Chinesische Onlineshops liefern häufig genau das, was das Preisschild verspricht: Billigware in dürftiger Qualität. Das zumindest das Ergebnis von Blick-Testbestellungen im vergangenen Monat. Ein anderer Test liefert jetzt sogar ein aus gesundheitlicher Sicht alarmierendes Ergebnis: Der Spielwaren Verband Schweiz (SVS) liess das Testlabor SQTS in Dietikon ZH 18 der beliebtesten Spielsachen aus den Shoppingapps von Temu und Shein unter die Lupe nehmen. 15 Produkte fielen dabei durch!
Besonders kritisch war ein Stofffuchs von Temu. Dieser sei aufgrund seiner Eigenschaften auch für Kinder unter 36 Monaten vorgesehen. Er fällt aber bei den dafür notwendigen allgemeinen Sicherheitsanforderungen EN 71-1 (Spielzeugnorm) durch: So löst sich das Auge bereits bei leichtem Zug ab. «Dieses Auge bildet aufgrund seiner Grösse ein von Kleinkindern verschluckbares Kleinteil und kann somit eine Erstickungsgefahr darstellen», heisst es im Testbericht. Schon bei leichtem Zug platzten zudem mehrere Nähte auf. Kleinkinder könnten die Füllung verschlucken.
Chinas Billigshops auf dem Vormarsch
Viel zu viel toxisches Schwermetall
Die Kette mit Anhänger (Herz mit Einhorn) von Temu und Smiley-Fingerringe von Temu enthielten sehr hohe Cadmiumwerte. Cadmium ist ein toxisches Schwermetall, das lange im Körper bleibt. Aufgrund der bereits hohen Grundbelastung im Alltag muss die weitere Verteilung von Cadmium vermieden werden.
Daher dürfen Metallteile von Schmuck, die längere Zeit mit der Haut in Kontakt kommen, nicht mehr als 0,01 Prozent Cadmium enthalten. Der Anhänger enthielt 17,83 Prozent Cadmium und der Fingerring 41,46 Prozent!
Die 3D-Sticker von Temu wiesen Weichmacher auf (Phthalate) mit einem erhöhten DEHP-Gehalt von 1,7 Prozent. «Das untersuchte Material entspricht nicht den geprüften Anforderungen der Spielzeugverordnung VSS. Es konnte Di-2-ethylhexylphthalat über dem Grenzwert und Dibutylphthalat im Bereich des Grenzwertes von 0,1 Prozent nachgewiesen werden», heisst es im Prüfbericht.
Gesetzeslücke in der Schweiz?
Zu negativen Testergebnissen führten zudem fehlende oder falsche Kennzeichnungsvorschriften oder unzureichend gesicherte Batteriefächer. Für das Make-up-Kit Princess Play von Temu hätte wegen fehlender Angaben zur Mindesthaltbarkeit und Zusammensetzung gar ein Rückruf angeordnet werden müssen. Insgesamt hätten laut Testlabor 6 von 15 Produkte zurückgerufen werden müssen. Falls eine Kontrolle stattfinden würde.
Doch von einer solchen Überprüfung sind Spielwaren ausgenommen, die direkt über den Onlinehandel in China bestellt werden. Sogenannte private Direktimporte von nicht-konformen Waren werden vom kantonalen Vollzug nicht kontrolliert. Anders als in der EU sind solche Produkte in der Schweiz legal. Und dies, obwohl Spielwaren im Schweizer Handel zu den am stärksten regulierten Produkten gehören.
Der Spielwaren Verband Schweiz hat vom Bund bereits mehrfach Massnahmen gefordert. Anpassungen habe es bis anhin jedoch keine gegeben.