Mein Gott Stucki. Was hat das Land mit diesem liebenswerten Riesen schon gelitten. Alle haben ihn ins Herz geschlossen, als er in Burgdorf gegen Matthias Sempach verliert und sich in der Stunde seiner bittersten Niederlage mit seinem Bruderkuss zum fairsten Verlierer der Geschichte macht.
Es schien das Schicksal dieses nicht nur an Statur grossen Mannes, dass seine Karriere ungekrönt bleibt. Man hat sich irgendwie damit abgefunden, dass der Stucki vielleicht einfach etwas zu lieb, zu wenig verbissen, zu genügsam ist, um den grossen Wurf zu landen.
Jetzt ist er König. Und kein Mensch, der ihm, diesem kumpelhaften Bär, diese verdiente Ehre nach dieser grossartigen Karriere nicht gönnen würde. Das märchenhafte Ende des Festes passt perfekt zum Bild dieses Eidgenössischen Schwingfestes.
Der Festakt mag ein wenig gar üppig gewesen sein. Eine Nabelschau auf ein Land, das es halt in dieser traditionellen und harmonischen Form nur noch an Anlässen wie dem Eidgenössischen Schwingfest zu sehen gibt. Gestört hat sich an dieser doch etwas pathetischen Kultivierung des Vaterländischen von den annähernd 400'000 Besuchern in Zug niemand. Im Gegenteil.
Denn das ESAF 2019 war einmal mehr ein grandioser Anlass in mittlerweile gigantischer Dimension. Mehr geht nicht, heisst es seit 10 Jahren. Es geht mehr. Zug hat es bewiesen. Und das Chaos im begrenzten Festgelände in der Stadt blieb aus. Mehr als 80 Prozent sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereist.
Spitzensport auf solchem Niveau gepaart mit einem harmonischen Fest in wunderbar friedfertiger und gelassener Atmosphäre. Glückliches Schwingervolk. Die Sonne strahlte über der Finanzmetropole um die Wette. Als hätte das Krypto-Valley Zug einige Bitcoins Richtung Petrus geschickt.
Aber Zug war für einmal nicht die mondäne Finanzmetropole. Sondern eine charmante, bodenständige Kleinstadt. Ganz so, wie es Bundespräsident Ueli Maurer gefällt. Er hat bei seiner Festrede Gottfried Keller zitiert: «Alles Gute und Edle ist einfacher Art».
Da passt der «Bär der Nation» perfekt dazu.