Die Diskussionen nach dem Eidgenössischen Schwingfest klingen nicht ab. Es brodelt bei den Fans der einzelnen Teilverbände, BLICK analysiert die Brennpunkte:
Innerschweiz: War Wicki wirklich unten?
In der Innerschweiz dreht sich alles um die Frage: War es wirklich ein Plattwurf im Schlussgang? Muss man dieses Resultat geben? War Joel Wicki ganz unten?
BLICK meint:
Das Reglement sagt, dass zwei Drittel des Rückens im Sägemehl sein müssen. Das war wohl der Fall. Der Kampfrichter sah das so, die Männer am Tisch ebenfalls. In jeder Sportart wo es Noten und Interpretationen gibt, muss jemand entscheiden. Und das ist passiert. «Einen Videobeweis wird es im Schwingen nie geben», sagt Paul Vogel, der Chef des Schwingerverbandes.
Nordostschweiz: Wurde Orlik um den Schlussgang gebracht?
Orlik und Stucki stellen im 6. Gang, Orlik kriegt eine 8.75, Stucki eine 9 – obwohl Stucki «nur» dreimal gezogen haben soll. Am Ende fehlt Orlik nach 7 Gängen genau ein solcher Viertelpunkt auf Stucki und den Schlussgang. Unverdient?
BLICK meint:
- Die 9 beim Gang für Stucki gegen Wicki war klar, die 9 im Gang gegen Orlik eher wohlwollend. Aber so ist das beim Schwingen. Über eine Notengebung kann man immer diskutieren. Und es wird immer unterschiedliche Auslegungen geben. Und: Orlik hatte am Samstag viel Dusel, als er gegen Florian Gnägi im Sägemehl lag, die Kampfrichter das Resultat aber nicht gaben. Er soll nicht mit zwei Drittel des Rückens auf dem Boden gewesen sein. BLICK-Experte Ueli Banz sah es beispielsweise anders.
Bern: Warum so viele Hochkaräter für Stucki?
In Bern läuft die hitzige Diskussion umgekehrt wie in der Innerschweiz. Zweimal Joel Wicki, dazu Pirmin Reichmuth und Armon Orlik hat König Stucki auf dem Notenblatt. Vier seiner acht Gänge hat er gegen einen der vier Topfavoriten (Reichmuth, Orlik, Giger, Wicki) bestritten. Hingegen gab es unter den vier Topfavoriten keine einzige Direktbegegnung. Wicki, Orlik, Reichmuth und Giger sind nie aufeinander getroffen.
«Man ging in der Einteilung auf meine Jungs los. Am Sonntag wurde es zu viel, Stucki gegen Orlik im sechsten Gang war völlig übertrieben», sagt der Berner Teamchef Peter Schmutz.
Und was sagen die Direktbetroffenen? Joel Wicki war ein grossartiger «Verlierer». «Ich gratuliere Chrigel herzlich und freue mich für ihn. Er war einfach der Stärkste», sagt Wicki. Und Stucki? «Natürlich wurde ich hart angepackt. Aber so ist das im Schwingen. Und wer König werden will, muss sowieso früher oder später gegen die Besten bestehen.»
BLICK meint:
- Stucki und Wicki stänkern nicht. Sie suchen nicht nach Haaren in der Suppe, sie zeigen sich als grosse Sportler. Vor allem dank Joel Wicki liegt nicht einmal ein kleiner Schatten auf dem Königstitel von Stucki.
- Darum, liebe Innerschweizer, Nordostschweizer und Berner Schwingerfans: Nehmt euch ein Beispiel an den Direktbetroffenen. Hört auf zu jammern und zu stänkern!