Sparziel weit übertroffen – Bund prüft Verlängerung bis 2024
Die Schweiz geht vom Gas

Rund 4000 Gigawattstunden Gas wollte der Bund in den Wintermonaten einsparen. Über 5500 Gigawattstunden sind es geworden. Jetzt prüft der Bund die Verlängerung des Ziels.
Publiziert: 07.04.2023 um 00:49 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2023 um 12:52 Uhr
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In den Wintermonaten hat die Schweiz deutlich weniger Gas verbraucht.
Foto: Keystone
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Da haben die Schweizerinnen und Schweizer auf den letzten Metern etwas nachgelassen: Im März hat das Land das Gassparziel von 15 Prozent knapp nicht erreicht, sondern «nur» 13,9 Prozent geschafft, wie die neusten Zahlen des Energie-Dashboards des Bundes zeigen.

Ein kleiner Wermutstropfen in der Gesamtbilanz. Über die Wintermonate hinweg haben Wirtschaft und Bevölkerung die bundesrätliche Sparvorgabe bei weitem übertroffen. 3997 Gigawattstunden weniger Gasverbrauch von Oktober bis März war das angestrebte Ziel, 5547 Gigawattstunden wurden geschafft, das Gassparziel damit um 39 Prozent übertroffen.

Milde Temperaturen, hohe Gaspreise

Die Basis für den Erfolg legte die Bevölkerung letztes Jahr. Im Oktober wurde im Vergleich zu den Vorjahren fast 40 Prozent weniger Gas verbraucht. Auch im November waren es noch fast 30 Prozent. In den drei folgenden Monaten lag der Minderverbrauch aber nur noch knapp über der 15-Prozent-Hürde und fiel im letzten Monat leicht darunter.

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Beim Bund zeigt man sich erfreut über den Erfolg. «Nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa wurde deutlich weniger Gas verbraucht als in den letzten Jahren», sagt Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie (BFE). «Das lag einerseits an den milden Temperaturen, aber auch an den hohen Gaspreisen.»

Auf die Gaspreise habe insbesondere die Industrie sehr sensibel reagiert. So hätten Firmen beispielsweise vorübergehend eine Produktionslinie ganz abgestellt.

Umstieg auf Heizöl

Gas gespart wurde aber auch mit dem Umstieg auf andere Energieträger. «Viele der Betreiber der rund 800 Zweistoffanlagen, die von Gas auf Heizöl umschalten können, haben die bis Ende März 2023 geltende Empfehlung des Bundesrats zur Umschaltung umgesetzt», berichtet Zünd.

Einen weiteren Grund sieht die BFE-Sprecherin schliesslich im Aufruf zum freiwilligen Energiesparen. «Auch die Haushalte mit Gasheizungen haben die starken Preisaufschläge gespürt, ihre Heizungen tiefer eingestellt und so einen Teil zum Spareffekt beigetragen.»

Verlängerung des Gassparziels bis 2024?

Auf den Lorbeeren ausruhen mag sich der Bund nicht. Stattdessen plant er bereits für den kommenden Winter. «Wir prüfen derzeit die Weiterführung des freiwilligen Gassparziels», erklärt Zünd.

Die EU hat das 15-Prozent-Ziel nämlich bereits bis Ende März 2024 verlängert. Da würde es nicht erstaunen, wenn der Bundesrat mitzieht – und sich wie bisher solidarisch zeigt.

Eine Verlängerung macht auch Sinn. Denn die Versorgungslage bleibt angespannt, da es im Hinblick auf den kommenden Winter einige Unsicherheiten gibt.

So ist unklar, ob die europäischen Gasspeicher bis zum Herbst ausreichend befüllt werden können. Zudem plant Norwegen Wartungsarbeiten an seiner Gasinfrastruktur und in Asien steigt die Nachfrage nach Flüssiggas. Das verschärft die Konkurrenz.

Offen ist auch, ob – gerade im Ausland – mehr Gas verstromt werden muss, wenn etwa Wasser- oder Atomkraftwerke wegen der Trockenheit weniger produzieren können. Zudem verweist Zünd auch auf das Risiko eines deutlich kälteren Winters, der auf uns zukommen könnte.

Beim Stromsparziel haperts

Während die Schweiz beim Gassparziel glänzt, hapert es beim Stromsparziel. Die Daten für März liegen zwar noch nicht vor. Doch schon jetzt ist klar, dass die angestrebten 10 Prozent Minderverbrauch nicht erreicht werden.

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Nichtsdestotrotz gilt das freiwillige Stromsparziel, das der Bundesrat im Dezember 2022 beschlossen hat, laut Zünd, «übrigens auch für die Monate November und Dezember 2023».


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