Bald steht die Vorweihnachtszeit an – und mit ihr die Päckli-Flut. Wenn die neuen Kopfhörer als Geschenk doch nicht passen, kann man sie einfach zurückschicken. Aber was passiert mit den Retouren?
Greenpeace schätzt gemäss einer neuen Untersuchung, dass Firmen im Bereich Elektronik und Haushaltsgeräte jährlich 300 Tonnen unverkaufte Waren entsorgen. Die Organisation hat insgesamt acht Detailhändler befragt, sowohl aus der Elektronik- als auch der Kleiderbranche: H&M, Zalando, Inditex (dazu gehört etwa Zara), Digitec Galaxus, Interdiscount, Fust, Competec (dazu gehört etwa Brack) und Apple. «Alle Detailhändler zerstören neue Ware. Das ist inakzeptabel», fasst eine Greenpeace-Sprecherin die Untersuchung zusammen.
Greenpeace schiesst sich auf Digitec Galaxus ein
Einen besonderen Fokus legt die Organisation auf Digitec Galaxus, mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Franken ein wichtiger Player am Schweizer Markt. Greenpeace lanciert via Social Media eine Kampagne gegen die Migros-Tochter: Als grösster Onlinehändler der Schweiz verkaufe Digitec Galaxus 6,3 Millionen Produkte, heisst es darin. Die Hälfte der via Digitec Galaxus verkauften Produkte stamme allerdings von Drittanbietern, kritisiert Greenpeace. Digitec Galaxus schiebe damit auch die Verantwortung über die Retouren ab.
Im Rahmen der Kampagne können Greenpeace-Unterstützer ein vorgefertigtes E-Mail an Digitec-Galaxus-Chef Florian Teuteberg (45) senden. «Aktuell wurden rund 4500 E-Mails verschickt», so die Greenpeace-Sprecherin weiter.
Doch wie viele der unverkauften Ware bei Digitec Galaxus wandern tatsächlich in den Müll? Greenpeace spricht in der Kampagne von 10 Prozent. Auf Anfrage von Blick hält die Migros-Tochter dagegen: «Greenpeace hat unsere Angaben falsch interpretiert», wehrt sich Mediensprecher Alex Hämmerli. Die Retourenquote liege bei unter 2 Prozent. Von den retournierten Waren würden wiederum nur 5 Prozent recycelt – nicht wie von Greenpeace behauptet 10 Prozent.
70 Prozent der Retouren stecken bei Digitec Galaxus noch in der Originalverpackung und können damit neu verkauft werden. Bei 30 Prozent wurde die Verpackung geöffnet. Diese Waren werden einzeln überprüft. Zwei Drittel davon kommen laut Angaben von Digitec Galaxus als gebrauchte Waren in den Wiederverkauf.
Der Rest wird zur Hälfte gespendet, zur Hälfte recycelt. So kommt der Onlinehändler auf die genannten 5 Prozent aller Retouren, nicht wie von Greenpeace kolportiert 10 Prozent. «Die Entsorgung beziehungsweise das Recycling ist bei uns immer die letzte Option, wenn die Produkte nicht verkauft werden können oder dürfen», beteuert Digitec Galaxus.
Apple blieb eine Antwort schuldig
Greenpeace wiederum kritisiert, Digitec Galaxus habe in der Umfrage weniger genaue Angaben gemacht als die übrigen Befragten. «Mit Ausnahme von Apple haben die anderen Detailhändler unsere Fragen transparenter beantwortet», sagt eine Sprecherin von Greenpeace gegenüber Blick.
Bei Interdiscount werden 3 Prozent der unverkauften Ware recycelt, bei Fust 1,5 Prozent und bei der Competec-Gruppe sind es 0,4 Prozent. Im Textilbereich sieht es ähnlich aus. Bei Zalando liegt der Anteil unverkaufter Ware bei 3 Prozent, bei Inditex und H&M sind es laut Eigendeklaration der Unternehmen 0,3 Prozent.