Beschlagnahmter Lamborghini wird von Berardino Barbati (57) versteigert
Er ist der Auktionator für Diebesgut und Raser-Autos

Berardino Barbati leitet die Auktion, bei der am Samstag in Liestal BL ein Lamborghini Gallardo 140 unter den Hammer kommt. Der Auktionator sagt zu Blick, wie viel Geld man mindestens dabei haben muss und warum das Bieten nicht bei null Franken beginnen kann.
Publiziert: 27.04.2024 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2024 um 10:55 Uhr
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Auktionator aus Leidenschaft – Berardino Barbati hat schon viele Zwangsversteigerungen vor Hunderten Interessenten geleitet. Er macht den Job seit 17 Jahren.
Foto: zVg

Gerade einmal 55'105 km hat der schwarze Lamborghini Gallardo 140 auf dem Tacho und doch sucht der italienische Bolide einen neuen Besitzer. Allerdings handelt es ich nicht um einen normalen Autoverkauf, denn der Sportwagen wird am Samstag in Liestal BL zwangsversteigert.

Es ist der grosse Moment für Berardino Barbati (57). Er ist der Leiter des Fundbüros und Verwertungsdienstes des Kantons Basel-Landschaft, verkauft und versteigert für vier Kantone Diebesgut und beschlagnahmte Dinge aller Art. Ob Schmuck, Sportgeräte, Uhren, Raser-Autos, Boote oder Villen – Barbati bietet sie in seinem Laden an, oder sie kommen wie der Lamborghini unter den Hammer. Seit 17 Jahren leitet Barbati die Behörde, hat sie von Grund auf aufgebaut. 

Für die Lambo-Versteigerung erwartet der erfahrene Auktionator bis zu 2000 interessierte Personen aus dem ganzen Land auf Platz. «Das Interesse ist riesig, wir hatten schon im Vorfeld unglaublich viele Anfragen, vor allem zum Lamborghini», sagt Barbati zu Blick und weiter: «Dass wir ein solches Fahrzeug versteigern können, ist schon sehr aussergewöhnlich.» Entsprechend viel Geld wird auch vor Ort sein, denn bei der Auktion heisst es: bezahlt wird in bar!

Damit alles glattgeht und sich die Auktionsbesucher auch wohlfühlen, hat Barbati sein Vier-Mann-Team mit sechs Helfern verstärkt, ausserdem gibt es einen Verpflegungsstand. «Es soll ein bisschen Chilbi-Atmosphäre herrschen.» 

«Das Auto muss bar bezahlt werden»
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Berardino Barbati zur Auktion:«Das Auto muss bar bezahlt werden»

Ein bisschen Geld zurück

Der Hintergrund der Auktion ist aber ernst. Der schwarze Lamborghini stammt aus einem Strafverfahren im Kanton Aargau, einem der vier Kantone, für die Barbati tätig ist. Die genauen Hintergründe sind unklar, doch auch hier wurde gegen das Gesetz verstossen. «Das Auto soll deshalb einen guten Preis erzielen, denn das Geld geht schliesslich an die öffentliche Hand», so Barbati. 

In diesen Fall erhält die Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Aargau den Grossteil des Erlöses. Barbatis Behörde bekommt Geld für Kosten, die die Versteigerung selbst verursacht. 

Jeder soll mitbieten können

Den Verkehrswert des schwarzen Boliden schätzt Barbati unterdessen auf etwa 100'000 Franken. Das Startgebot wird allerdings deutlich tiefer liegen. «Es geht darum, dass jeder mitbieten können soll, nicht nur ein Kreis von sehr reichen Leuten», sagt Barbati. Deshalb werde das Startgebot irgendwo zwischen 30'000 und 40'000 Franken liegen. Änderungen vorbehalten. «Wenn ich sehe, dass sich sehr viele Leute für das Auto interessieren, kann ich das Mindestgebot auch spontan nach oben verschieben», sagt der Auktionator. 

Oftmals gehen Aktionen bei null Franken Gebot los. «Das macht bei dem Lamborghini aber keinen Sinn. Einerseits würde direkt viel mehr Geld geboten werden, andererseits müssen wir schauen, dass wir uns schon an den Marktpreisen orientieren», so der Auktionator. Die Lamborghini-Auktion soll schliesslich den Markt für Luxusautos nicht auf den Kopf stellen. 

Villa und Rennpferd

So aussergewöhnlich die Versteigerung des Rennwagens ist, Berardino Barbati hat schon spezielleres verkauft. Zum Beispiel ein Rennpferd! «Das Tier war beschlagnahmt worden, es sollte ein neuer Besitzer her», erinnert er sich. Für den Fall, dass dies nicht möglich sein sollte, hätte Barbati das Tier schlachten lassen müssen. «Das wollte ich auf keinen Fall, deshalb habe ich persönlich Gestüte in der Ostschweiz besucht, um einen neuen Besitzer zu finden.» Mit Erfolg, das Rennpferd fand ein neues Zuhause und Barbati holte sogar noch 8000 Franken heraus. 

An die grossen Summen geht es hingegen, wenn Barbarti Häuser aus Strafverfahren verwerten muss. Kürzlich hat er eine Villa für 1,3 Millionen Franken verkauft. «Diese Häuser versteigern wir aber nicht, sondern unsere Behörde tritt wie eine ganz normale Verkäuferin auf», erklärt er.

Nun aber steht erst einmal die Auktion des Lamborghinis an. Ein Knochenjob für den Auktionator. Der Grund: Neben dem Rennwagen werden noch zwei weitere Autos, vier Motorräder und ganze 145 Velos versteigert. «Ob Lamborghini oder Velo, ich hänge mich überall gleich rein», verspricht der Auktionator. Beansprucht werden dabei vor allem seine Stimmbänder. «Danach muss ich unbedingt ein Bier und einen Whiskey trinken, sonst ist die Stimme weg», sagt Barbati und lacht. Das wäre schlecht, denn am Sonntag geht es für den Auktionator in die wohlverdienten Ferien.

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