Dieser Artikel erschien bereits im Oktober 2023 und wurde wegen der aktuellen Berichterstattung über die Päckli-Flut neu publiziert.
Kaum swipe ich durch Instagram, ploppt schon die erste Werbung von Temu oder Shein auf. In meiner Generation kennt jeder die chinesischen Onlineshops. Vor allem der Modehändler Shein hat es einigen Kolleginnen angetan. Ich selbst habe während des Studiums ab und an etwas auf Wish bestellt – immer mit Gewissensbissen. Jetzt wage ich einen neuen Versuch.
Der Bestellprozess ist bei Temu, Shein und Wish sehr einfach. Mühsamer wird es bei Aliexpress – dort muss ich meine beiden Artikel separat bestellen. Ankommen tut immerhin beides in einem Paket. Die Versandkosten sind bei Wish mit 20 Franken am höchsten.
Schneller als erwartet
Temu ist bei der Lieferung am schnellsten: Am Freitag bestellt, am Mittwoch liegt das Päckli im Briefkasten. Das ist schneller als beim deutschen Modehändler Zalando. Als Absender steht auf dem Temu-Päckli denn auch nicht China – sondern Bern. Wish ist bei der Lieferung am langsamsten. Innerhalb von 15 Tagen habe ich alle Produkte im Briefkasten – manche früher als angekündigt.
Einige der ultrabilligen Produkte überzeugen mich: ein Sechserpack Unterhosen für 6.50 und Kühlschrank-Schubladen für 4.70 Franken von Temu sowie eine kleine Handtasche von Shein für 5 Franken. Auch der USB-Stick mit 64 GB von Aliexpress für 50 Rappen funktioniert.
Aus purer Neugier habe ich auf Shein auch ein Hochzeitskleid aus Spitze für 21 Franken bestellt. Dieses erinnert eher an einen Vorhang – und ist für die Grösse S lang geschnitten. Die Spitze ist zum Teil schräg zusammengenäht, der Innenstoff knittert. Aus dem Kleid wieder herauszukommen, wird zur Herausforderung: Der Reissverschluss klemmt. Nach dem Waschgang ist das Kleid zudem leicht rosa. Also sicher nicht hochzeitstauglich.
Die Sneakers von Aliexpress für 10 Franken sind für eine 37 ebenfalls zu klein geschnitten. Dazu ist die Plastiksohle extrem unbequem.
Smartwatch taugt nichts
Gar nicht empfehlenswert ist auch die Smartwatch von Wish für 5 Franken. Nach langer Ladezeit blinkt der Bildschirm kurz auf – der Touchscreen funktioniert jedoch überhaupt nicht. Die spärliche Bedienungsanleitung ist ebenfalls keine Hilfe.
Dafür ist der Rücksendeprozess einfach. Ein Chatbot auf Wish löst die Rückzahlung für die Smartwatch innert zwei Minuten aus. Zurückschicken muss ich die Uhr nicht. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als sie wegzuschmeissen.
Alles in allem haben sich die hundert Franken nicht gelohnt. Klar kann man bei diesen Onlineshops einige Glückstreffer landen. Meistens bekommt man aber genau das, was der Preis verspricht: billige Ware in schlechter Qualität.