In den letzten Tagen wurde viel geschrieben über den Zwist zwischen den Lauberhorn-Organisatoren und Swiss Ski. «Genau darum will ich jetzt kein Öl mehr ins Feuer giessen», sagt Andreas Rickenbacher auf Anfrage des BLICK. Er ist Vizepräsident und im OK des Weltcupklassikers für das Ressort Marketing zuständig. «Wir werden einen Kompromiss finden», spricht er den kommenden Donnerstag an. Dann wird das OK und der Schweizer Skiverband zusammen mit Sportministerin Viola Amherd an einen Tisch sitzen. Das Ziel aller ist klar: Die Vorwürfe, Klagen und die Zankerei sollen der Vergangenheit angehören. Die Lauberhorn-Rennen müssen auf finanziell gesunde Beine gestellt werden.
«Wenn ich gefragt werde, gebe ich Antwort»
Wie das geschehen soll, ist offen. Swiss Ski findet, die öffentliche Hand sollte einen grösseren Teil des Budgets von aktuell 8,7 Million Franken tragen. Der Verband meint aber auch, dass sich die Wengener künftig besser verkaufen müssen. Präsident Urs Lehmann sprach kürzlich auch Rickenbacher direkt an. Und meinte: «Wir wollen die Vermarktung in Wengen auf ein neues Niveau bringen. So eine grosse Kiste vom Budget her muss in der Kommerzialisierung entsprechend professionell sein. Und dort gibt es in Wengen noch Potenzial.»
Genau da hakt Rickenbacher ein. «Verbessern kann man sich immer, klar. Aber wie kann Urs Lehmann so etwas behaupten, ohne Zahlen zu nennen?», fragt er rhetorisch. Er habe bewusst keinen Kontakt zu den Medien gesucht. «Aber wenn ich gefragt werde wie jetzt vom BLICK, gebe ich Antwort.»
«Ich habe eine dicke Haut»
Rickenbacher, seit drei Jahren im OK, rechnet vor: «2007 betrug das Budget 4,5 Millionen Franken. Swiss Ski übernahm damals mit 1,8 Millionen rund 40% und das OK 2,7 Millionen. Danach stieg der Etat stark, weil der Weltskiverband die Auflagen an die Infrastruktur erhöhte. Und, weil der Erfolg auch mehr Kosten mit sich brachte – zum Beispiel im Bereich Sicherheit. Im Jahr 2020 lag das Budget bereits bei 8,7 Millionen. Diese Mehrkosten werden fast vollständig durch die bessere Vermarktung der Wengener selber getrager: 6.5 Millionen finanziert das OK heute – Swiss-Ski dagegen 2.2 Millionen, also noch 25%. Mehr muss ich dazu eigentlich nicht sagen.»
Und doch tut es Rickenbacher. Nicht, weil sich der frühere Berner Regierungsrat von den Aussagen Lehmanns verletzt fühle. «Dafür war ich zu lange in der Politik. Ich habe eine dicke Haut», sagt er lachend. Vielmehr will er seine Mitarbeitenden loben. «Wir haben unseren Anteil in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Ich bin stolz auf mein Team.» Dazu muss man sagen: Während Wengen Einnahmen durch Ticketverkauf (auch VIP-Pakete), Merchandising und Verpflegung generiert, leitet Swiss Ski seinen Brocken durch TV-Geldern und Sponsoren (Banden) weiter. Das Ganze wird durch Beiträge der öffentlichen Hand ergänzt.
Uni-Abschluss in Marketing
Rickenbacher gibt zu, dass er kein Vermarktungsprofi ist. Also nicht das, was sich Lehmann wünscht. Aber immerhin habe er einen Uni-Abschluss in Marketing. Er mache seine Aufgabe nebenamtlich, oft in der Freizeit und dies sehr gerne. «Ich wurde in der Öffentlichkeit grundlos angeschossen. Doch nun gilt es, nach vorne zu schauen. Vieles läuft auch gut mit Swiss-Ski – das will ich keinesfalls kleinreden. Ich bin überzeugt, dass wir noch viele herrliche Ski-Rennen am Fuss von Eiger, Mönch und Jungfrau sehen werden. Aber nun braucht es Lösungen.»