«Die Villa ist zum Abreissen und nur noch das Land wert»
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Interessent über Vincenz-Haus:«Die Villa ist zum Abreissen und nur noch das Land wert»

Auf Pierin Vincenz' Spuren im Tessin – Besichtigung seiner Villa in Morcote TI
Sein Bootshaus ist der heimliche Star der Gutbetuchten

Diesen Donnerstag durften Kaufinteressenten erstmal die verwahrloste Villa des gefallenen Starbankers Pierin Vincenz (67) in Morcote TI von innen besichtigen. Blick war mit dabei und sprach mit Interessenten. Der heimliche Star ist das Bootshaus.
Publiziert: 15.03.2024 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 22.04.2024 um 10:13 Uhr
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Es hätte eine edle Ferienresidenz für den gefallenen Starbanker Pierin Vincenz und seine damalige Frau Nadja Ceregato werden sollen.
Foto: Thomas Meier
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Dorothea VollenweiderRedaktorin Wirtschaft

Morcote TI ist ein kleines Dorf am Luganersee. Wer hier ein Ferienhaus hat, gehört zu den Reichsten des Landes. In Morcote verbringt die Oberschicht der Deutschschweiz und Deutschland ihre Ferien oder sogar den Lebensabend. Die Adresse, an der sich heute Interessierte und Schaulustige versammeln, dürfte inzwischen zur bekanntesten des Dorfes gehören.

Es ist die alte Ferienresidenz des ehemaligen Raiffeisen-CEOs Pierin Vincenz (67) und seiner damaligen Frau Nadja Ceregato (55). Am Donnerstag durfte das Anwesen am Westhang des Monte Arbostora inklusive eines Bootsplatzes mit Wohnung direkt am See besichtigt werden. Im April wird das Anwesen zwangsversteigert. Blick lässt dafür die Nebeldecke in Zürich hinter sich und reist ins sonnige Tessin.

Was ist die Villa wert?

Wer heute hier auftaucht, will sehen, ob es sich am 11. April 2024 zu bieten lohnt. Obwohl über die Villa und dessen prominenten Noch-Eigentümer in den Medien viel geschrieben wurde, hält sich der Ansturm am Tag der Besichtigung in Grenzen. Rund 15 Personen wollten sich die Immobilien von innen anschauen. Darunter eine dreiköpfige Familie, zwei Paare, eine Mutter mit ihrer Tochter und ein paar Nachbarn. Es sind Deutschschweizer genauso wie Tessiner, erfährt Blick aus Gesprächen.

Der Unternehmer Paul Emil Schwerzmann (64) ist bei der Ankunft nicht beeindruckt von der Lage der Villa. «Das Haus steht an einem steilen Hang – ohne direkten Seeanstoss», sagt er. Die Sonne zeige sich hier erst am Nachmittag. «Mehr als 750’000 Franken werde ich nicht bieten!» Ein weiterer Teilnehmer, der anonym bleiben möchte, ist gleicher Meinung: «Mehr als 1 Million ist das nicht wert!»

Anderer Meinung ist Georg Wenger (62), pensionierter Banker. Ihm gehörte einst das Waldstück neben der Villa. «Das Land allein ist 3 Millionen wert», findet er. Wenger will Mitte April aber nicht mitbieten. Ihn interessiert heute mehr, wer sich das Haus anschauen kommt.

Interessenten und Schaulustige

Auch zwei Polizisten sind vor Ort. Sie kontrollieren streng, dass auf dem Grundstück keine Fotos geschossen werden. Die Bilder wären wohl das höchste Gut, dass man von hier mitnehmen könnte. Denn das Haus ist komplett leergeräumt und verwahrlost. Überall hängen Spinnweben, die Wände bröckeln, der Keller ist unter Wasser und auf den Böden liegt Tierkot. Ausser Fotos gibt es hier nichts, was man mitgehen lassen könnte.

Oder hat die Polizei viele Schaulustige erwartet? Vielleicht. Doch diese blieben aus. Einzig bei den Besitzern der Nachbargrundstücke könnte man vermuten, dass sie mehr aus Neugierde hier sind. Am Haus selbst haben sie kein Interesse. Sehr wohl aber am Bootsplatz weiter unten. Das kleine Grundstück direkt am See inklusive Steg, Liegeplatz und einer 1,5-Zimmer-Wohnung ist sowieso deutlich begehrter als das marode Anwesen am Hang. Sozusagen der heimliche Star des Tages.

Alle wollen den Bootsplatz

Es gibt sogar einige, die nur das Bootshaus besichtigen. Die einen träumen von einem kleinen Zufluchtsort am See. Anderen suchen einen Liegeplatz für ihr Boot. Einer der Teilnehmer besitzt ein Haus auf der gegenüberliegenden Seeseite – es wäre natürlich schön, wenn man von dort aus mit dem Boot den See überqueren und direkt hier andocken könnte.

Auch wer nur am Bootsplatz interessiert ist, wird am 11. April eine Chance bekommen. Die Liegenschaften werden einmal einzeln und einmal im Paket versteigert. Das insgesamt bessere Angebot erhält den Zuschlag.

«Wir sehen uns an der Zwangsversteigerung!»

Der Schätzwert der Villa beträgt 3,4 Millionen Franken. Ob an der Zwangsversteigerung so viel geboten wird, bleibt fraglich. Fest steht: Wer den Zuschlag erhält, wird nach dem Kauf noch einmal mehrere Millionen in das Haus stecken müssen.

Anders sieht es beim Bootshaus aus. Dort könnte der Schätzwert von 700'000 Franken an der Zwangsversteigerung durchaus überboten werden. Ein Teilnehmer erklärt beim Verlassen des Grundstücks am See jedenfalls lautstark, er mache den Check für die Anzahlung bereit.

Doch auch die sanierungsbedürftige Villa findet einen Liebhaber. «Ich fühle mich bereits zu Hause», sagt Schwerzmann beim Verlassen des Hauses augenzwinkernd. «Wir sehen uns an der Zwangsversteigerung!»

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