Wann und wo findet das ESAF 2022 statt?
Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest findet vom 26. bis 28. August 2022 in Pratteln statt. Alle drei Jahre ist eine andere Region der Schweiz Gastgeber, im Jahr 2022 wird der neue Schwingerkönig erstmals im Kanton Basel-Landschaft gekrönt.
Sportliches Programm
Beim ESAF steht das Schwingen im Zentrum. So sieht das sportliche Programm aus:
Freitag, 26. August
- 11.00 Uhr: Eröffnung Festgelände
- 14.00 Uhr: Festumzug
Samstag, 27. August
- 7.30 Uhr: Einmarsch der Schwinger
- 8.00 Uhr: Anschwingen 1. Gang
- 10.00 Uhr: Anschwingen 2. Gang
- 13.30 Uhr: Anschwingen 3. Gang
- 15.30 Uhr: Anschwingen 4. Gang
Sonntag, 28. August
- 7.45 Uhr: Ausstich 5. Gang
- 9.30 Uhr: Festakt
- 10.15 Uhr: Ausstich 6. Gang
- 13.30 Uhr: Kranzausstich 7. Gang
- 14.45 Uhr: Final Steinstossen Unspunnenstein
- 15.15 Uhr: Kranzausstich 8. Gang
- 16.45 Uhr: Schlussgang
- 17.15 Uhr: Schlussakt
- 18.15 Uhr: Rangverkündigung
Anreise nach Pratteln
Den Schwing-Fans wird empfohlen, mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen. Um dem Ansturm gerecht zu werden – insgesamt werden rund 300'000 Besucherinnen und Besucher erwartet –, wird der Bahnhof Pratteln für das Fest temporär erweitert und es verkehren Extrazüge. Alle Infos gibts hier.
Festprogramm
Beim ESAF gehts schon lange nicht mehr nur ums Schwingen. Den Zuschauern soll viel mehr geboten werden. Über alle Tage gibt es in Pratteln deshalb auch zahlreiche Konzerte, die besucht werden können. Von Lo & Leduc über Kunz bis zu Oesch's die Dritten ist für alle etwas dabei. Das komplette Festprogramm gibts hier.
Geschichte
Am 11. März 1895 wurde im Café Born in Bern der Eidgenössische Schwingerverband (ESV) gegründet. Noch im gleichen Jahr fand in Biel das erste Eidgenössische Schwing- und Älplerfest statt. Es sollte von da an in einer gewissen Regelmässigkeit durchgeführt werden und machte den Schwingsport immer populärer. 1914 hatte der Verband 3'411 Mitglieder, 30 Jahre später waren es bereits über 13'000. Aktuell zählt der ESV rund 50'000 Mitglieder. Er besteht aus fünf Teilverbänden:
- Bernisch-Kantonaler Schwingerverband (BKSV)
- Innerschweizer Schwingerverband (ISV)
- Nordostschweizer Schwingerverband (NOSV)
- Nordwestschweizer Schwingerverband (NWSV)
- Südwestschweizer Schwingerverband (SWSV)
Zu Beginn fand das ESAF alle zwei oder drei Jahre statt, seit 1974 wird es im Drei-Jahres-Rhythmus durchgeführt. Neben dem Schwingen gehören auch Steinstossen und Hornussen zum ESAF. Allerdings gab es 2019 in Zug kein passendes Feld, weshalb kein Wettkampf im Hornussen ausgetragen werden konnte. In Pratteln gehört dieser Sport wieder zum Programm, 20 Teams reisen mit insgesamt 380 Athletinnen und Athleten, Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter an.
Zusammen mit dem Unspunnenfest (alle sechs Jahre, nächste Ausgabe: 27. August 2023) und dem Kilchberg-Schwinget (alle sechs Jahre, nächste Ausgabe: 2026) ist das ESAF der wichtigste Wettkampf im Schwingen und Steinstossen.
Schwingen – die wichtigsten Infos und Regeln
Teilnehmer
In Pratteln werden 278 Schwinger in die Zwilchhosen steigen. Die Startplätze werden gemäss Planung der Organisatoren wie folgt unter den Teilverbänden aufgeteilt:
- Bernisch-Kantonaler Schwingerverband (BKSV): 58
- Innerschweizer Schwingerverband (ISV): 85
- Nordostschweizer Schwingerverband (NOSV): 65
- Nordwestschweizer Schwingerverband (NWSV): 30
- Südwestschweizer Schwingerverband (SWSV): 30
Die zusätzlichen zehn Startplätze werden Auslandschwingern zur Verfügung gestellt.
Gang
In insgesamt acht Gängen wird der neue Schwingerkönig gekrönt. Dabei dauern nicht alle Duelle gleich lange. Je näher die Entscheidung rückt, desto länger greifen die «Bösen» zusammen. Die Gangdauern, die vor drei Jahren in Zug festgelegt wurden, dürften in diesem Jahr in Pratteln ähnlich sein.
- Am Samstagmorgen: 6 Minuten
- Am Samstagnachmittag: 7 Minuten
- Am Sonntagmorgen: 7 Minuten
- Am Sonntagnachmittag (Kranzausstich): 8 Minuten
- Der Schlussgang: 16 Minuten
Der Gang wird von einem Platzkampfrichter im Sägemehl und zwei Kampfrichtern am Tisch geleitet und bewertet. Vor dem Duell geben sich die Schwinger die Hand und am Ende wischt der Sieger dem Verlierer das Sägemehl vom Rücken.
Einteilung
Anders als in vielen anderen Sportarten werden die Duelle im Schwingen nicht ausgelost, sondern zugeteilt. Der 1. Gang wird von Stefan Strebel, dem technischen Leider des Eidgenössischen Schwingerverbandes, wenige Tage vor dem ESAF bestimmt. Im Alleingang. Die Kriterien? Die Besten sollen im Anschwingen auf die Besten treffen, damit es schon eine erste Selektion gibt. Sind Schwingerkönige am Start, gibts zu Beginn ein Königs-Duell. Auch möglich: König gegen Unspunnen- oder Kilchberg-Sieger. Ausgeschlossen: Duell von Verbandskollegen. Im Prinzip aber geht alles, solange die Gegner ungefähr auf Augenhöhe sind.
Ab dem zweiten Gang ist Strebel nicht mehr alleine für die Einteilung verantwortlich. Nun stehen ihm zur Seite je ein Vertreter der fünf Teilverbände (Bern, Innerschweiz, Nordostschweiz, Nordwestschweiz und Südwestschweiz). Dieses Gremium bildet das Einteilungskampfgericht und bestimmt, wer warum gegen wen schwingen soll.
Im Idealfall werden Gegner mit ungefähr ähnlicher Punktzahl aufeinander gehetzt, damit die Tabelle so schnell wie möglich Formen annimmt. Auch hier: Verbandskollegen bitte erst am Sonntagnachmittag im Direktduell. Schlechte Nachricht für unerwartet starke Aussenseiter mit Blitzstart: Die bekommen bald einen dicken Brocken vorgesetzt – und werden damit wohl zurückgebunden.
Ausstich
Nicht alle Schwinger, die am Samstagmorgen ins Sägemehl steigen, werden in Pratteln acht Gänge bestreiten. Im Gegenteil. Nach vier Gängen ist das Fest für rund ein Drittel der Teilnehmenden vorbei. Am Sonntagmittag, nach sechs Gängen, wird die Anzahl noch einmal reduziert – die letzten beiden Gänge absolviert dann noch rund die Hälfte der 278 Schwinger.
Benotung
Die Leistung der Schwinger im Sägemehl wird benotet. Sieger und Verlierer erhalten pro Gang eine Note in der Skala von 8.25 bis 10.00.
- Plattwurf auf den Rücken: 10.00
- Gegner am Boden überwältigt: 9.75
- Gestellt: je nach Aktivität 8.75 oder 9.00, dabei müssen nicht beide Schwinger die gleiche Note bekommen
- Verlorener Gang: meist 8.5, geht es besonders zur Sache kann es auch die Note 8.75 geben, oder bei zu passivem Einsatz sogar nur 8.25.
- Schlussgang: Der Sieger bekommt immer die Note 10.00, der Verlierer immer 8.75.
Kleidung der Schwinger
Es gibt Turnerschwinger und Sennenschwinger. Die Turner treten traditionell ganz in weiss gekleidet an, lange weisse Hose und ein Leibchen. Sennenschwinger hingegen tragen lange dunkle Hosen in Kombination mit einem Edelweisshemd. Oder einem Hemd, das sich schnell zu ihrem Markenzeichen entwickeln kann, wie etwa das dunkelrote von Christian Stucki, dem König 2019 oder das blaugestreifte von Kilian Wenger, dem König 2010.
Zudem tragen die Schwinger kurze Hosen aus Zwilch in hell- oder dunkelbraun, die vom Veranstalter gestellt werden und mit einem robusten Ledergurt ausgestattet sind. Als Regel gilt: Der Schwinger, dessen Nachname im Alphabet zuerst kommt, trägt die helleren Hosen.
Der Griff
Zu Beginn des Gangs greifen die Schwinger in der Mitte des Sägemehlrings zusammen. Nur wer die Schwingerhose des Gegners mit mindestens einer Hand noch fest im Griff hat, kann ein Resultat erzielen. Ausnahme: Bodenlätz. Dieser Schwung geht so: Hose mit beiden Händen loslassen, den Gegner sofort an der Schulter packen und umgehend auf den Rücken legen.
Lassen beide Schwinger den Griff fahren oder flüchten gar gemeinsam aus dem Sägemehl, wird der Gang unterbrochen. Dann muss in der Mitte frisch gegriffen werden.
Die wichtigsten Schwünge
Insgesamt gibt es über 300 verschiedene Varianten und Kombinationen, mit denen der Gegner ins Sägemehl gebettet werden kann. Zu den wichtigsten und am häufigsten angewendeten Schwüngen gehören:
- Gammen
- Kurzzug
- Fuessstich
- Wyberhaken
- Brienzer
- Hüfter
- Schlungg
- Übersprung
Gaben
Für den Sieger des Eidgenössischen Schwingfestes gibt es als Preis immer einen Muni. In Pratteln ist dies der 720 kg schwere «Magnus vom Schönenberg».
Alle anderen Teilnehmer dürfen sich ihren Preis aussuchen. Neben Lebendpreisen wie Rindern oder Fohlen stehen auch unzählige Sachpreise zur Auswahl – etwa Kuhglocken, Küchengeräte, Rasenmäher, Fernseher oder Reisen. Neben den Lebendpreisen gibt es in Pratteln über 350 gesponserte Gaben.
Die Königsanwärter
Seit 2010 Kilian Wenger Schwingerkönig wurde, ist der Titel fest in Berner Händen. Seine Nachfolger Matthias Sempach, Matthias Glarner und Christian Stucki sind allesamt Kantonskollegen von Wenger.
Geht die Berner Serie 2022 weiter? Oder kann endlich wieder einmal ein anderer Teilverband jubeln? Königsanwärter gibt es einige.
Bei den Bernern etwa Matthias Aeschbacher (Sieger Emmentalisches und Weissenstein), Florian Gnägi (Sieger Schwarzsee, Bern-Jurassisches und Seeländisches), Fabian Staudenmann (Zweiter beim Mittelländischen, Seeländischen, Emmentalischen, Schwarzsee, Berner Kantonalen und Weissenstein) oder Adrian Walther (Sieger Berner Kantonales, Zweiter Stoos). Gnägi allerdings hat sich einen guten Monat vor dem ESAF beim Freiburger Kantonalen ein Seitenband im Knie angerissen. Nie ausser Acht lassen darf man auch die beiden noch aktiven Könige Kilian Wenger und Christian Stucki, sofern er denn antreten kann.
Die grössten Nordostschweizer Hoffnungen heissen wie schon in Zug vor drei Jahren Samuel Giger (Sieger Thurgauer, Baselstädtisches, Bündner-Glarner und Nordostschweizer) und Armon Orlik (Sieger Glarner-Bündner, Zweiter Rigi, Urner und Nordostschweizer). Bei den Innerschweizern setzt man auf den Erstgekrönten 2019 Joel Wicki (Sieger Zuger, Innerschweizer und Rigi) und den starken Comeback-Mann Pirmin Reichmuth (Sieger Aargauer). Letzterer muss nach seinem Verletzungsschock auf dem Brünig aber sogar um die Teilnahme bangen. Die Südwestschweizer hoffen auf Lario Kramer (Sieger Urner und Freiburger) und die Nordwestschweizer auf Nick Alpiger (Sieger Solothurner).
Schwingerkönig
Die beiden Schwinger mit der höchsten Punktzahl nach sieben Gängen kämpfen im Schlussgang um den Titel. Da auch die anderen Schwinger acht Gänge bestreiten, kann es vorkommen, dass am Ende keiner der beiden Schlussgang-Teilnehmer, sondern ein anderer Schwingerkönig wird.
Hat nach dem Schlussgang der Sieger von diesem gleich viele Punkte wie ein anderer Schwinger gibt es nicht zwei Könige. Der Schlussgang-Sieger ist Schwingerkönig. der andere darf sich Erstgekrönter nennen.
Der Gewinner des Eidgenössischen trägt den Titel Schwingerkönig und erhält als lebenden Hauptpreis immer einen Muni. Für alle anderen Teilnehmer stehen im Gabentempel gesponserte Preise zur Auswahl.
Kranz am Eidgenössischen
Die besten Schwinger erhalten am Eidgenössischen einen Kranz und dürfen sich ab dann als «Eidgenosse» bezeichnen. Als Regel gilt, dass mindestens 15 und maximal 18 Prozent der Teilnehmenden das Fest mit Eichenlaub auf dem Kopf verlassen werden. Auch der König bekommt einen Kranz – keine Krone.
Da das ESAF nur alle drei Jahre stattfindet, ist dies eine wichtige Auszeichnung und zeigt die Stärke eines Schwingers.
Alle Schwingerkönige seit 1895
Zwei Schwingern ist das Künststück gelungen, das Eidgenössische dreimal zu gewinnen. Der Berner Rudolf Hunsperger (1966, 1969 und 1974) sowie der Nordostschweizer Jörg Abderhalden (1998, 2004 und 2007) dürfen sich dreifacher Schwingerkönig nennen. Ernst Schläpfer (1980/83), Karl Meli (1961/64), Willy Lardon (1937/43), Hans Roth (1919/21) und Hans Stucki (1902/05) gewannen den Titel je zweimal.
Eine besondere Geschichte schrieb zudem Alfons Thurneysen. Der Turnerschwinger war Franzose – das passte den Veranstaltern nicht. Er bekam den Königstitel deshalb erst 32 Jahre nach seinem Triumph 1897 zugesprochen.
- Biel 1895: Alfred Niklaus
- Biel 1897: Alfons Thurneysen
- Basel 1898: Königstitel nicht vergeben – Frédéric Bossy und Christian Blaser Erstgekrönte
- Bern 1900: Königstitel nicht vergeben – Emil Kocher und Hans Stucki Erstgekrönte
- Sarnen 1902: Hans Stucki
- Interlaken 1905: Hans Stucki
- Neuenburg 1908: Albrecht Schneider
- Zürich 1911: Gotthard Wernli
- Langenthal 1919: Robert Roth und Gottlieb Salzmann
- Bern 1921: Robert Roth
- Vevey 1923: Karl Thommen
- Luzern 1926: Henri Wernli
- Basel 1929: Hans Roth
- Bern 1934: Werner Bürki (BKSV)
- Lausanne 1937: Willy Lardon
- Solothurn 1940: Königstitel nicht vergeben – Werner Bürki (BKSV) und Otto Marti (BKSV) Erstgekrönte
- Zug 1943: Willy Lardon
- Bern 1945: Königstitel nicht vergeben – Willy Lardon und Peter Vogt Erstgekrönte
- Luzern 1948: Peter Vogt
- Grenchen 1950: Königstitel nicht vergeben – Walter Haldemann und Peter Vogt Erstgekrönte
- Winterthur 1953: Walter Flach
- Thun 1956: Eugen Holzherr
- Freiburg 1958: Max Widmer
- Zug 1961: Karl Meli
- Aarau 1964: Karl Meli
- Frauenfeld 1966: Rudolf Hunsperger
- Biel 1969: Rudolf Hunsperger
- La-Chaux-de-Fonds 1972: David Roschi
- Schwyz 1974: Rudolf Hunsperger
- Basel 1977: Arnold Ehrensberger
- St. Gallen 1980: Ernst Schläpfer
- Langenthal 1983: Ernst Schläpfer
- Sion 1986: Heinrich Knüsel
- Stans 1989: Adrian Käser
- Olten 1992: Silvio Rüfenacht
- Chur 1995: Thomas Sutter
- Bern 1998: Jörg Abderhalden
- Nyon 2001: Nöldi Forrer
- Luzern 2004: Jörg Abderhalden
- Aarau 2007: Jörg Abderhalden
- Frauenfeld 2010: Kilian Wenger
- Burgdorf 2013: Matthias Sempach
- Estavayer 2016: Matthias Glarner
- Zug 2019: Christian Stucki