Umstrittene Beschaffung: Armee nimmt «Kulanzangebot» an
Masken-Millionäre tauschen 1,4 Millionen Masken aus

300 Millionen Masken hat die Armeeapotheke beschafft, darunter auch umstrittene Masken der Firma Emix Trading AG. Jetzt gibt es einen Deal: Die Firma tauscht 1,4 Millionen Masken gratis aus. Aus Kulanzgründen, wie es heisst.
Publiziert: 08.03.2021 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2021 um 08:34 Uhr
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Die beiden Zürcher Jungunternehmer Luca S. und Jascha R. reagierten beim Ausbruch der Corona-Krise schnell.
Foto: Emix Trading GmbH
Ruedi Studer

Masken, Masken, Masken – sie waren und sind das grosse Thema in der Corona-Krise. Auch die Armee hat mit ihrem Masken-Puff für Schlagzeilen gesorgt. Zwar waren 94 Prozent der insgesamt 302 Millionen von der Armeeapotheke beschafften Masken mit einwandfreien Zertifikaten dokumentiert, wie die Armee letzten Monat an einer Medienkonferenz betonte.

Doch beim Rest stand die Zertifikation aus oder es gab offene Fragen zur Dokumentation. Betroffen von den notwendigen Zusatzabklärungen waren auch die umstrittenen FFP2-Masken der Firma Emix. Deren Lieferanten hatten mit Millionengewinnen für Aufsehen gesorgt.

Die beiden Jungunternehmer hatten Masken beschafft, die von der ägyptischen Armee hergestellt worden seien. Doch nachträglich zeigte sich, dass es sich dabei auch um Fälschungen gehandelt haben könnte. Seitens der Armee habe es bezüglich Qualität aber nie Reklamationen gegeben, sagen sie.

Armee nimmt «Kulanzangebot» an

Jetzt hat sich die Armee mit der Firma geeinigt. 1,4 Millionen Masken werden ausgetauscht! Sämtliche von der Emix gelieferten und noch bei der Armeeapotheke eingelagerten FFP2- und KN95-Masken werden «freiwillig und kostenlos» durch frische FFP2-Masken ersetzt, schreibt die Armee in einer Medienmitteilung. Man habe das «Kulanzangebot» der Firma angenommen.

Die Armee erklärt, dass die von Emix bezogenen Masken «zum damaligen Zeitpunkt von einem bundeseigenen, nicht akkreditierten Labor überprüft und für brauchbar befunden wurden».

Die Armee reduziere mit dem Tausch die Zahl der eingelagerten Masken, die bis Ende 2022 ihr Ablaufdatum erreichen würden, heisst es nun. Der Austausch werde bis Anfang April vollzogen. «Durch den Austausch entstehen der Armee keine Mehrkosten», heisst es in der Mitteilung.

Unabhängig von dem mit Emix Trading vereinbarten Austausch läuft die Aufarbeitung der Beschaffung von medizinischen Gütern für das Gesundheitswesen Schweiz durch die interne Revision des VBS weiter und wird voraussichtlich im Frühjahr abgeschlossen.

Corona-Ausverkauf der Armee

Die Armee macht derweil auch anderweitig mit der Bereinigung der Situation voran. Hat sie derzeit noch über 200 Millionen Masken an Lager, werden davon knapp 27 Millionen Stück Kantonen, Gemeinden, Schulen oder Pflegeheimen zum symbolischen Preis von 1 Rappen pro Stück zum Verkauf angeboten. Masken, deren Verfalldatum näher rückt und deshalb rasch in Umlauf gebracht werden sollen.

Die Aktion ist gut angelaufen und so wurden schon mehrere Millionen Masken geordert. 34'000 Liter Desinfektionsmittel wurden sogar gratis weitergegeben. Und seit kurzem stehen auch 877'000 Corona-Testkits im Ausverkaufs-Angebot der Armee.

«Bund, Kantone und Bürger haben in Bevorratung versagt»
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