Das ESAF 2019 in Zug ist Geschichte, der neue König heisst zum ersten Mal Christian Stucki!
Der 34-jährige Berner Koloss überlistet im Schlussgang den 22-jährigen Innerschweizer Joel Wicki schon nach handgestoppten 42 Sekunden mit Kurz. Nach dem Triumph am Unspunnen und am Kilchberger vollendet der Seeländer somit den «Schwing-Grand-Slam». Historisch!
Im Vorfeld des ESAF haben nur die kühnsten Berner Optimisten auf Stucki getippt. Seit Saisonbeginn schleppte er sich mit einer Knieverletzung rum, er gewann kein einziges grosses Fest – und schlägt dann ausgerechnet beim Eidgenössischen zu.
Vor dem Schlussgang ist klar: Stucki liegt 1,25 Punkte hinter Leader Wicki, er braucht in jedem Fall ein Resultat. Und dann das: Der Koloss aus dem Seeland schlägt schon nach weniger als einer Minute zu. Ausgerechnet Wicki verliert innert Sekunden – er, der seine Gegner während dem gesamten Wochenende mit «Quickies», also Blitzsiegen, erledigt hatte.
Stucki gibt Muni zurück
Nach dem Schlussgang-Quickie spielen sich emotionale Szenen in der Zuger Arena ab. Stucki umarmt seine Schwing-Kollegen, Frau Cécile und sagt ins SRF-Mikrofon: «Das ist unfassbar». Was macht er mit dem gewonnenn Lebendpreis, Muni Kolin? ««Den gebe ich zurück, ich bin kein Bauer, der würde mir noch den Rasen vertschalpen.»
Und Verlierer Wicki? Der 22-jährige Wirbelwind aus Sörenberg war ganz nah am Titel. Er darf sich «Erstgekrönter» nennen, da er am Ende auf seinem Notenblatt gleich viele Punkte wie König Stucki aufweist – aber den Schlussgang verliert. Wicki gibt sich fair: «Ich bin stolz auf meine Leistung und gratuliere Christian von Herzen.»
Aber was war das für ein Schwing-Sonntag!
Schon am frühen Morgen kommts im 5. Gang zur Spitzenpaarung Wicki – Stucki. Die Giganten stellen. Dann brummen die Einteiler Koloss Stucki mit dem Führenden Armon Orlik den nächsten Brocken auf, Stucki stellt wieder. Ab sofort ist der Seeländer auf fremde Hilfe angewiesen, will er noch in den Schlussgang. Und diese erhält der Berner wider Erwarten: Der Bündner Top-Favorit Armon Orlik findet gegen den Luzerner Sven Schurtenberger kein Rezept, stellt lediglich – und verpasst den Schlussgang. Eine faustdicke Überraschung!
ISV-Märchen ohne Happy-End
Stucki dagegen darf sich im Schlussgang erneut mit Wicki messen. Dieser wirft nach dem Gestellten zum Zmorge erst den Appenzeller Michael Bless schon nach drei Sekunden in die Holzspähne, am Nachmittag im Kranzausstich mäht er dann auch Orlik-Bruder Curdin um. Mit sechs Siegen und einem Gestellten zieht der Sörenberger, der am Samstag wie ein Tornado durch die Zuger Schwingarena braust, völlig verdient in den Schlussgang ein.
Nach Bekanntwerden der Schlussgang-Teilnahme fällt Wicki Sven Schurtenberger in die Arme. Denn ausgerechnet sein Verbandskollege stoppt Armon Orlik und somit Wickis vermeintlich ärgster Widersacher im Kampf um die Sägemehl-Krone. Die Innerschweizer, deren Teamgeist oftmals kritisiert wurde, stellen in Zug so ein wahres Husarenstück auf die Beine – dem am Ende nur die Krönung fehlt.
Vierter Berner König in Serie
Zu den Geschlagenen gehören die Nordostschweizer. Gross waren die Hoffnungen nach Jörg Abderhaldens vollendetem Königs-Hattrick in Aarau 2007 die Schwingerkrone zurück in heimische Gefilde zu holen. Das Unterfangen scheitert kolossal. Samuel Giger liegt völlig überraschend schon am Samstag zweimal auf dem Rücken, Armon Orlik stellt am Sonntag einmal zu viel.
So stellen die Berner nach Kilian Wenger 2010, Matthias Sempach 2013 und Matthias Glarner 2016 mit Christian Stucki den vierten König en suite. Unfassbar.