Sie nützen nichts gegen Corona
Schweiz hat Millionen von unbrauchbaren Masken gekauft

Die Schweiz sitzt auf Millionen von Hygienemasken, die kaum etwas bringen. Allein die Armee hat über 5 Millionen davon eingekauft. Die Masken sind gefährlich, weil sich die Träger in falscher Sicherheit wähnen.
Publiziert: 24.01.2021 um 12:56 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2021 um 10:28 Uhr
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Gesundheitsminister Alain Berset trägt Maske.
Foto: keystone-sda.ch

Zu Beginn der Corona-Pandemie waren Schutzmasken ein begehrtes Gut. Wo immer sie auf den Markt kamen, waren sie sofort ausverkauft. Heute ist die Situation ganz anders. In den Lagern von Bund, Kantonen, Spitälern und Heimen liegen Millionen Atemschutzmasken, die vom Pflegepersonal nicht benutzt werden dürfen. Es bestehen Zweifel an der Qualität der Masken. Wie viele Masken genau betroffen sind, ist unklar.

Alleine in den Lagern der Armee sind es 5,4 Millionen Stück der chinesischen Norm KN95, wie ein Sprecher der «SonntagsZeitung» bestätigt. Darunter sind auch fast 800’000 Masken, die der Bund bei der Emix Trading AG beschafft hat. Dort ist nicht nur die Qualität ein Problem, sondern auch der Preis. Bis zu 9.90 Franken hat der Bund pro Stück bezahlt.

Einkaufspreis 2.65 Euro

Nun lässt ein internes Dokument erstmals erahnen, wie hoch die Margen für die Lieferungen an den Bund waren. Es handelt sich dabei um eine Rechnung an die Emix für den Kauf von 1,3 Millionen Masken. Liefertermin: 17. März 2020. Der Stückpreis ist mit 2.65 Euro beziffert, also rund ein Drittel des Preises, den Emix dann vom Bund erhielt. Die Emix wurde wegen Wuchers angezeigt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

«Der Ankaufpreis im Herstellungsland einer Maske ist nur ein kleiner Teil der uns als Händler entstehenden Gesamtkosten. Hinzu kommen unter anderem Zoll, Abgaben, Fracht-, Fix- und weitere variable Kosten sowie Exportrisiken. Aufgrund zusammenbrechender Lieferketten zu Beginn der Coronakrise sind insbesondere die Logistikkosten für alle Frachtarten explodiert», sagt dazu Emix-Verwaltungsratspräsident Peter Ackermann.

«Kann Leben gefährden»

Die EU publizierte eine öffentliche Warnung der Kategorie «ernst» für die KN95-Masken. Die Partikelrückhaltung des Materials sei unzureichend. Zudem passe sich die Maske nicht ordnungsgemäss an das Gesicht an.

«Wenn eine Maske nicht die Leistung erbringt, die sie anpreist, und damit auch nicht den Schutz bietet, den sie bieten sollte, wähnt sich der Träger oder die Trägerin in falscher Sicherheit. Das kann je nach Situation noch schlimmer sein, als keine Maske zu tragen», sagt Margit Widmann, Spezialistin für die Prüfung und Regulierung von Medizinprodukten und Atemschutzmasken, zur «SonntagsZeitung». Sie betont: «Mangelhafte Schutzausrüstung kann Leben gefährden.» (pbe)

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