Der Hammer ist gefallen: Die Villa des gestrauchelten Raiffeisen-Chefs Pierin Vincenz (67) in Morcote TI inklusive Bootshaus wird für 4 Millionen Franken versteigert. Gewinner der Zwangsversteigerung ist kein Geringerer als Dölf Früh (72) – ehemaliger Freund von Vincenz.
Früh griff Vincenz 2019 bei der Finanzierung der Villa unter die Arme. Der Ex-FC-St.-Gallen-Präsident und Immobilienunternehmer lieh seinem damaligen Freund 4'225'000 Franken, um eine Raiffeisen-Hypothek abzulösen. Dieses Geld wollte Früh zurück – inklusive Zinsen für die letzten drei Jahre. Insgesamt forderte Früh 4,8 Millionen Franken.
Grösserer Verlust verhindert
Um sicherzugehen, dass er dieses Geld wieder sieht, war er heute selbst im Rathaus von Mendrisio TI. Blick hat nach der Versteigerung mit Früh gesprochen: «Mir wäre ein anderer Käufer zwar lieber gewesen», sagt dieser. «Doch nicht zu diesem Preis!» Das letzte Gebot lag bei 2,55 Millionen – für Früh hätte das einen Verlust von über 2 Millionen Franken bedeutet. Deshalb hat er selber zugeschlagen.
Wenn eine Immobilie zwangsversteigert wird, geht der Erlös direkt an die Gläubiger – in diesem Fall an Früh! Indem er 4 Millionen Franken bot, konnte er einen grösseren Verlust verhindern.
So lief die Versteigerung ab
Blick war bei der Zwangsversteigerung vor Ort. Zuerst wurden Villa und Bootshaus einzeln versteigert. Der Schätzwert der Villa betrug 3,4 Millionen Franken. Der Bootsplatz inklusive Wohnung wurde auf 700'000 Franken geschätzt. Doch das Interesse an den einzelnen Parzellen war nicht sehr gross. Für das Bootshaus wollte eine Frau immerhin 725'000 Franken bieten. Für die verwahrloste Villa wäre ein Mann bereit gewesen, 600'000 Franken zu bezahlen. Insgesamt wären also 1,325 Millionen zusammengekommen.
Dann wurden die Parzellen noch als Gesamtpaket versteigert. Den Zuschlag bekam das bessere Angebot. In diesem Fall war das jenes von Früh in der Höhe von 4 Millionen Franken.
Blick traf bei der Zwangsversteigerung auch bekannte Gesichter von der Besichtigung wieder – wie Paul Schwerzmann oder Georg Wenger. Insgesamt befanden sich rund 30 Personen im Saal. Zu Beginn war die Stimmung angespannt – niemand wollte sich in die Karten blicken lassen. Doch als der Entscheid fiel, machte sich Erleichterung breit. Gianni B. (54), Besitzer eines angrenzenden Waldstücks, ist zufrieden mit dem Ergebnis. «Jetzt wird sicher etwas Schönes daraus gemacht», sagt er.
Villa ist nicht bewohnbar
Mitte März durften Interessierte das Anwesen in Morcote TI besichtigen. Blick war vor Ort und sah: Viel gibt es hier nicht, für das es sich zu steigern lohnt. Das Haus ist verwahrlost. Die Tapete bröckelt, Wände und Böden sind feucht, der Keller steht unter Wasser.
Früh dürfte das Grundstück mit 3000 Quadratmetern Land an bester Lage weiterverkaufen wollen. Klar ist: Falls er die alte Villa wieder bewohnbar machen will, dürfte dies nochmals mehrere Millionen Franken kosten.