Seit 28 Jahren ist Georg Fraisl im Ski-Zirkus unterwegs. Es gibt kaum etwas, was der Österreicher als Reporter nicht schon erlebte. Könnte man meinen. Der Zwist rund um die Lauberhorn-Rennen machen aber auch ihn beinahe sprachlos. «Ich habe wirklich schon viel mitgemacht. Doch das, was sich bei euch in der Schweiz momentan abspielt, ist einmalig. Ich bin schockiert und hoffe wirklich, dass das Lauberhorn nicht aus dem Weltcup verschwindet.»
Fraisl ist überzeugt, dass auch die meisten Fans in Österreich wie er denken. «Ich habe keinerlei Schadenfreude. Warum auch? Ich liebe dieses Rennen, es ist wunderbar. Lauberhorn und die Ski-Schweiz, das gehört einfach zusammen.» Für ihn ist klar: Es müsste im Interesse aller liegen – auch des Tourismus – dass Beat Feuz und Co. auch künftig über den Hundschopf fliegen. «Wengen und Kitzbühel, das sind die grössten Klassiker im Skisport. Sie sind das, was der Holmenkollen für die Langläufer ist. Oder Wimbledon für das Tennis. Unersetzlich.»
«Ein Minus-Geschäft? Das kann ich kaum glauben»
Umso heftiger schüttelt der Ski-Experte den Kopf, wenn er auf die roten Zahlen angesprochen wird, welche der Klassiker im Berner Oberland in den letzten Jahren lieferte. Dass Kitzbühel in normalen Jahren ohne Absagen etwa eine Million Franken Gewinn macht, Wengen dagegen ums Überleben kämpft, sei seltsam.
«Ich weiss, die Voraussetzungen sind anders. Nur schon die Anfahrt sei in Wengen viel komplizierter. Dennoch: Wenn ich mir die unglaublichen Menschenmassen am Gegenhang des Hundschopfs vor Auge führe, kann ich fast nicht glauben, dass dies ein Minus-Geschäft ist.»
Auch die TV-Quoten seien ja gigantisch, so Fraisl. Er meint scherzend: «Es muss wohl jemand geben, der mit einem grossen Geldkoffer unbemerkt davonläuft.» Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Traditionen: Ja, aber …
Dennoch: Fraisl macht sich Sorgen um den Schweizer Ski-Klassiker. Er liebt die Traditionen, welche in Wengen hochgehalten werden.
Doch er mahnt auch: «Wer A sagt, muss auch B sagen. Traditionen sind wunderbar. Aber es stört doch keine Gämse, wenn am Hundschopf während einer Woche im Jahr ein Werbebogen steht. Es muss ja nicht gleich so weit gehen wie in Kitzbühel, wo alles bis ins Letzte vermarktet wird. Aber eine Öffnung ist wichtig.»
Heute soll der Zoff zwischen Swiss Ski und den Lauberhorn-Rennen beendet werden. Seit 2016 das Wengener OK mehr Geld forderte vom nationalen Ski-Verband, dauert der Streit an. Erst recht, nachdem OK-Chef Urs Näpflin Swiss Ski 2018 vor den Internationalen Sportgerichtshof zerrte.
Die nächste Eskalationsstufe wurde letzte Woche erreicht, als Swiss Ski Wengen für 2022 aus dem provisorischen Weltcup-Kalender streichen liess. Dieser Antrag wurde nach einer ersten Annäherung zwar wiederzurückgezogen, beigelegt ist der Zoff damit aber noch nicht.
Am Donnerstag Morgen treffen sich die Streithähne Näpflin und Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann mit ihren Anwälten in Bern für Vorgespräche. Ab 16 Uhr soll dann zusammen mit Sportministerin Viola Amherd und Vertretern des Kantons Bern ein Schlussstrich unter die Affäre gezogen werden.
Heute soll der Zoff zwischen Swiss Ski und den Lauberhorn-Rennen beendet werden. Seit 2016 das Wengener OK mehr Geld forderte vom nationalen Ski-Verband, dauert der Streit an. Erst recht, nachdem OK-Chef Urs Näpflin Swiss Ski 2018 vor den Internationalen Sportgerichtshof zerrte.
Die nächste Eskalationsstufe wurde letzte Woche erreicht, als Swiss Ski Wengen für 2022 aus dem provisorischen Weltcup-Kalender streichen liess. Dieser Antrag wurde nach einer ersten Annäherung zwar wiederzurückgezogen, beigelegt ist der Zoff damit aber noch nicht.
Am Donnerstag Morgen treffen sich die Streithähne Näpflin und Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann mit ihren Anwälten in Bern für Vorgespräche. Ab 16 Uhr soll dann zusammen mit Sportministerin Viola Amherd und Vertretern des Kantons Bern ein Schlussstrich unter die Affäre gezogen werden.