Die Schweiz verfehlt das vom Bundesrat angepeilte Strom-Sparziel – und zwar massiv. 3153 Gigawattstunden Strom soll die Schweiz in den Wintermonaten von Oktober bis März sparen.
Bis Ende Januar hat sie aber nur 1133 Gigawattstunden geschafft, wie das Energie-Dashboard des Bundes nun neu ausweist. Also erst ein Drittel!
Um das Sparziel doch noch zu schaffen, müssten Herr und Frau Schweizer in den verbleibenden zwei Monaten deutlich mehr den Computer ausschalten, das Licht löschen oder auf den Tumbler verzichten als bisher.
Sparziel von 10 Prozent
Dabei ist das Sparziel mit 10 Prozent weniger im Vergleich zu den Vorjahren gar nicht allzu ambitiös. Erreicht wurde es bisher aber in keinem einzigen Monat. Im Oktober war der Sparwille noch am grössten – mit 7,1 Prozent Einsparung. Dann sank er im Dezember auf bloss noch 2 Prozent.
Just zuvor hatte SVP-Wirtschaftsminister Guy Parmelin (63) Ende November zwar seine Notfallpläne für den Fall einer Strommangellage präsentiert und nochmals zum «Sparen, sparen, sparen» aufgerufen. Doch gleichzeitig kam eine Studie des Bundes zum Schluss, dass die Stromversorgungssicherheit der Schweiz diesen Winter nicht gravierend gefährdet sei. Eine Meldung, die in der Bevölkerung schon halbwegs als Entwarnung verstanden worden sein dürfte.
Immerhin: Im Januar haben die Sparbemühungen wieder angezogen – auf gegen 7 Prozent. Diese Entwicklung dürfte vor allem den auf Anfang Jahr deutlich erhöhten Strompreisen geschuldet sein.
Schon jetzt ist damit absehbar: Das per Ende März gesetzte Strom-Sparziel wird nicht erreicht.
«Keine Konsequenzen»
In den Berner Amtsstuben läuten deswegen aber noch keineswegs die Alarmglocken. Denn: «Es handelt sich – wie beim Gas – um ein freiwilliges Sparziel», betont Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie (BFE). Der Bundesrat hat das Sparziel erst letzten Dezember von der EU übernommen. Zusätzliche Sparmassnahmen zur bereits letzten Sommer gestarteten Energiespar-Kampagne hat er deswegen aber keine ergriffen.
Herr und Frau Schweizer müssen sich vorerst auch keine Sorgen machen, dass sie für das verpasste Sparziel vom Bundesrat eins hinter die Ohren bekommen. «Da es sich um freiwillige Sparziele handelt, gibt es keine Konsequenzen», sagt Zünd.
Speicherseen noch gut gefüllt
Das hat auch damit zu tun, dass die Schweiz diesen Winter auch ohne Erreichen des Sparziels über die Runden kommen dürfte. Zwar gilt die Versorgungslage aktuell weiterhin als «angespannt», so Zünd, «aber stabil».
So sind die Gas- und Wasserspeicher gut gefüllt. Die Speicherseen sind noch über die Hälfte voll – deutlich mehr als zum vergleichbaren Zeitpunkt in den Vorjahren. Das hat auch mit den milden Witterungsbedingungen in diesem Winter zu tun. «Zudem sind wieder mehr französische Kernkraftwerke am Netz», so Zünd. Und: «Auch die Preise für Strom und Gas liegen wieder auf dem Niveau der Vorjahre.»
«Der Winter ist noch nicht vorbei»
Kurzfristig sei die Energieversorgung gewährleistet, erklärt die BFE-Sprecherin. Trotzdem bleibt sie vorsichtig: «Der Winter ist noch nicht vorbei. Die kritische Zeit steht noch bevor und dauert bis April.» Daher müsse die Entwicklung weiter aufmerksam beobachtet werden. «Auch wenn bald die hellere und wärmere Jahreszeit mit weniger Energieverbrauch anbricht, kann keine Entwarnung gegeben werden.»
Während es beim Stromsparen hapert, erhält die Schweizer Bevölkerung dafür Bestnoten beim Gassparen. Knapp 4000 Gigawattstunden sollte die Schweiz in den Wintermonaten bis Ende März einsparen – also 15 Prozent des Gasverbrauchs.
Doch schon Ende Januar war das Sparziel erreicht. Denn seit Oktober wurde dieses jeden Monat übersprungen. Mit einer Rekordeinsparung von fast 40 Prozent im Oktober und einer knappen Zielerreichung von 17 Prozent im Dezember.
Mit 4633 eingesparten Gigawattstunden sind insgesamt schon 116 Prozent des Sparziels erfüllt. Also deutlich mehr als erhofft – und es bleiben noch zwei Monate bis zur Endabrechnung.
Beim Sparerfolg schlägt nicht nur der milde Winter zu Buche, sondern auch eine spezielle Massnahme, wie Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie erklärt: «Beim Gas konnte unter anderem durch die vom Bundesrat im September 2022 empfohlene Umstellung der Zweistoffanlagen ein guter Teil des Sparziels erfüllt werden.» (rus)
Während es beim Stromsparen hapert, erhält die Schweizer Bevölkerung dafür Bestnoten beim Gassparen. Knapp 4000 Gigawattstunden sollte die Schweiz in den Wintermonaten bis Ende März einsparen – also 15 Prozent des Gasverbrauchs.
Doch schon Ende Januar war das Sparziel erreicht. Denn seit Oktober wurde dieses jeden Monat übersprungen. Mit einer Rekordeinsparung von fast 40 Prozent im Oktober und einer knappen Zielerreichung von 17 Prozent im Dezember.
Mit 4633 eingesparten Gigawattstunden sind insgesamt schon 116 Prozent des Sparziels erfüllt. Also deutlich mehr als erhofft – und es bleiben noch zwei Monate bis zur Endabrechnung.
Beim Sparerfolg schlägt nicht nur der milde Winter zu Buche, sondern auch eine spezielle Massnahme, wie Marianne Zünd vom Bundesamt für Energie erklärt: «Beim Gas konnte unter anderem durch die vom Bundesrat im September 2022 empfohlene Umstellung der Zweistoffanlagen ein guter Teil des Sparziels erfüllt werden.» (rus)
Mit Blick auf den kommenden Winter sei absehbar, dass die Versorgungssituation «voraussichtlich noch herausfordernder sein dürfte, da das russische Gas zur Wiederbefüllung der europäischen Gasspeicher bis Herbst von Anfang an wegfällt». Die Schweiz müsse daher «weiterhin in Bereitschaft bleiben».
Winterreserve im Aufbau
So ist der Bund denn auch bereits an der Heimfront aktiv. Dazu gehören etwa das Reservekraftwerk in Birr oder die Sicherstellung einer Winterreserve. «Insbesondere geht es darum, die Produktionsreserven weiter auszubauen auf bis zu 1000 Megawatt», so Zünd.
Zudem mache Energiesparen auch weiterhin Sinn. «Die Winter-Energiesparinitiative wird auch im nächsten Winter durchgeführt.»
Wer weiss, vielleicht schafft die Schweiz das Strom-Sparziel auf wundersame Weise ja doch noch. «Wir werden sehen, welche Wirkungen die weiterhin recht milde Witterung und die Beibehaltung der Sparmassnahmen haben werden», lässt sich Zünd nicht entmutigen. «Endgültig abgerechnet wird im Frühling.»