Kein Wunder fühlt sich Josh Holden rasch wohl in Davos. «Diese Aussicht ist wunderschön. Sie erinnert mich an meine Kindheit in Westkanada», sagt der neue HCD-Trainer, als er auf der Schatzalp in die Ferne blickt. Dabei hätte Holden Grund genug für anfängliches Unbehagen gehabt in der Bündner Berggemeinde.
Es ist kein warmer Empfang, den ihm ein Grossteil der HCD-Anhängerschaft bereitet. Seine Verpflichtung schlägt hohe Wellen – aber keine der Begeisterung. «Bei Autogrammstunden sagten mir Fans, dass sie mich als Spieler hassten.» Der 45-Jährige erzählt dies ohne Gram und mit etwas Verständnis. «Aber ich arbeite daran, um sie vom Gegenteil zu überzeugen.» Und schalkhaft: «Immerhin haben sie von mir als Spieler Notiz genommen.» Doch der Spieler Holden und der Trainer Holden seien zwei komplett unterschiedliche Personen.
Als unbändig wurde der Kanadier, der seit fünf Jahren auch den Schweizer Pass besitzt, auf dem Eis wahrgenommen. Seine langen dunklen Haare, die immer unter dem Helm hervor wehten, verliehen dem einstigen Stürmer (Zug, Langnau, Fribourg) etwas Wildes, das irgendwie auch zu ihm passte. War er für seine Trainer coachbar? Er überlegt. «Was meine Leistungsfähigkeit betrifft, ja.» Wenn er seine Spielweise – insbesondere in seinen jungen Jahren – hätte anpassen sollen, hing es davon ab, wie und mit welchen Argumenten es ihm der jeweilige Coach verkaufte.
Zu Fuss unterwegs – vier Kilo abgenommen
Seine starke Persönlichkeit als Spieler ermöglicht es ihm heute als Trainer, gewisse Situationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Obwohl Holden betont, dass er zwischen seinem Dasein als Spieler und jenem als Trainer separieren will – und kann. «Auch deshalb habe ich diese Chance hier in Davos bekommen», ist er überzeugt.
Holdens Übergang in Zug vom Spieler zum Assistenzcoach war zwar fliessend, doch er hatte beim EVZ den perfekten Lehrmeister. Der Name Dan Tangnes fällt auf dem Spaziergang oberhalb der Schatzalp öfters. Hier hat Holden bereits seinen ersten Lieblingsplatz gefunden. Mehrmals wöchentlich läuft er mit seiner Frau Janie und Familienhund Lumi von zuhause aus hier hoch. Auch sonst bewegt er sich zu Fuss. «Ich habe deshalb schon vier Kilo abgenommen», grinst er.
Die Basis der Familie Holden ist noch immer in Baar ZG. Die Töchter Noa (22), Maren (21) und Kapri (18) gehen zur Schule, machen Ausbildungen. «Meine Frau Janie ist quasi der GM der Familie.» Sie pendelt zwischen Unter- und Bündnerland, sein Lebensmittelpunkt ist seit Ende April Davos. Und seine Heimat die Schweiz? «Natürlich. In Nordamerika mache ich nur noch Ferien.» Meistens in Arizona, der Heimat seiner Frau. Letztmals in seinem Geburtsland Kanada ist Holden 2009 gewesen, als sein Vater verstorben ist. Vor 18 Jahren hat die Schweiz sein Herz erobert. Ausschlaggebend war der – rückblickend – kuriose Entscheid, zu Morges in die damalige NLB zu wechseln. Kein Spiel machte er für den Klub, weil er alles andere als professionelle Strukturen bot. Doch Gottéron wurde auf den kanadischen Stürmer aufmerksam. Da nimmt seine Karriere ihren Lauf.
Freundschaft mit EVZ-Trainer Tangnes
Aber zurück zu Dan Tangnes. Sie pflegen eine Freundschaft, haben regelmässig Kontakt. Holden nennt ihn Mentor oder «crazy Norwegian», verrückter Norweger. Dieser wisse davon, deshalb könne man es schreiben. Als EVZ-Sportchef Reto Kläy ihn 2018 zu einem Gespräch bittet, sass Tangnes da. «Zwei Stunden lang hat er mich herausgefordert», erzählt Holden. Als er unumwunden sein ultimatives Ziel, eines Tages Headcoach sein zu wollen, offenlegt, verspricht Tangnes, ihm dabei zu helfen.
Und nun steht er hier, an der Bande des HCD. «Ich habe hart dafür gearbeitet, um mir diesen Vertrag hier zu verdienen.» Im Wissen, dass ihm die Aufmerksamkeit sicher ist bei seiner Headcoach-Premiere, ist in Davos eine gute Basis für ihn gelegt. Mit Assistent Glen Metropolit (49, Ka) hat er gespielt, Assistent Waltteri Immonen (56, Fi) kennt er aus gemeinsamen EVZ-Zeiten. «Beide Persönlichkeiten schon zu kennen, hilft mir.»
Holden ist in Kanada mit dem damals gängigen militärischen Coaching-Stil aufgewachsen, im Stile von: «Wenn du nicht machst, was ich dir sage, tuts ein anderer». Der Spengler-Cup-Sieger von 2012 hingegen will seine Spieler mit einer ausgeprägten Feedback-Kultur fördern und fordern, wie er sie auch in Zug kennengelernt hat. «Ich möchte hier etwas aufbauen», sagt Holden und steigt in die Standseilbahn, aus der er auf der Fahrt runter ins Dorf erneut die Aussicht geniesst.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |