Masken-Millionäre verkauften gefälschte Masken an Glarus
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Nur 5 statt 95 Prozent Schutz
Masken-Millionäre verkauften gefälschte Masken an Glarus

Die Schweizer Jungunternehmer Luca S. und Jascha R. wurden mit dem Verkauf von Schutzmasken Multimillionäre. Jetzt wird enthüllt: Sie sollen gefälschte Masken verkauft haben, die überhaupt nicht schützen.
Publiziert: 11.03.2021 um 09:20 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2021 um 10:28 Uhr
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Luca S. und Jascha R. sind mit Maskendeals zu Multimillionären geworden.
Foto: Emix Trading

Immer wieder Emix. Die Firma, die sich in der ersten Corona-Welle zum Retter aufspielte, indem sie in Europa Millionen dringend benötigter Schutzmasken verkaufte, braucht nun selber Hilfe. Denn der Druck auf die zwei Firmengründer Luca S.* (23) und Jascha R.* (23) wird immer grösser.

Zu hohe Preise hätten sie verlangt, sagen die einen. Die Qualität der Masken sei ungenügend, sagen andere. Auch von Fälschungen wird gesprochen. Nun kommen neue, schwerwiegende Vorwürfe auf die Zürcher zu: Sie sollen Masken mit einer Filterleistung von weniger als fünf Prozent verkauft haben, berichtet die «Rundschau» am Mittwoch. Nötig sind mindestens 95 Prozent.

«Die schlechteste Maske, die wir bisher getestet haben», sagt der Univent-Geschäftsführer Thomas Vosseler. «Und wir haben weit über 1000 Fremdmasken gemessen.» Univent ist Deutschlands grösster Hersteller von FFP2-Masken, die «Rundschau» liess dort die Emix-Masken testen. «Das ist der schlechteste Wert, den wir jemals hatten. Ich bin sprachlos», sagt Vosseler.

Seco eingeschaltet, Kanton prüft rechtliche Schritte

Von der Nutzlosigkeit wusste in der Schweiz vor rund einem Jahr natürlich niemand. Emix verkaufte die 5-Prozent-Masken dem Kantonsspital Glarus und dem Kanton Glarus. Insgesamt rund 40'000 Stück zu einem Verkaufspreis von 7.90 respektive 9.90 Franken pro Maske. Beim Kanton werden nun in Absprache mit Juristen und Staatsanwälten rechtliche Schritte geprüft.

«Wir haben die Masken abgegeben an die Leute, die an vorderster Front gegen das Virus kämpfen, in der Erwartung natürlich, dass da keine Übertragung des Virus stattfindet», wird der Glarner Regierungsrat Rolf Widmer (49) zitiert. Derweil ist nach dem Beitrag das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco bereits aktiv geworden und hat die zuständige Kontrollbehörde Suva eingeschaltet – diese will mit den Glarner Behörden Kontakt aufnehmen.

Der «Rundschau» sagt Emix in einer Stellungnahme, es sei ein «unerträglicher Gedanke», dass die Masken das Gesundheitspersonal nicht geschützt haben könnten. Emix habe die Masken des türkischen Herstellers «KGT» bei einem Schweizer Importeur gekauft und davon ausgehen können, dass es sich um korrekte Ware handle.

Gefälschte Zertifikate

Ob die Masken aber tatsächlich von «KGT» produziert wurden, ist unklar. Denn die Firma dementiert auf «Rundschau»-Anfrage, die Masken selbst hergestellt zu haben. Auch das mitgelieferte Produktzertifikat könnte gefälscht sein. Die Prüfstelle schreibt, man solle Kunden vor dem Produkt warnen.

Unabhängig, ob sich die Glarner Staatsanwaltschaft einschaltet, ist Emix damit von diversen Seiten unter Beschuss. Die Zürcher Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Wucher, im deutschen Bundesland Bayern wurde Strafanzeige eingereicht. Wie «Inside Paradeplatz» diese Woche berichtete, soll es unterdessen zu einer Razzia bei Emix gekommen sein. Daran soll auch die Eidgenössische Zollverwaltung beteiligt gewesen sein. Die Razzia wird von Emix nicht dementiert, eine Stellungnahme gibt es aber von keiner Seite.

«Maske völlig illegal»

Luca S. und Jascha R. sind mit den Maskendeals Multimillionäre geworden. Sie kauften ihre Waren über China und Hongkong ein – für umgerechnet 2.80 Franken pro Stück. Zwischen 250 und 300 Millionen Masken importierten die beiden – von unzähligen Herstellern.

Seit Wochen läuft nun eine PR-Offensive seitens der beiden Unternehmer. Mehrere Interviews erschienen, sie machen Kulanz-Deals mit der Schweizer Armee, zeigen sich reuig wie im «Rundschau»-Beitrag.

Dieser hatte auch noch positive Nachrichten für die Jungunternehmer: 650'000 ägyptische Masken, die sie der Schweizer Armeeapotheke verkauften, bestanden den Filter-Test von Univent. Thomas Vosseler bleibt trotzdem kritisch: Die Maske sei «völlig illegal» und dürfe «in Europa so gar nicht in Verkehr gebracht werden». Jegliche Kennzeichnungen fehlten, und es sei unklar, wer die Maske jemals geprüft habe. «Auf der Verpackung steht gar nichts, ausser FFP2, das ist natürlich völliger Quatsch.»

Bereits letzten Sommer kamen diese Masken wegen Schimmelfunds in die Kritik. Der Bund rief sie zurück und liess einen Teil zerstören. Emix sagte diese Woche, aus Kulanz 1,4 Millionen dieser Masken gratis auszutauschen.

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