«Bück dich, befehl ich dir. Wende dein Antlitz ab von mir. Dein Gesicht ist mir egal – bück dich noch einmal!»
Das sind Songzeilen der deutschen Band Rammstein: in Lyrik gegossene Frauenverachtung, Menschenverachtung. Untermalt mit harten Beats.
Das Spiel mit der NS-Ästhetik gehört ebenso zum musikalischen Konzept wie Macht und Sex. 2020 schrieb Frontmann Till Lindemann (60) ein Vergewaltigungsgedicht: «Schlaf gerne mit dir, wenn du träumst. Und genau so soll das sein (so soll das sein, so macht es Spass). Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas). Kannst dich gar nicht mehr bewegen.»
Das Rätsel Lindemann
Seit junge Frauen vor ein paar Wochen begannen, in den sozialen Medien ihre Erlebnisse mit dem Frontmann der Gruppe zu schildern, fragt sich die ganze Welt: Was ist bei Lindemann Kunst? Was ist lyrisches Ich, was Machtmissbrauch? Huldigen die Fans da einem Täter?
Frauen wurden in der vordersten Reihe (Row Zero) angefragt, ob sie an die Afterparty wollen. Gelandet waren sie stattdessen in einem öden Raum, aufgereiht und ausgestellt wie Frischfleisch, an dem sich Lindemann bedienen konnte. So erzählen es diverse Frauen. Die Rammstein-Anwälte dementieren. Die Berliner Justiz ermittelt.
Am Samstag traten die Deutschrocker im Berner Wankdorf-Stadion auf. Eines der ersten Lieder im Wankdorf: «Bestrafe mich.» Der erste Schweizer Auftritt seit dem Skandal.
Von der Landung bis zum Konzert
Blick und SonntagsBlick haben Lindemanns Spur in die Schweiz verfolgt. Am Donnerstag landete er mit dem Privatjet in Bern-Belp. Eingecheckt haben die Ostdeutschen mit ihrer Entourage im Nobelhotel Schweizerhof gleich beim Bahnhof. Der Besuch musste diskret bleiben, der heute wohl umstrittenste Sänger der Welt war permanent von einer Handvoll Bodyguards umzingelt.
Am Samstag gegen sieben Uhr verliessen die Rocker ihre Herberge in Richtung Stadion. Dort warteten erboste junge Frauen auf sie, die Juso organisierte einen Protest: «Till Verschwindemann!» – «Keine Bühne für Täter!» Auf der anderen Seite die Masse der Fans, die unbeugsam zu ihren Idolen halten.
Am Sonntag geht die Show noch einmal los – Lindemann füllt auch in der Schweiz die Stadien. Ohne Row Zero diesmal, aber mit der Ungewissheit, wie es mit der Skandalband weitergeht.