Knapp drei Monate sind seit seinem fürchterlichen Feuercrash in Bahrain vergangen. Komplett verarbeitet hat Romain Grosjean seinen Unfall aber noch nicht. Immer wieder kehren neue Erinnerungen in sein Bewusstsein zurück.
«Das Geräusch des Feuers kam erst nach zwei Wochen in mein Bewusstsein, dabei ist es doch so laut. Der Geruch des brennenden Karbons kam erst jetzt zurück. Das alles war in dem Moment nicht wichtig, mein Gehirn hat es ausgeblendet», erzählt der schweiz-französische Doppelbürger.
Grosjean ist zu Gast im «SRF»-Talk «Gredig direkt» und spricht noch einmal ausführlich über die Feuerhölle. Und immer wieder Thema ist sein Gehirn, das in der Extremsituation auf Automatik schaltete und Grosjean aus den Flammen rettete.
«Ich fragte mich, wo ich zuerst brennen würde»
«Ich dachte: ‹Okay ich brenne, ich habe Feuer um mich.› Es war aber kurioserweise nicht heiss. Das hat mein Gehirn verdrängt», sagt der 34-Jährige. «Ich war überzeugt, dass es im Cockpit nicht brannte. Die TV-Bilder zeigen ja aber deutlich, dass es von Anfang an lichterloh brannte.»
Er habe sich nur darauf konzentriert, da rauszukommen, habe nicht wie Niki Lauda enden wollen mit seinen schlimmen Verbrennungen.
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Doch eigentlich habe der Genfer im Cockpit bereits mit seinem Leben abgeschlossen. «Ich dachte, ich würde sterben. Und ich war bereit, mein Körper war bereit. Ich war in Frieden mit mir und ich habe mich entspannt. Ich fragte mich sogar, wo ich zuerst brennen würde», beschreibt Grosjean seine vermeintlich letzten Sekunden. «Aber dann dachte ich an meine drei Kinder und sagte: Nein, sie sollen nicht ohne Vater leben.»
«Mein Hirn spielte verrückt»
Grosjean ist überzeugt, dass diese Momente des inneren Friedens sein Leben retteten: «Mein Hirn spielte verrückt, versuchte Lösungen zu finden. In dem Moment, wo ich entspannt habe, hat mein Gehirn einen Resetknopf gedrückt.»
Dann habe er es irgendwie geschafft, den Fuss, der unter den Pedalen fest klemmte, zu befreien und aus dem brennenden Haas-Boliden zu klettern. «Ich wusste, dass meine Hände brannten. Aber das war unwichtig.»
Während er mit sich und dem Unfall im Reinen ist, machen ihm vor allem noch seine drei Kinder zu schaffen. «Für sie war es besonders schlimm. Bei diesem Rennen sassen sie vor dem TV mit meiner Frau und meinem Vater. Im Nachhinein ist das das schwierigste für mich», sagt Grosjean. Die Szene macht ihm immer wieder zu schaffen: «Wie meine Frau vor dem Fernseher sass und dachte: Wie sage ich es den Kindern bloss, wenn ihr Papa jetzt stirbt?»
Keine Medikamente mehr
Körperlich ist Grosjean auf dem Weg der Besserung. Die Schmerzmittel habe er abgesetzt, komme nun ganz ohne Medikamente aus. «Ich bewege meine Finger 3000 Mal am Tag, um das Gefühl zurückzuerlangen», verrät er.
Mit der Formel 1 hat der zehnfache Podest-Fahrer (179 GP) abgeschlossen, mit dem Motorsport aber noch nicht. «Meine Familie wollte, dass ich aufhöre», sagt Grosjean. Doch seine Leidenschaft ist noch zu gross. Es wird für ihn in der Indycar-Serie in den USA weitergehen. Schon Ende Februar finden die ersten Trainingsfahrten statt. (sme)