Der EVZ ist im April mit seinem Konzept «Women’s & Girls Programm» beim Verband vorstellig worden. Die Zuger um CEO Patrick Lengwiler möchten nächste Saison mit einem Frauenteam sogleich in der Women’s League einsteigen, statt in der vierthöchsten Liga starten zu müssen. Dafür ist der EVZ bereit, grosse Investitionen ins Frauen- und gerade auch ins Mädchen-Hockey zu tätigen.
Bei jenem Treffen bat Lengwiler um eine Antwort bis Ende August. Denn: Erst wenn der EVZ bei einem allfälligen Ja zum Antrag auch die Kriterien kennt, kann mit der Realisation des Konzepts begonnen werden. Aber bis heute warten die Initiatoren vergeblich auf einen Entscheid. Und langsam wird die Zeit knapp für eine Umsetzung auf nächste Saison hin.
Projekt bis ins Detail durchstrukturiert
Das aufgrund der Verbandsstruktur zuständige Koordinationsgremium mit hauptsächlich Mitgliedern aus den Regio-League-Gruppen hat zu dieser Thematik Anfang Oktober getagt. Ebenso die Vertreter der Women’s League, die jedoch keine Entscheidungsgewalt haben. Vorhandene Skepsis ist durchgesickert. Das Unverständliche: Die Entscheidungsträger kennen den Inhalt des Zuger Konzeptes nicht.
Ansonsten wäre die Befürchtung, der EVZ wolle einfach ein Frauenteam in der höchsten Liga stellen, um gesellschaftlich gut dazustehen, gar nicht erst aufgekommen. Denn: Im Projekt, mit dem Zug die Gleichbehandlung der Geschlechter anstrebt, sind ambitiöse Ziele bis 2030 schon definiert. Dies mit einem vorgesehenen Budget, das fast jenem des vormaligen Zuger Swiss-League-Teams entspricht!
In der Klubführung ist die Unterstützung dafür einhellig, grosse Sponsoren haben ihr Interesse ebenfalls bereits signalisiert. Vor allem auch, weil das Konzept in die Tiefe geht: Das WL-Frauenteam soll zu einem Aushängeschild werden, damit Mädchen-Teams ins Leben gerufen werden können, die dann ein Ziel und Vorbilder vor Augen haben.
«EVZ will Spielerinnen Perspektive schaffen»
Jemand, der das Zuger Konzept kennt, ist Daniela Diaz. Sie war im April als Leiterin Frauenhockey des Verbandes noch beim Treffen dabei, bevor sie Swiss Ice Hockey verliess. Die Ex-Spielerin und -Trainerin sagt dazu: «Es wäre eine Revolution. Und eine grosse Chance für die Professionalisierung des Frauenhockeys.» Die 40-Jährige zeigt Verständnis dafür, dass eine solche Veränderung auch Bedenken auslösen kann.
Doch sie sieht auch die Chance für die Weiterentwicklung der gesamten Women’s League und betont: «Viele gute Spielerinnen wechseln ins Ausland, weil ihnen hier die Perspektive fehlt. Nun will ihnen ein Klub genau diese Perspektive schaffen. Die Möglichkeit, dass diese Spielerinnen bei einer solchen Professionalisierung in die Schweizer Liga zurückkehren, ist gross.»
Swiss Ice Hockey hat in der Vergangenheit die Verantwortung der Frauen-Förderung öffentlich den NL-Klubs abgeschoben. Der EVZ stellt sich nun dieser Verantwortung – andere Grossklubs könnten oder werden nachziehen und die Weiterentwicklung des Frauen-Hockeys ebenfalls vorantreiben. «Ich hoffe, dass die involvierten Verantwortlichen die Chance sehen und appelliere an den Mut zur Veränderung», betont Diaz.