Auf einen Blick
Als Spieler steht Josh Holden letztmals am 5. März 2018 für den EV Zug auf dem Eis. Genau fünf Jahre später angelt sich der Doppelbürger (Sz/Ka) seinen ersten Vertrag als Headcoach. Der HC Davos geht mit diesem Engagement ein Wagnis ein, denken damals viele engstirnige Zweifler, in deren Köpfen sich das Bild des unbändigen Stürmers eingeprägt hat. Dabei steckt bei Sportchef Jan Alston da schon Überzeugung dahinter, dass Holden eine vielversprechende Karriere als Cheftrainer vor sich haben kann. Dazu später mehr.
Der fliessende Übergang eines Spielers an die Bande? Sowieso schon eine Herausforderung. Und dann noch beim gleichen Klub und von vorherigen Teamkollegen? Holden hat dieses Kunststück gemeistert. Rückblickend mit Bravour. Als Dan Tangnes den EVZ 2018 übernimmt und neu in die Schweiz kommt, hat er Holden nicht bereits als Hitzkopf abgestempelt, der er als Spieler manchmal gewesen ist. Sondern führt intensive Gespräche mit ihm. Und offene. Holdens ehrliche Aussage imponiert: Wenn er auf die Coaching-Strasse einbiege, dann, um eines Tages Cheftrainer zu sein. Bei einem anderen Team natürlich.
Tangnes verspricht, ihm auf diesem Weg zu helfen. Der um ein Jahr jüngere Norweger lernt den 46-Jährigen als offenen, bescheidenen, lernwilligen Menschen kennen. Zwischen dem EVZ-Trainer und seinem Assistenten macht es Klick. Tangnes fordert und fördert Holden. Humor kommt im intensiven Alltag der beiden nicht zu kurz. Und sprechen die mittlerweile guten Freunde mal über etwas anderes als Eishockey, dann bestimmt über einen neu entdeckten edlen Tropfen Wein.
Alston erkannte Holdens Potenzial schon früh
Holden nennt Tangnes oft seinen Mentor, an dessen Seite er bei zwei Meistertiteln (2021, 2022) sowie einem Cup-Sieg (2019) steht. Ihm und seiner Passion zum Eishockey hat er zu verdanken, wo er heute steht. Der EVZ-Trainer sagt: «Josh half mir genauso viel wie ich ihm.» Viele Ex-Spieler verstehen laut Tangnes nicht, wie viel sie investieren müssen, um den Übergang an die Bande und den Wechsel der Perspektive zu schaffen. «Josh tat es einfach.» Der Norweger hat nie daran gezweifelt, dass aus Holden ein guter Trainer werden würde.
Auch HCD-Sportchef Jan Alston nicht. Der Kanadier kennt seinen Landsmann als Spieler – und hätte ihn jederzeit verpflichtet. Weil er ein harter Gegner gewesen sei. Und weil Holden als Stürmer alles für den Sieg getan hat. Emotionen, Härte, Provokationen, Tore. Er hat sich als Unterhalter verstanden und ist zu einem Leader geworden. Als Alston – damals noch Sportchef des HC Lausanne – Holden 2018 in dessen erster Saison als EVZ-Assistenten trifft und mit ihm vor einem Match redet, ist der 55-Jährige beeindruckt. «Ich hatte schon da das Gefühl, mit einem Coach zu sprechen, und nicht mehr mit einem Spieler.»
Holdens ansteckende Leidenschaft für die neue Aufgabe sowie seinen Willen, dazuzulernen, hat Alston da gespürt. Er behält ihn im Auge, weil der Gedanke sich festigt, dass da ein Trainer heranwächst mit dem gewissen Etwas. Mit Potenzial. Alston erlebt Holdens Entwicklung aus der Ferne mit. In den fünf Jahren als Assistenztrainer der Zuger investiert er viel in seine Arbeit. Er tut laut Tangnes alles, was nötig gewesen ist, hat seine Sporen abverdient und sich bewiesen. Auch damit, seine Emotionen an der Bande im Griff haben zu können, was anfänglich eine Herausforderung gewesen ist.
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Tangnes nennt es einen «smart move», einen klugen Schachzug von Alston, Holden als HCD-Trainer zu verpflichten. «Josh ist einer der loyalsten Menschen, die ich kenne.» Das müsse man schätzen. Alston hat gespürt, dass Holden nun bereit für diese grössere Aufgabe ist. Der anfängliche Gegenwind ebbt spätestens nach dem Spengler-Cup-Triumph 2023 ab. Auf dem Weg dahin blitzt nur kurz Holdens Temperament auf, als er den Slowaken Tomas Jurco am Tenükragen packt und durchschüttelt, weil ihm dessen Einstellung im Spiel nicht passt.
Ansonsten hat der Vater dreier erwachsener Töchter den Draht zur Mannschaft gefunden. Er hat ihr bereits seine Handschrift verpasst. Holden ist eine starke Persönlichkeit, ein anspruchsvoller Trainer, der von seinen Spielern vieles einfordert, sich gleichzeitig aber auch um sie und ihre Weiterentwicklung kümmert und ihnen helfen will – und selbst immer besser werden möchte. Dabei bleibt er mit beiden Füssen auf dem Boden und lebt Demut vor.
In seiner Rolle als Headcoach fühlt er sich mittlerweile immer wohler. Holdens Hockey-Denken läuft permanent, er hat sich dem Spiel verpflichtet. Genau das hat man beim HC Davos gesucht. Die kürzliche Vertragsverlängerung um zwei Jahre bis 2027 ist daher die logische Konsequenz.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |