Zum Glück sind die wilden Jahre, wo die Sicherheit ein Fremdwort war, wo die Aufhängungen wie Streichhölzer brachen, längst vorbei.
Und seit dem Tod von Ayrton Senna 1994 in Imola tut die FIA alles, um endlich Ruhe ins gefährliche Spiel zu bringen.
Todt übernimmt 2009 von Mosley
Damals war der Brite Max Mosley (80) Chef des Weltverbandes und leitete erste Massnahmen ein. Auch wenn damals der letzte Renn-Tote 1982 (Paletti in Montreal) beklagt wurde.
Im Jahr 2009 gab Mosley sein Amt an Jean Todt (74) ab. Und der Franzose führte seinen Kampf auf den Rennstrecken, den Autos und den Ausrüstungen fort. Auch auf den Verkehrsstrassen setzte er mehr Massnahmen gegen die vielen Toten durch.
2014 war dann der Unfall von Bianchi in Japan für den fröhlichen GP-Zirkus ein echter Schock. Aber wer mit 165 km/h einen stehenden Bergungs-Bagger aufprallt, darf auf keine Schutzengel mehr hoffen.
Todt setzte «Halo» durch
Jetzt drehte Todt noch mehr auf, auch wenn er wusste, dass es die totale Sicherheit nie geben kann. Er zwängte nach dem HANS (Hals- und Nackenschutz) auch den «Halo» durch. Gegen alle Widerstände (auch von Grosjean). Die meisten Fahrer tobten monatelang über den Cockpitschutz: «Lächerlich, ein hässliches Ding. Unnötig.»
Doch Todt blieb erneut hart – und seit 2018 ist die Formel 1 mit dem Titan-Monster unterwegs.
Doch es gibt Situationen, wo das Glück, der Zufall und der Aufprallwinkel das Kommando über Leben und Tod übernehmen. Wie bei Grosjean – und früher bei den Feuerunfällen von Niki Lauda (1976, Nürburgring) oder Gerhard Berger (1989, Imola).
Es bleiben Fragen
Wer am Sonntag mit 221 km/h und einer maximalen Verzögerung von 53 g in die Leitplanken knallt, der darf sich glücklich schätzen, wenn er am Dienstag mit eingebunden Händen und ohne blauen Flecken das Spital wieder verlassen kann.
Geblieben sind natürlich Fragen: Warum wurden die Tankstützen herausgerissen? Warum wurde die Lenksäule total zerstört? Warum brach das Auto auseinander?
Nach Fahrfehler treten Gesetze ausser Kraft
Die Antworten werden die Formel 1 nach so einem Horror kaum weiterbringen. Vielleicht standen die Leitplanken am falschen Ort. Aber nach einem Fahrfehler (und den machte Grosjean beim Angriff auf Kvyat) treten viele Gesetze einfach ausser Kraft. Nur der Halo, der das Gewicht von zwei Elefanten (rund 12 Tonnen) aushalten muss, hielt und hatte nur eine leichte Delle.
Schweiz verliert 1971 mit Siffert einen Helden
Als der BLICK-Chronist 1970 in die Formel 1 kam, war die Zeit des Sterbens angesagt. Piers Courage bei einem Feuerunfall in Holland und Jochen Rindt in Italien zahlten ihre Leidenschaft mit dem Tod. Bei einem Kehrausrennen 1971 in Brands Hatch verlor die Schweiz mit Jo Siffert einen Helden. Er erstickte im BRM.
1973 gingen die Dramen weiter: Roger Williamson schrie im brennenden Wrack in Zandvoort um Hilfe. Nur Purley hielt an, konnte aber ohne Hilfe den umgestürzten March nicht umdrehen. Der Brite wurde ein Rennen alt.
Zwei schwere Unfälle in Watkins Glen
In Watkins 1973 wurde Francois Cevert im Tyrrell von den Leitplanken regelrecht zerfetzt. Darauf hörte Teamkollege Stewart ein Rennen früher auf als geplant.
Ein Jahr später verunglückte der Österreicher Helmut Koinigg am gleichen Ort. Er raste fast unbemerkt mit seinem Surtees unter die Leitplanken. Als endlich jemand kam, lag sein Helm (mit dem Kopf) auf dem Heckflügel. Solche Bilder vergisst man nie!
Mehr zu Grosjeans Horror-Unfall
Ein grosser Name kehrt am Freitag in Bahrain in die Formel 1 zurück: Fittipaldi. Pietro (24), Enkel des zweifachen Formel-1-Weltmeisters Emerson (1972 und 1974), ersetzt Grosjean im Haas-Ferrari.
Eine logischer Entscheid, auch wenn er den Genfer Louis Delétraz (22) nach seinem Formel-2-Podest am Sonntag in der Wüste noch mehr schmerzen wird. Denn beide sind bei Haas Ersatzfahrer.
Teamchef Günther Steiner: «Delétraz soll sich in Bahrain auf die Formel 2 konzentrieren und Pietro kennt unser Team seit zwei Jahren. Bei Tests und im Simulator. Das passt.»
Delétraz wäre nach Sebastien Buemi (2011 im Toro Rosso) der erste echte Grand Prix-Schweizer gewesen. Grosjean hat zwar bei uns die Rekrutenschule gemacht (und hat den roten Pass), aber er fährt eben mit einer französischen Lizenz. Romain will übrigens am 13. Dezember beim Finale in Abu Dhabi sein Comeback geben – bei seinem F1-Abschied. (R.B.)
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