Es hätte eine edle Ferienresidenz für den gefallenen Starbanker Pierin Vincenz (67) und seine damalige Frau Nadja Ceregato (54) werden sollen. Doch so weit ist es nie gekommen. Das zeigen neue Bilder der Immobilie in Morcote TI, die anlässlich der geplanten Zwangsversteigerung veröffentlicht wurden. Zum ersten Mal ist zu sehen, wie die Villa am Westhang von Monte Arbostora mit Blick über den Luganersee von innen aussieht.
Die Fotos der Räume zeugen nicht etwa von einem Leben in Saus und Braus. Im Gegenteil: Das Haus ist in einem desolaten Zustand. Die Böden, Tapeten und Einbauschränke, die darauf zu sehen sind, wirken wie Zeugen aus einer anderen Zeit. Bäder mit farbenfrohen Blümchen-Tapeten und pinken WC-Schüsseln. Die Tapeten lösen sich von den Wänden, die Bodenbeläge sind zum Teil stark beschädigt. In mehreren Räumen sei an Boden und Wänden Feuchtigkeit eingedrungen, heisst es in einer Bewertung der Immobilie. Eine Sanierung aller Oberflächen wird «als notwendig erachtet», steht darin.
Villa wurde nie bewohnt
Das Haus hat Baujahr 1960. Es wurde seither zwar noch einige Male erweitert, zuletzt 1972. Danach geschah jedoch jahrelang nichts mehr. Auch nicht, als Vincenz die Villa im Jahr 2015 kaufte. Schon damals stark baufällig, hatte der Banker grosse Pläne für die Immobilie. Er wollte einen neuen, modernen Bau daraus machen, wie Recherchen dieser Redaktion zeigen. Doch so weit sollte es nie kommen.
Warum die dringend nötige Totalsanierung nie in Angriff genommen wurde, darüber kann nur spekuliert werden. Ging Vincenz das Geld aus? Klar ist: Der Banker ist nie in das Haus eingezogen. Das bestätigt er gegenüber der Firma, die mit der Bewertung des Hauses beauftragt wurde.
Vincenz musste sich Geld leihen
Kurz nach dem Kauf des Feriendomizils musste der Banker den Chefposten bei Raiffeisen räumen. Finanziert hatte ihm das Haus die Raiffeisen-Filiale in Lugano mit einem Hypothekarkredit von 4 Millionen Franken. Dabei soll sie sich damals laut Strafuntersuchung über die Tragbarkeitsregeln hinweggesetzt haben. Denn Vincenz hatte weitere ausstehende Hypothekarkredite bei seiner damaligen Arbeitgeberin, zum Beispiel für sein Haus in Teufen AR.
Dölf Früh (71) hatte Vincenz Anfang 2019 für das Haus in Morcote 4,3 Millionen Franken geliehen, um die Hypothek der Raiffeisen abzulösen. Der Ex-FC-St.Gallen-Präsident und Immobilienunternehmer will sein Geld nun wieder zurück. Die Villa mit Nebengebäude wird diesen April zwangsversteigert. Zusammen mit einem Bootsplatz und einer kleinen Wohnung ohne Heizung etwas weiter unten am See – auch sie in einem Zustand der Verwahrlosung.
Das Haus mit 368 Quadratmeter Wohnraum soll noch einen Wert von 3,4 Millionen Franken haben. Der Bootsplatz mit Wohnung wird auf 703'710 Franken geschätzt.