Streit ist trotz Swiss-Ski-Rückzieher noch nicht beigelegt
Rettet der Kanton Bern die Lauberhorn-Rennen?

Mit dem Rückzieher des Ski-Verbands bleibt Wengen zwar vorerst auf dem Weltcup-Programm. Doch langfristig ist das Lauberhorn-Rennen noch nicht gerettet. Jetzt müsse die Politik ran, findet alt Bundesrat Adolf Ogi.
Publiziert: 25.05.2020 um 17:45 Uhr
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Doch kein Aus für die Lauberhornrennen?
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Der Druck hat gewirkt. Nachdem sich zahlreiche Politiker mit einem offenen Brief in den Streit um die Zukunft der Lauberhorn-Rennen eingemischt haben und sich sogar Sportministerin Viola Amherd (57) einschaltete, hat der Verband Swiss Ski gestern einen Rückzieher gemacht. Er nahm den Antrag, das legendäre Rennen in Wengen BE 2022 vom Weltcup-Kalender zu streichen, wieder zurück.

«Ein Hoffnugsschimmer» für Ogi

Unter den Sport-Fans im Parlament ist die Erleichterung gross. «Ich bin positiv überrascht», sagt der Berner SVP-Nationalrat Lars Guggisberg (42), der den Brief verfasst hatte. Es sei ein gutes Zeichen, dass sich der Verband einen Ruck geben konnte und einen Schritt auf das Organisationskomitee der Rennen zumachte.

Besonders gross ist die Freude bei alt Bundesrat Adolf Ogi (77). Wohl keinem anderen liegt eine Lösung so sehr am Herzen wie dem ehemaligen Sportminister und einstigen Swiss-Ski-Präsidenten. Das Entgegenkommen des Verbands sei «ein Hoffnungsschimmer», sagt er. Ein Grund für das rasche Handeln sei wohl, dass heute und morgen der Vorstand des internationalen Skiverbands (FIS) tagt. «Man wollte sicher nicht, dass sich das Problem weiter in die Länge zieht.»

Streit beschäftigt das Gericht

Der Verband und Wengen liegen sich der Finanzen wegen in den Haaren. Das OK um Urs Näpflin will einen grösseren Anteil der Gelder, die der Verband mit der Vermarktung der TV-Rechte macht. Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann wiederum will sich von Näpflin nicht erpressen lassen. Der Streit ist bereits zum Fall für den Internationalen Sportgerichtshof geworden.

In den vergangenen Tagen überschlugen sich dann die Ereignisse. Nachdem bekannt wurde, dass der Verband hinter dem Rücken des OKs das Lauberhorn-Rennen vom Rennplan 2021/22 streichen liess, kündigte ein Emmentaler Unternehmer gestern plötzlich eine 300'000-Franken-Spende an. «Wenn wir das Lauberhorn absagen, machen wir uns lächerlich. Das würde im Ausland kein Mensch verstehen», so die Begründung von Jörg Moser, Besitzer des Schweizer Volksmusikzentrums Lueg.

Auch Politik stehe in der Pflicht

Von Seiten der Politik ist man sich aber einig: Mit der Spende und dem Rückzieher von Swiss Ski ist das Problem nicht gelöst. «Jetzt müssen beide Seiten ihre Hausaufgaben machen», sagt Ogi. Vor allem müssten weitere Geldmittel beschafft werden – «das gilt für beide», so der alt Bundesrat. «Und zweitens muss das Marketing professionalisiert werden.»

Auch die Politik stehe hier in der Pflicht, findet Ogi. «Mit einem Brief ist es nicht getan.» Zur Diskussion steht konkret, dass der Kanton Bern eine Defizitgarantie sprechen könnte. So wird am runden Tisch, den Sportministerin Viola Amherd für kommenden Donnerstag einberufen hat, auch ein Vertreter des Kantons sitzen. Bei den anderen 25 Kantonen dürfte der Vorschlag aber gar nicht gut ankommen. Schliesslich bekommt der Bern jährlich über eine Milliarde Franken aus dem nationalen Finanzausgleich.

«Geheimniskrämerei um Fernsehrechte»

Aus Sicht von SP-Nationalrat Matthias Aebischer, der den offenen Brief ebenfalls mitunterzeichnet hatte, offenbart der Streit aber auch ein grundsätzliches Problem. Während Firmen ihre Compliance angepasst haben und heute zum Beispiel die Spitzensaläre offenlegen müssen, fehle es im Sport oft noch an finanzieller Transparenz.

«Viele Sportverbände und -vereine haben immer noch das Gefühl, es sei nobel, wenn man um die Buchhaltung ein Geheimnis macht.» Diese «Geheimniskrämerei um die Fernsehrechte» müsse aufhören, findet er.

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