Bei diesem Inserat für eine Immobilie in Le Mont-Pélerin VD staunt man: Das Luxus-Chalet mit fünf Schlafzimmern und fünf Badezimmern kostet 10 Millionen Franken! Vermittler: Das Luxus-Immobilienportal Sotheby’s International Realty. Im Preis inbegriffen ist ein Spa-Bereich – wunderschöne Aussicht auf den Genfersee und die Alpen gibts oben drauf.
Es ist nicht das einzige Schweizer Luxus-Chalet, das internationale Immobilienhändler derzeit auf ihren Plattformen anpreisen. Dazu gehört auch ein Prachtbau am Pistenrand bei Zermatt VS für 4,8 Millionen Franken.
Bei Sotheby's International Realty und Knight Frank lassen sich unzählige weiterer solcher Luxus-Chalets in den Schweizer Bergen finden. Kostenpunkt: 5 bis 10 Millionen Franken.
Verkäufe haben sich verdoppelt
Der Markt für Schweizer Luxus-Chalets brummt. «Vor allem am Genfersee sowie in den Bergen hat das Luxussegment einen Nachfrageboom erlebt», sagt UBS-Immobilienexpertin Katharina Hofer (34). Das zeigt sich auch in den Verkaufszahlen: «Die Anzahl Transaktionen dürfte sich in den Bergen im laufenden Jahr im Vergleich zu 2019 verdoppelt haben», sagt Hofer.
«Die aktuelle Situation ist einmalig», bestätigt Branchenexperte und Immobilienmakler Florian Steiger (51) von Steiger & Cie. Der Immobilienvermittler mit Büros in Zermatt VS, Verbier VS und Crans-Montana VS ist im Wallis eigenen Angaben zufolge führend im Markt für Luxusimmobilien.
Begehrt wie nie zuvor
«Seit unserer Gründung vor 15 Jahren hatten wir verschiedene Wellen von Käufern, aber noch nie so ausgeprägt wie jetzt», weiss Steiger. Aktuell erhält der Luxusimmobilien-Vermittler zwei bis drei Mal mehr Anfragen als in einem guten Jahr.
Bereits 20 Luxus-Chalets für 5 Millionen Franken oder mehr habe er dieses Jahr verkauft. Weitere 20 stehen aktuell zum Verkauf: Zehn in Verbier VS, fünf in Crans-Montana VS und fünf in Zermatt.
Edle Immobilien gehen auch in Andermatt UR schnell weg. Dort hat die Andermatt Swiss Alps AG im laufenden Jahr mit über 100 Feriendomizilen ein Drittel mehr Wohnungen verkauft als 2020. Mit seinem Unternehmen hat der ägyptische Investor Samih Sawiris (64) dort seit Projektstart von den 420 fertiggestellten Ferienwohnungen im neuen Dorfteil Andermatt Reuss 408 verkauft.
Corona sorgt für Ansturm
Woher kommt dieser Run auf Schweizer Luxusimmobilien in Berggebieten? Die Immobilienexpertin der UBS sieht zwei Gründe dafür: Einerseits befinden sich unter den Käufern wieder vermehrt begüterte Schweizerinnen und Schweizer. «Luxusimmobilien versprechen eine langfristige Werthaltigkeit, da sie an den begehrten Standorten nur begrenzt verfügbar sind», sagt Hofer. Das war laut der Immobilienexpertin während der unsicheren Corona-Zeit besonders gefragt.
Ein weiterer Grund für die hohen Preise ist die verstärkte Nachfrage nach Luxusimmobilien aus dem Ausland – insbesondere aus den Nachbarländern. «Für sie ist entscheidend, dass die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie hierzulande vergleichsweise weniger einschneidend sind», sagt Hofer. Speziell im Luxusimmobilienbereich stieg demnach nicht nur die Nachfrage nach Zweit- sondern auch nach Erstwohnsitzen.
Gstaad ist am teuersten
Das erhöhte Interesse schlägt sich auch auf die Preise nieder: Im Durchschnitt stiegen diese in den prestigeträchtigen Berggemeinden laut der UBS im vergangenen Jahr um rund 10 Prozent. Das ist nochmals eine deutlich stärkere Zunahme als im restlichen Häusermarkt.
Mit Abstand am teuersten ist die Gemeinde Gstaad im Berner Oberland. Hier bezahlen Reiche laut dem britischen Immobilienberater Knight Frank 34'700 Franken pro Quadratmeter für ein luxuriöses 4-Zimmer-Chalet. In Verbier VS sind es 23'100 Franken. Und in Zermatt kostet ein Luxusdomizil 20'800 Franken pro Quadratmeter.
Ausverkauf der Heimat
Solche Preise sind vergleichbar mit anderen Luxus-Skidestinationen dieser Welt. Doch für Einheimische sind sie verheerend. Es hat zur Folge, dass sie sich ihre Immobilien nicht mehr leisten können. Und das gilt nicht nur für jene, die derzeit ein Haus in diesen Regionen kaufen wollen. Auch wer bereits ein Eigenheim besitzt, für den ist das Haus unter Umständen plötzlich finanziell nicht mehr tragbar.
Der Kanton Bern beispielsweise hat Anfang 2020 eine amtliche Neubewertung der Grundstücke vorgenommen. Der Immobilienboom führte dazu, dass die Liegenschaften höher versteuert werden mussten.
Die Neubewertung machte im Saanenland, zu dem auch Gstaad gehört, manch ein Einwohner über Nacht zum Millionär – ohne mehr Geld auf dem Konto zu haben. Für einige Familien bedeutete die Neubewertung, dass sie sich ihr eigenes Haus nicht mehr leisten konnten, weil die Steuerlast zu gross wurde.