Foto: Valeriano Di Domenico

OK-Boss Tännler
«Grösser als dieses ESAF gehts nicht mehr»

Der OK-Präsident des Eidgenössischen Schwingfests Heinz Tännler erklärt, weshalb Schwingen perfekt zu Zug passt, wieso viele Fans keine Tickets kriegten und warum die Dimension des Festes gigantisch ist.
Publiziert: 17.08.2019 um 16:17 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2019 um 10:29 Uhr
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OK-Präsident Heinz Tännler freut sich auf das Eidgenössische Schwingfest in Zug.
Foto: Valeriano Di Domenico
Felix Bingesser

Heinz Tännler steht an diesem Morgen im Juli allein auf der Wiese der Hoffnung. Da, wo beim Eidgenössischen Schwingfest 350 000 Menschen dem Schwingsport und der Schweizer Kultur frönen werden. «Ich träume von einem wunderbaren Wochenende und einem Innerschweizer Schwingerkönig», sagt Tännler.

Herr Tännler, wer war der letzte Innerschweizer Schwingerkönig?
Aha, Sie wollen mein Fachwissen testen. Der letzte und bisher einzige Innerschweizer Schwingerkönig ist natürlich Harry Knüsel. Er hat 1986 in Sitten Ernst Schläpfer sauber übers Knie abgelegt.

Können Sie einen «Gammen» von einem «Brienzer» unterscheiden?
Ja, das kann ich. Die gängigsten Schwünge kenne ich. Aber es gibt ja mehr als hundert verschiedene Ausführungen. Wenn man da Details von mir will, dann muss ich passen.

Aber Sie sind nicht nur OK-Präsident des Eidgenössischen, weil Sie Politiker und Zuger Finanzdirektor sind, sondern dem Schwingen auch verbunden sind?
Natürlich. Ich habe dieses Amt nicht gesucht. Aber als die Initianten vor sieben Jahren zu mir ins Büro kamen, war ich noch Baudirektor von Zug. Man hatte das Gefühl, dass man den Baudirektor im Boot haben muss. Sie haben mir dann verschiedene Standorte im Kanton vorgelegt. Bei einer Sitzung haben wir dann die Karte des Kantons ausgelegt. Mir war schnell klar, dass ein solch gigantischer Anlass nur in einem Baugebiet und in Stadtnähe vermittelbar ist. Jetzt stehen wir auf der einzigen Wiese in Stadtnähe, auf der ein solches Fest überhaupt denkbar ist. Die eine Hälfte ist in der Bauzone, der andere Teil des Geländes gehört einem Bauern.

Der Rasen erinnert ans Wembley-Stadion in London.
Das war nicht immer so. Wir haben die Wiese ausgeebnet und eine Entwässerungsanlage installiert. Nach dem Fest werden wir nach dem Wunsch des Bauern wieder Bäume pflanzen. Der Bauer erhält ein Stück Land zurück, das enorm aufgewertet worden ist.

Zug ist mondän, ein Steuerparadies für Millionäre, das selbsternannte Crypto-Valley, wo man seine Rechnungen mit der digitalen Währung Bitcoin zahlen kann. Passt Schwingen zu Zug?
Es gibt das mondäne und globalisierte Zug mit den geschilderten Klischees. Aber es gibt auch ein anderes Zug. Die ländliche, volkstümliche Stadt, in der die Schweizer Kultur gepflegt wird. Ich denke beispielsweise an den Stierenmarkt, der jedes Jahr stattfindet. Es gibt hier zwei Welten. Zug ist dörflicher und traditioneller, als man meint. Darum passt das Schwingen perfekt zu uns.

In Burgdorf betrug das Budget 27 Millionen, in Estavayer 29 Millionen. Und in Zug gibt es nochmals eine massive Erhöhung. Wo liegen die Grenzen des Eidgenössischen?
Wir haben jetzt ein transparentes Budget von 36,8 Millionen Franken. Das ist im Laufe der Vorbereitung etwas reduziert worden. Die Dimension des Festes ist gigantisch, das gebe ich zu. Hier überlegt man schon länger, wie man den Spagat zwischen Chilbi und Schwingsport schafft. Man hat die Grenze schon länger erreicht, grösser geht nicht mehr. Trotzdem versuchen wir, das
so nachhaltig wie möglich zu machen. Wir arbeiten mit den Umweltschutzorganisationen zusammen und haben da ein klares Programm. Wir drucken beispielsweise auch keinen Festführer mehr und sparen so 19 Tonnen Papier.

Ein grosses Thema sind die Tickets.
Da kann man es nicht allen recht machen, weil die Nachfrage riesig ist. 33 000 Tickets gehen an den Schwingerverband, die werden an die Klubs verteilt. Da bleibt nicht viel übrig. Wir haben dem Kanton Zug Tickets überlassen, die Stadt Zug hat 4000 erhalten, und auch die Anwohner in unmittelbarer Umgebung wurden berücksichtigt. Also all die Menschen, die unmittelbar mit den Auswirkungen dieses Anlasses konfrontiert sind.

Der Schwarzhandel sorgte für Schlagzeilen.
Ja, leider. Aber wir hatten das schnell im Griff. Die Warnung, dass auf dem Schwarzmarkt erworbene Tickets die Gültigkeit verlieren, hat gewirkt.

Hat der OK-Präsident schlaflose Nächte?
Nein, das habe ich nicht. Aber klar: Ich hoffe, dass alle Schwinger und Zuschauer wieder gesund nach Hause kommen. Das hat oberste Priorität. Natürlich hat man gewisse Bedenken. Gibt es irgendwelche Attentate? Das ist ja bei Grossanlässen nicht ausgeschlossen. Und dann gibt es noch den Faktor Wetter. Wenn es ab und zu mal einen Platzregen gibt, dann verkraften wir das. Aber wir hoffen schon auf gutes Schwingerwetter. Trocken, aber nicht allzu heiss. Aber es ist ja kein Wunschkonzert.

Wer wird Schwingerkönig?
Es gibt fünf bis zehn Favoriten. Der Beste soll gewinnen.

Am liebsten ein Innerschweizer?
Das wäre natürlich schön. Mit Joel Wicki und Pirmin Reichmuth haben wir ja zwei der grossen Favoriten am Start.

Dann wäre der Zuger Reichmuth vor seiner Haustüre Ihr Wunschkönig?
Das wäre natürlich das Tüpfelchen auf dem i. Aber egal, wer König wird, dieser Mann hat es dann auch verdient.

Sie kandidieren im Herbst für den Ständerat. Nun wird Ihnen vorgeworfen, Sie würden das OK-Präsidium als Wahlkampf-Plattform missbrauchen.
Eine groteske Unterstellung. Vor sieben Jahren war eine Ständeratskandidatur überhaupt kein Thema. Glauben Sie mir: Ich habe dieses intensive und verantwortungsvolle OK-Präsidium nicht gesucht. Mir wäre auch ohne Eidgenössisches nicht langweilig geworden.

Heinz Tännler

Der 59-Jährige ist Jurist und Notar. Auf Vermittlung des damaligen Eishockey-Verbandspräsidenten Fredy Egli machte er sich einen Namen als Einzelrichter im Hockey. Danach war Tännler vier Jahre lang Chefjurist des Weltfussballverbandes Fifa. «Da gab es Vorgänge, die mir nicht gefallen haben. Auch die Herumreiserei war nichts für mich», sagt er. 2001 überlebte er das Laimbacher-Attentat im Zuger Kantonsrat. 2007 wurde er Regierungsrat und Baudirektor in Zug, vor vier Jahren Finanzdirektor. 2012 übernahm er das OK-Präsidium des Eidgenössischen Schwingfestes. SVP-Mann Tännler kandidiert jetzt für den Ständerat. Er ist Vater von drei erwachsenen Kindern und lebt in Zug.

Der 59-Jährige ist Jurist und Notar. Auf Vermittlung des damaligen Eishockey-Verbandspräsidenten Fredy Egli machte er sich einen Namen als Einzelrichter im Hockey. Danach war Tännler vier Jahre lang Chefjurist des Weltfussballverbandes Fifa. «Da gab es Vorgänge, die mir nicht gefallen haben. Auch die Herumreiserei war nichts für mich», sagt er. 2001 überlebte er das Laimbacher-Attentat im Zuger Kantonsrat. 2007 wurde er Regierungsrat und Baudirektor in Zug, vor vier Jahren Finanzdirektor. 2012 übernahm er das OK-Präsidium des Eidgenössischen Schwingfestes. SVP-Mann Tännler kandidiert jetzt für den Ständerat. Er ist Vater von drei erwachsenen Kindern und lebt in Zug.

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