Mit dem Zuzug von Alf-Inge Haaland (50), dem einstigen Fussballprofi und Vater von Manchester-City-Star Erling Haaland (22), steht Andermatt UR im Rampenlicht der internationalen Presse. Laut dem norwegischen Einwohnermelderegister ist Haaland am 8. Mai 2023 ins Haus «Arve» gezogen. Dessen Bauherrin: Die Andermatt Swiss Alps AG von Milliardär Samih Sawiris (62), der auch mal selbst seine Luxus-Apartments vermarktet.
Im selben Haus besitzt der Urner FDP-Ständerat Josef Dittli (66) auch eine Ferienwohnung. Er begrüsst den prominenten Zuzug nach Andermatt: «Ich freue mich, dass mit Herrn Haaland offenbar ein weiterer guter Steuerzahler entdeckt hat, wie schön Andermatt das ganze Jahr über ist.»
Aktive Bearbeitung der Skandinavier
Haalands Umzug nach Andermatt ist nicht zufällig. Diverse Norweger haben schon bei Andermatt Swiss Alps eine Wohnung gekauft, darunter schon 2021 der schwerreiche norwegische Industrielle Kjartan Aas (62). Stefan Kern, Sprecher von Andermatt Swiss Alps, erklärt gegenüber Blick: «Seit 2020 bis heute wurde über ein halbes Dutzend Wohnungen in Andermatt an norwegische Staatsbürger verkauft, mit einem durchschnittlichen Preis von über zwei Millionen Franken.» Laut Kern wächst das Interesse an Andermatt im nordischen Raum auch stetig.
Schon vor eineinhalb Jahren hat Andermatt Swiss Alps die nordischen Länder als «strategische Akquisitionsmärkte» definiert. «In erster Linie ging es nicht um Steueroptimierung, sondern darum, dass Skandinavier viel Affinität zu Outdoor-Aktivitäten haben und im Durchschnitt ein hohes Vermögensniveau aufweisen», sagt Kern. Sawiris selber umgarnt die Millionäre aus dem hohen Norden, sagt im norwegischen Blatt «Finansavisen»: «Norwegische Alpenresorts sind nicht besonders aufregend. Die Berge sind nicht einmal hoch.» Dadurch sei das Interesse vermögender Norweger an Besitztümern im Alpenraum gross.
Dass deren Interesse an der Schweiz infolge der veränderten Steuerregelungen in Norwegen zuletzt deutlich zugenommen hat, sei laut Kern indes ein «glücklicher Zufall».
Eine Schwedin mit Berufsvergangenheit im Nobelhotel The Chedi Andermatt vermarktet die Liegenschaften von Andermatt Swiss Alps vor Ort in Skandinavien, primär in Norwegen und Schweden. Offenbar mit Erfolg. Wobei es zu relativieren gilt: Zwei Drittel der Käufer haben Wohnsitz in der Schweiz. «Der Anteil skandinavischer Käufer liegt noch im tiefen einstelligen Bereich», so Kern. Das soll sich jedoch ändern.
Andermatt mausert sich zum Glamour-Ort
Andermatt hat nämlich gute Karten, um vermögende Nordländer zu ködern. Der Kanton Uri ist zwar steuerlich nicht der attraktivste. Es gibt aber wie andernorts die Möglichkeit, mit den Behörden individuelle Steuerabkommen zu treffen. Und: «Andermatt ist der einzige Ort in der Schweiz, an dem Ausländer uneingeschränkt Immobilien erwerben können», so Kern. Bis 2040 ist Andermatt nämlich von der Lex Koller befreit.
Im Konkurrenzkampf mit anderen Schweizer Orten wie Luzern oder Lugano, die ebenfalls vermögende Norweger angezogen haben, legt Andermatt nun noch einen Zacken zu. Seit 2005 verwandelt Sawiris das früher militärisch geprägte Kasernendorf in einen alpinen Trend-Ort. Mehr noch: in ein Reichen-Reduit.
«Wir haben 2023 mit dem Bau von sechs neuen Apartmenthäusern begonnen», sagt Kern. Zudem laufen Vorbereitungsarbeiten für ein neues Lifestyle-Hotel. Im nahe gelegenen Dieni/Sedrun sind die Planungen für den Bau des Resorts Dieni weit gediehen. Und im Dorfteil Andermatt-Reuss entsteht bis Ende 2024 ein neuer Konsumtempel. Dieser beinhaltet zwölf Flächen für den Detailhandel und drei für die Gastronomie.
In der Zeitung «Finansavisen» spuckt Sawiris grosse Töne: «Sobald das Einkaufsangebot fertig entwickelt ist, werden wir die coolste Skidestination der Schweiz sein.» Er weiss, dass die schöne Natur allein nicht ausreicht für Standortattraktivität. Dazu Sawiris weiter: «Leider sind Prada und Louis Vuitton für gewisse Gäste attraktiver als Natur, Bergpfade und Mountainbiken.»
Ein neues Sportler-Mekka?
Angesichts der Expansion akquiriert Andermatt Swiss Alps fleissig weiter solvente Käufer aus aller Welt. Dass die Norweger dabei eine besondere Rolle spielen, zeigt folgende Anekdote: Als Kjartan Aas 2021 nach Andermatt zog, kaufte er zunächst eine 140-Quadratmeter-Wohnung für 2,5 Millionen Franken. Im August 2024 zieht er nun weiter in eine nah gelegene 230-Quadratmeter-Wohnung, für die er 5,2 Millionen bezahlt hat. Ihm zufolge habe er trotz riesigem Interesse aus aller Welt den Zuschlag erhalten, weil Andermatt Swiss Alps ihn als «hervorragenden Botschafter Andermatts» sehe, wie er im «Finansavisen» ausführt. Eine Anfrage von Blick liess Aas unbeantwortet.
2022 lag der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Andermatt bei 17'000 Franken. «Er ist im laufenden Jahr weiterhin steigend», fügt Kern an. Das ist deutlich mehr als etwa in Oslo, einer der teuersten Städte weltweit. Doch die Steuervorteile und die Natur überwiegen für die auswanderungswilligen norwegischen Reichen.
Es kommen aber beileibe nicht nur Norweger. «Mit dem Tourismusresort spielen wir jetzt in der Champions League», sagt Andermatts Gemeindepräsident Peter Baumann (49) gegenüber Blick. Stimmt: Schliesslich hat ja auch schon der niederländische Nationaltrainer Louis van Gaal (71) dort eine Ferienwohnung von Sawiris gekauft.