Und jetzt Bundesrat? Heute bricht er sein Schweigen
Die schillernde Karriere von Christophe Darbellay – in 7 Momenten

Christophe Darbellay gibt heute Sonntag bekannt, ob er für den Bundesrat kandidiert. Wie tickt der Mitte-Mann, der einst bei der Blocher-Abwahl die Fäden zog und selbst auf Wolfsjagd ging? Seine schillernde Karriere in sieben Momenten.
Publiziert: 13:43 Uhr
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Aktualisiert: 14:36 Uhr
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Christophe Darbellay politisiert seit über zwei Jahrzehnten. Heute sitzt der Mitte-Mann in der Walliser Regierung.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Christophe Darbellay zählt zu den bekanntesten Politikern des Landes, ist aber auch umstritten
  • Der Walliser gilt als geschickter Kompromiss-Schmied mit hoher Medienpräsenz
  • Bekannt wurde er in den 2000er-Jahren als Präsident der damaligen CVP
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Auf die Walliserin könnte ein Walliser folgen: Christophe Darbellay (53) teilt heute Sonntag mit, ob er für den Bundesrat kandidiert (Blick berichtet ab 17.30 Uhr live). Bereits kurz nach der Rücktrittsankündigung von Viola Amherd (62) brachte er seinen Namen ins Spiel. Doch erst jetzt, Stunden vor Ablauf der parteiinternen Bewerbungsfrist am Montag, lässt er die Katze aus dem Sack.

Wie tickt das politische Schwergewicht, das früh viel erreicht hat? Und warum sorgte er immer wieder für Aufsehen? Blick zeichnet wichtige Momente in Darbellays Karriere nach.

1

Ein Blitzstart in Bern

Christophe Darbellay kam 2003 als «cleverer Senkrechtstarter», wie Blick damals schrieb, für die CVP in den Nationalrat. Im Bundeshaus wird der gross gewachsene Walliser rasch auch politisch zu einer herausragenden Figur.

Seine Berner Karriere beginnt aber nicht in der Politik, sondern in der Verwaltung: Unter dem Walliser Bundesrat Pascal Couchepin (82, FDP) wird Darbellay, von Beruf Agronom, 2000 Vizedirektor im Bundesamt für Landwirtschaft – ein einflussreicher Posten für einen 29-Jährigen.

2

Geschmeidig an der CVP-Spitze

2006 übernimmt Darbellay das Präsidium der CVP. Es ist keine einfache Zeit für die Partei. Der Wählerschwund hält an, auch während Darbellays zehnjähriger Präsidentschaft. Dennoch gelingt es ihm, der CVP viel Medienpräsenz zu verschaffen. Er positioniert sie konsequent als Familienpartei, besetzt Themen geschickt.

In Bern gilt er als Kompromisse-Schmied, als Mann mit dem Gespür für die «richtigen» Statements. Er sitzt in der einflussreichen Wirtschaftskommission. Sein «Gmögigkeitsfaktor»: hoch. Volksfeste nutzt er als Laufsteg.

Wer es weniger gut mit Darbellay meint, beschreibt ihn als wendig. «Seine Genialität besteht in seiner beeindruckenden Flexibilität – und einem guten Riecher für politische Opportunitäten», sagte der Walliser SP-Politfuchs Peter Bodemann (72) kürzlich dem «Tages-Anzeiger».

3

Seine Rolle bei der Blocher-Abwahl

Seinen Ruf als Strippenzieher erwirbt sich Darbellay spätestens 2007 bei der Abwahl von SVP-Übervater Christoph Blocher (84). Hinter den Kulissen spielt er eine wichtige Rolle bei den Absprachen, die dazu führen, dass sich die CVP mit der Linken zusammentut, um Blocher aus dem Bundesrat zu werfen. 

Die überraschende Wahl von Eveline Widmer-Schlumpf (68) ist auch sein Verdienst. In SVP-Kreisen sind die Ereignisse bis heute präsent – könnten sie nun seine Bundesratsambitionen torpedieren?

4

Der Mann, der für Skilifte kämpft

Nach seinem Rückzug aus der nationalen Politik wird Darbellay 2017 in die Walliser Regierung gewählt, wo er das Departement für Volkswirtschaft und Bildung leitet. Er wird zum «mächtigsten unter den Staatsräten» («Walliser Bote»). Sein Gestaltungswille ist hoch.

In der Coronakrise setzt er sich offensiv (und erfolgreich) dafür ein, dass die Skilifte offen bleiben dürfen. Darbellay versteht sich als oberster Walliser Touristiker: Dank strikter Schutzkonzepte geniesse man «die grösstmögliche Pistenfreiheit in ganz Europa», verkündet er.

Auch im Wallis spielt Darbellay auf allen Tasten der Medienklaviatur. Auftritte reihenweise, süffige Interviews, und Posts in den sozialen Medien sowieso. Doch seine Dauerpräsenz scheint manche zu nerven: Bei den letzten Wahlen wird er von allen Regierungsmitgliedern am schlechtesten wiedergewählt. 

5

Der Regierungschef auf Wolfsjagd

Der Wolf bewegt die Gemüter, besonders im Wallis. Als 2023 die regulierte Jagd beginnt, absolviert Darbellay – damals Regierungspräsident – eine Ausbildung und geht höchstpersönlich auf die Pirsch. Nächtelang sei er unterwegs gewesen, berichtet er stolz. Typisch Darbellay! In der Öffentlichkeit kommt das Engagement gut an.

6

Schlagzeilen wegen unehelichem Kind

Als Aushängeschild einer christlich geprägten Partei steht Darbellay für klassische Familienwerte. Mit seiner Frau hat er drei Kinder.

2016 wird bekannt, dass er Vater eines unehelichen Kindes geworden ist. Darbellay bittet via SonntagsBlick um Verzeihung. Er anerkennt das Kind bereits vor der Geburt offiziell und regelt die finanziellen Verpflichtungen. Politisch bleibt kaum etwas haften – möglicherweise, weil Darbellay öffentlich in die Offensive geht.

7

Loyalität, die für Kritik sorgt

2024 verteidigt Darbellay seinen Freund und Ex-Nationalrat Yannick Buttet (47), der trotz Vorstrafen wegen sexueller Belästigung zum Präsidenten der Walliser Tourismuskammer gewählt wird. Darbellay kritisiert die Berichterstattung über den Fall. Doch die Kritik ebbt nicht ab, Buttet tritt schliesslich zurück – und Darbellay muss sich fragen lassen, ob ihn sein politisches Gespür verlassen hat.

Und nun? Sein Wahl-Dilemma

Kandidiert Darbellays für den Bundesrat, birgt dies gewisse Unwägbarkeiten – nicht nur, weil er lange aus Bern weg ist und viele Parlamentarier ihn nicht mehr persönlich kennen.

Auch das Timing ist ungünstig: Am 2. März finden im Wallis kantonale Wahlen statt, nur zehn Tage vor der Bundesratswahl. Will er nicht plötzlich ohne Politjob dastehen, müsste Darbellay sowohl für den Bundesrat als auch für den Staatsrat kandidieren. Sollte er tatsächlich Nachfolger von Amherd werden, käme es im Wallis zu einer Nachwahl.

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