Der Verkauf seiner Villen sollte dem gefallenen Raiffeisen-König Pierin Vincenz (67) helfen, seinen Schuldenberg abzutragen. Doch das erweist sich als schwierig, wie die letzten Monate zeigen. Das hat gleich mehrere Gründe – nicht alle davon haben mit dem aktuell sehr anspruchsvollen Luxusimmobilienmarkt zu tun.
Zwei von Vincenz' Villen kamen letztes Jahr auf den Markt. Eine davon steht am exklusiven Sonnenhang im steuergünstigen Niederteufen AR und kostet mehr als 12 Millionen Franken. Die zweite, etwas kleinere Villa steht in Morcote TI und soll letztes Jahr für 4,8 Millionen Franken einen Käufer gefunden haben. Doch zur Schlüsselübergabe kam es nie.
Die Villen sind gebunden
«Der Verkauf ist gescheitert», sagt ein Rechtsexperte, der mit der Sache vertraut ist. Der Insider möchte anonym bleiben. Was ist passiert? Beide Immobilien gehören aktuell noch Vincenz und seiner Ex-Frau Nadia Ceregato Vincenz. Sie können allerdings nicht darüber verfügen. Denn die Vermögenswerte des Ex-Raiffeisen-CEOs wurden mit einer Grundbuchsperre eingefroren.
Das macht den Verkauf der Immobilien zu einem Marathonlauf mit vielen Hürden. Zu viele, um einen Käufer zu finden? Gut möglich, meint der Rechtsexperte. Der Grund: «Die geschädigten Parteien haben ein Mitspracherecht», sagt der Insider.
Bankkonten sind immer noch blockiert
Vincenz wurde im April 2022 zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Schuldig der Veruntreuung, der qualifizierten ungetreuen Geschäftsbesorgung und der Urkundenfälschung. Weil der Ex-Raiffeisen-CEO das Urteil weiterzieht, sind die Bankkonten und Villen von Vincenz noch immer blockiert – voraussichtlich für Jahre.
Es ist dem Ex-Banker dadurch eigentlich untersagt, seine Immobilien zu verkaufen. Er versucht es trotzdem. Für seine ehemalige Traumvilla in Niederteufen hat Vincenz den Luxusimmobilienmakler Ginesta beauftragt. Dieser sagte gegenüber Blick, man wolle bei Vorliegen konkreter Kaufinteressenten beim Gericht die Aufhebung der Grundstücksperre beantragen.
Geschädigte haben Mitspracherecht
Dass die Grundstücksperre aufgehoben wird, dafür bräuchte es allerdings die Zustimmung aller Geschädigten. Diese dürften auf den ersten Blick nichts dagegen haben, wenn die Villen verkauft werden. Zumal der Verkaufserlös in einem ersten Schritt auf ein Sperrkonto und schliesslich ihnen zugutekäme.
Doch die Sache hat einen Haken: Die Gläubiger werden dem Verkauf der Häuser nur zustimmen, wenn der Preis stimmt. «Ist das Kaufangebot unter Marktwert, werden sie von ihrem Anhörungsrecht Gebrauch machen», so der Insider.
Am Schluss entscheidet das Gericht
Genau das dürfte mit dem Kaufangebot für die Villa in Morcote TI passiert sein. Vincenz hatte im Juli 2022 ein Käufer für die sanierungsbedürftige Liegenschaft gefunden. Gemäss der «SonntagsZeitung» soll Lorenz Erni (72), Vincenz’ Anwalt, ein Gesuch eingereicht haben, die Liegenschaft verkaufen zu dürfen. Wurde das Gesuch abgelehnt? Ein Besitzerwechsel hat jedenfalls nie stattgefunden.
Vincenz selbst hätte von den Verkäufen nichts – auch wenn er dringend Geld gebrauchen könnte. Sein Schuldenberg beträgt nach eigenen Angaben über 23 Millionen Franken. Zu den Gläubigern gehören die geschädigten Firmen Raiffeisen und Viseca. Dazu kommen Forderungen von Wirtschaftsgrössen wie Peter Spuhler (64) und Dölf Früh (71). Spuhler hat Vincenz 6,5 Millionen Franken für die Villa in Teufen geliehen. Früh gab ihm ein Darlehen von 4,3 Millionen Franken für das Haus in Morcote.