Die Liste ist drei Seiten lang: Zahlreiche Klapp-, Taschenmesser und ähnlich gefährliche Gegenstände wie einen Schlagring, eine Machete, einen Baseballschläger oder einen Schlagstock beschlagnahmte die Polizei im Mai 2019, als Rocker der Motorradklubs Bandidos, Broncos und Hells Angels in Belp BE aufeinander losgingen. Aber auch Schusswaffen waren dabei, etwa eine Pump Action, ein Sturmgewehr und sechs Pistolen. Dies zeigt die Anklageschrift vom Prozess, der am Montag in Bern begonnen hat.
Der Berner Waffenhändler Gaston Poyet (76), der im Liebefeld und im Bergfeld einen Waffenladen in zweiter Generation betreibt, zeigt, welche Waffen unter anderem auf der Liste aufgeführt sind.
«Waffensammler besitzen einiges mehr»
Er ist wenig beeindruckt: «Bei Terrororganisationen wurden schon mehr Waffen gefunden. Auch viele Sammler besitzen einiges mehr.» Dennoch: «So viele gefährliche Gegenstände an einen Konflikt mitzunehmen, bei dem zu erwarten ist, dass er eskaliert, ist etwas hirnverbrannt. Sie mussten damit rechnen, dass es Schwerverletzte oder sogar Tote geben könnte.»
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Bei der Tatwaffe, mit der ein Bandido mutmasslich einen Hells Angel in den Bauch traf, handelt es sich um eine SIG-9-mm-Pistole, eine übliche Armee- und Polizeipistole. «Trotz des kleinen Kalibers kann ein Schuss tödlich sein», sagt Poyet, «etwa wenn ein Organ, eine Hauptschlagader oder natürlich der Kopf getroffen wird.» Der getroffene Höllenengel überlebte den Bauchdurchschuss.
Andere Waffen wie etwa die Pump Action mit Streumunition oder das Sturmgewehr seien zudem in der Lage, mit einem einzigen Schuss mehrere Personen schwer zu verletzen, sagt Poyet.
Beim Rockerkrieg wurde mit der SIG auch in die Luft geschossen. Poyet: «Wenn die Munition wieder runterkommt, kann das genauso gefährlich sein.»
Wohl viele gefährliche Gegenstände einfach planlos eingepackt
Bei vielen der gefährlichen Gegenstände ist Poyet überzeugt, dass sie von den Bikern vor allem zur Einschüchterung mitgenommen wurden. «Und vieles, was beschlagnahmt wurde, etwa das Stromkabel, der Dolch oder die Multitool-Messer hatten sie wohl einfach irgendwo rumliegen und packten halt planlos ein, was zu finden war.»
Für einige dieser Waffen, vor allem die Schusswaffen, werde es laut Poyet auch Anzeigen geben, weil sie ohne Waffentragschein nicht mitgeführt werden dürfen. «Einzelne hatten vielleicht sogar Waffentragscheine, weil zum Beispiel die Broncos ja auch im Sicherheitsbereich arbeiten.» Aber viele der Waffen seien wahrscheinlich eher illegal mitgeführt worden, meint er. «Dafür dürften sie wohl auch noch strafrechtlich verfolgt werden.»