Mega-Waffenfund bei Razzia in Österreich – Blick-Recherchen zeigen
Verhaftete Bandidos tragen Schweizer Kutte

Waffen im Wert von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro haben österreichische Ermittler kürzlich bei Razzien sichergestellt. Festgenommen wurden zehn Töff-Rocker. Blick-Recherchen zeigen nun, dass es sich bei mehreren Verhafteten um Thuner Bandidos handelt
Publiziert: 04.07.2023 um 17:52 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2023 um 20:24 Uhr
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Der dritte Hauptbeschuldigte im Fall des Belper Rockerkrieges ist der neue Anführer der Österreicher Bandidos.
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Luisa ItaRedaktorin «Food»

Die Polizei hat in Österreich kürzlich ein riesiges Waffenlager der Rocker-Gruppe Bandidos entdeckt. Zehn Personen wurden unter anderem wegen Verstössen gegen das Waffengesetz verhaftet. Wie Blick-Recherchen nun zeigen, führt die Spur der Töff-Rocker in die Schweiz.

Bei einem der Verhafteten handelt es sich um den Anführer der österreichischen Bandidos. Brisant: Er war einer der drei Hauptbeschuldigten im Prozess zum Belper Rocker-Krieg von letztem Sommer. Welche Rolle er bei den Waffendeals gespielt hat, ist unklar: Offenbar ist er kurz nach der vorläufigen Festnahme wieder auf freien Fuss gekommen.

Österreichischer Bandido-Boss ist kein Unbekannter

Im Berner Prozess wurde der Österreicher erstinstanzlich wegen versuchter schwerer Körperverletzung zu 42 Monaten Knast und einem achtjährigen Landesverweis verurteilt. Der Vorwurf der Berner Staatsanwaltschaft: Er soll mit einem schlagstockartigen Elektrokabel ca. 15 Mal auf den Kopf eines Rivalen eingeschlagen haben. Ebenfalls soll er mit einem Schlagring zugehauen haben, bis der Bronco letztlich zu Boden gegangen sei.

Die Urteile des Regionalgerichtes Bern-Mittelland für die 22 beschuldigten Rocker sind bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht rechtskräftig und können ans Berner Obergericht weitergezogen werden. Weder der Anwalt des österreichischen Bandido-Bosses noch er selbst waren im Zusammenhang mit den Razzien in Österreich für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Behörden schweigen

Die rechte Hand des Bandido-Anführers sitzt gemäss Blick-Informationen in Österreich hinter Gittern, auch er reagierte nicht auf eine Anfrage. Die Behörden bestätigen keine dieser Informationen, sie verweisen auf den Schutz der Persönlichkeitsrechte.

Insgesamt wurden bei den Razzien in Österreich unter anderem 35 Langwaffen, 25 Maschinenpistolen sowie rund 100 Pistolen, mehr als 10'000 Schuss Munition und 1000 Waffenteile, mit denen man etwa 500 Pistolen hätte herstellen können, beschlagnahmt. Laut den Behörden hat der Fund einen Gesamtwert von 1,5 Millionen Euro. Auch etwa 550 NS-Devotionalien wurden sichergestellt sowie 600'000 Euro Bargeld, zudem ein Kilo Kokain und fünf Kilo Cannabis.

Österreichische Bandidos mit Schweizer Kutte unterwegs

Den Hausdurchsuchungen waren monatelange Ermittlungen vorausgegangen. Die österreichische Regierung wusste laut eigenen Angaben seit letztem Dezember von den Plänen für die Gründung eines österreichischen Ablegers der internationalen Rocker-Gruppe Bandidos.

Offenbar waren die Gründungspläne bereits fortgeschritten, wie Recherchen zeigen. Da sich die Töff-Rocker aber zuerst auf die Ausbreitung in der Schweiz fokussieren wollten, sind die in Österreich bereits rekrutierten Rocker noch mit einer Schweizer Kutte unterwegs: Sie sind dem Chapter in Thun BE unterstellt. Mindestens fünf in Österreich verhaftete Töff-Rocker trugen gemäss Blick-Informationen eine Schweizer Kutte.

Eskaliert der Rocker-Krieg bald?

In der Schweiz breiten sich die Bandidos zunehmend aus: Seit der Gründung der ersten beiden Ableger in Thun BE und Sion VS wurde in Genf GE ein Ableger eröffnet, später kamen Interlaken BE und Schaffhausen SH dazu. In Sion gibt es ausserdem zwei Clubs, welche als Bandidos-Sympathisanten gelten – sogenannte Supporter-Clubs. Auch ist offenbar ein Clubhaus in Zürich in Planung.

Die Ausbreitung der Bandidos in der Schweiz passt den Hells Angels nicht in den Kram: Diese fungieren in der Schweiz bislang als Platzhirsch. Szene-Beobachter befürchten daher, dass es sich um eine Frage der Zeit ist, bis es erneut zu einem blutigen Aufeinandertreffen der Rivalen kommt.

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