Wer regelmässig in der S23 zwischen Zürich und Romanshorn unterwegs ist, kennt das Problem: Der Zug wird nicht heruntergekühlt. Bei hochsommerlichen Temperaturen wird die Zugfahrt damit zum Saunabesuch. Blick war mit dem Thermometer in der S23 und hat die Temperaturen gemessen. Auf dem Perron am Bahnhof Zürich-Stadelhofen zeigt das Thermometer noch 33 Grad an. Doch kaum im Zug, klettert die Temperaturanzeige auf 40 Grad.
Mehr zur Hitzewelle
Auch das Wechseln des Wagens in Winterthur verbesserte die Situation nicht. Hier mass das Thermometer dann sogar 41 Grad. In Frauenfeld ist es genug: Viel länger könnte man es nicht aushalten bei dieser Hitze. Die Rückfahrt mit IC und Tram ist bei 25 bis 28 Grad deutlich kühler.
Die S23 ist kein Einzelfall. So fällt im ÖV immer mal wieder die Klimaanlage aus – zum Beispiel im Juni, als der Zug im Juni zwischen Stettbach und Stadelhofen eine Stunde im Tunnel stecken blieb. Auf der Strecke Zürich–Berlin kollabierten einige Passagiere, weil die Klimaanlage bei einer Mega-Panne ausfiel. In Frankreich schlugen vergangenes Jahr verzweifelte Passagiere die Fenster eines überhitzten Zuges ein, um an Luft zu kommen.
41 Grad wie im Pendlerzug zwischen Zürich und Romanshorn ist trotzdem ein Extremfall. Also: Was stimmt nicht mit der S23?
Das sagen die Fahrgäste
Yannick (27) ist täglich in diesem Zug unterwegs. «Im Zug ist es locker noch wärmer als draussen, bestimmt 40 Grad oder so», sagt er zu Blick. Dass die Klimaanlagen bei diesen hohen Temperaturen nicht läuft und der Zug sich so aufheizen kann, findet er nicht okay. «Es wäre schon nett, wenn man eine Klimaanlage anschalten könnte.»
Justin (22) aus Biel ist kein Pendler und war überrascht von der Hitze im Zug: «Ich habe direkt einen anderen Wagen gesucht, in der Hoffnung, dass der ein bisschen kühler ist. Aber das hat nicht viel gebracht», sagt er verschwitzt zu Blick.
Das sagt der Experte
Sind diese Temperaturen noch zumutbar? Anruf bei Thomas Steffen, dem ehemaligen Kantonsarzt von Basel und Präsident von Public Health Schweiz. Er sagt: «41 Grad ist ein kritischer Wert. Das kann nach einer gewissen Zeit selbst für einen gesunden Menschen heikel werden.» Der Kreislauf wird bereits stark belastet, durch das Schwitzen verliert der Körper viel Flüssigkeit.
Gleichzeitig ist es so heiss, dass das «Herausschwitzen» der inneren Hitze nicht mehr einwandfrei funktioniert. Die Folge: Es kann schrittweise zu Erschöpfung, Kreislaufkollaps bis hin zu einem Hitzeschlag kommen. Experte Steffen: «Man sollte versuchen, schnell Abhilfe zu schaffen.»
Experte Thomas Steffen sagt, es sei in erster Linie wichtig, den Körper mit genügend Wasser zu versorgen. Deshalb sollte man immer ausreichend Wasser zum Trinken dabei haben. «Oft geht vergessen, dass wir auch Elektrolyte rausschwitzen», mahnt der Arzt. Auch ein Päkchen Chips oder ähnlich salzhaltige Nahrung sei daher empfehlenswert als Notfall-Proviant.
Leichte Kleidung kann helfen, dass der Körper sich nicht so sehr aufheizt. Und auch Mini-Ventilatoren sind für Steffen eine gute Möglichkeit, damit zumindest das Hitzegefühl weniger wird. «Der Ventilator bläst den Schweiss weg und trägt damit wirklich zur Abkühlung bei.» Wenn es so heiss ist, sollte man auch auf die Mitreisenden achten und rechtzeitig Zugpersonal informieren, wenn jemand die Hitze nicht mehr erträgt.
Experte Thomas Steffen sagt, es sei in erster Linie wichtig, den Körper mit genügend Wasser zu versorgen. Deshalb sollte man immer ausreichend Wasser zum Trinken dabei haben. «Oft geht vergessen, dass wir auch Elektrolyte rausschwitzen», mahnt der Arzt. Auch ein Päkchen Chips oder ähnlich salzhaltige Nahrung sei daher empfehlenswert als Notfall-Proviant.
Leichte Kleidung kann helfen, dass der Körper sich nicht so sehr aufheizt. Und auch Mini-Ventilatoren sind für Steffen eine gute Möglichkeit, damit zumindest das Hitzegefühl weniger wird. «Der Ventilator bläst den Schweiss weg und trägt damit wirklich zur Abkühlung bei.» Wenn es so heiss ist, sollte man auch auf die Mitreisenden achten und rechtzeitig Zugpersonal informieren, wenn jemand die Hitze nicht mehr erträgt.
Die Stunde, die man in der S23 von Zürich nach Romanshorn unterwegs sei, könne ein gesunder, junger Mensch schon aushalten. «Kleinkindern und Senioren würde ich nicht empfehlen, in diesen Zug zu steigen», sagt Steffen.
Das sagen die SBB
Die SBB erklären auf Anfrage, dass der Zug, der auf der S23-Linie verkehrt, eine Ausnahme sei: «98 Prozent des Rollmaterials der SBB sind heute standardmässig mit Klimageräten ausgestattet», sagt Mediensprecher Martin Meier. Die Linie S23 fahre nur unter der Woche morgens und abends jeweils zwei Mal als Entlastung des Pendlerverkehrs als Zusatzzug – und gehöre damit zu den zwei Prozent, die nicht klimatisiert werden.
Grundsätzlich werden die Fahrgasträume der klimatisierten SBB-Züge an heissen Tagen zwischen drei bis fünf Grad heruntergekühlt, so Meier. Damit liegen die SBB innerhalb der geltenden europäischen Normen sowie Vorschriften des Internationalen Eisenbahnverbands UIC. Das gilt für fast alle Züge – aber eben nicht für die S23.
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