
Für die befragten KMU ist dies ein Fortschritt, zufriedengeben will man sich damit aber nicht. «Wir halten diese Deckelung immer noch für zu hoch und setzen uns dafür ein, dass der Maximalbetrag weiter sinkt», sagt Severin Pflüger (42), Chef des Verbandes Elektronischer Zahlungsverkehr (VEZ).
«Nutzen die Pandemie aus»
Der Gebührenhammer beschäftigt auch FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro (60). «Weder die KMU noch die Kunden sind über die neuen Debitkarten richtig informiert worden», sagt sie zu Blick. Der Zeitpunkt der Einführung stört die Waadtländerin besonders: «Es gibt Leute, die diese Pandemie ausnutzen und profitieren wollen.» De Quattro meint damit Visa und Mastercard: «Sie haben Corona als Gelegenheit für neue Debitkarten genutzt, die sie diskret vertreiben und bei denen sie überhöhte Gebühren verlangen.»
De Quattro hat in der Frühlingssession eine Interpellation eingereicht. Darin schreibt sie: «Es hat den Anschein, dass grosse Einzelhändler wie Coop und Migros günstige Konditionen für diese neuen Debitkarten zum Nachteil der KMU ausgehandelt haben.» De Quattro will vom Bundesrat unter anderem wissen, wie er «eine solche Wettbewerbsverzerrung zwischen den Grossverteilern und den KMU» rechtfertige.
Sie hält gegenüber Blick fest: «Wenn ich mit den Antworten nicht zufrieden bin, werde ich einen Vorstoss im Nationalrat einreichen.»