Umweltschützerin Vera Weber zur Stromoffensive
«Das ist ein Frontalangriff auf unsere Alpen»

Mehr Strom aus Sonne, Wind und Wasser. Das Parlament will die Stromproduktion massiv ausbauen, insbesondere auch in den Bergen. Das ruft Umweltschützerin Vera Weber auf den Plan. Sie wehrt sich gegen eine «Verschandelung» der Natur.
Publiziert: 15.03.2023 um 18:52 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2023 um 10:18 Uhr
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Naturschützerin Vera Weber kämpft gegen eine «Verschandelung» der Landschaft.
Foto: Peter Gerber
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Solarrakete! Windkraft-Offensive! Wasserkraft-Express! Geht es um die künftige Energiepolitik, drückt das Parlament aufs Gas. Die Stromversorgung soll so rasch wie möglich ausgebaut werden. Auch mit alpinen Solarkraftwerken, höheren Stauseemauern oder industriellen Windkraftanlagen.

In der aktuellen Parlamentsdebatte zum sogenannten Energie-Mantelerlass stehen weitere Abstriche beim Naturschutz zugunsten der Stromproduktion auf dem Programm.

«Überstürzt und unüberlegt»

Diese Energiepolitik sorgt bei Umweltschützerin Vera Weber (48) für Empörung: «Was hier passiert, ist eine überstürzte und unüberlegte Flucht nach vorn», sagt die Präsidentin der Fondation Franz Weber zu Blick. «Unsere Natur und Landschaft werden auf dem Altar der Energieversorgung geopfert. Es ist ein Frontalangriff auf unsere Alpen.»

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Mit Blick auf die geplante Solaroffensive meint die Umweltschützerin: «Der in der Nationalhymne besungene Alpenfirn soll sich in Zukunft nicht mehr röten, sondern im Strahlenmeer der Solarpanels ertrinken.» Kein Wunder also, setzt sich Weber auch gegen das im Kanton Wallis vorangetriebene Solarkraftwerk in Grengiols ein. «Wir stehen der lokalen Bevölkerung beiseite, welche sich gegen dieses Megaprojekt wehrt.»

Reine Verhinderungspolitik?

Bloss, betreiben die Landschaftsschutz-Verbände mit ihrer Opposition nicht reine Verhinderungspolitik? «Nein, wenn Klimaschutz auf Kosten der Natur geht, ist das ein kompletter Widerspruch, gegen den wir antreten müssen», sagt sie bestimmt. Gerade in der kleinräumigen Schweiz müsse man mit der Natur umsichtig umgehen.

«Wir haben nichts gegen erneuerbare Energien, aber diese müssen schlau genutzt werden – ohne die Landschaft zu verschandeln und die Biodiversität zu zerstören», betont Weber. Für die Sonnenenergie beispielsweise gebe es noch viel ungenutztes Potenzial auf bestehenden sowie neuen Bauten. Auch weitere alternative Energien und Technologien sollen eine Rolle spielen.

Von der neu aufgeflammten Atomstrom-Debatte hält Weber aber nicht viel. «Ich bin ein Kind der Atomkraft-Nein-Danke-Zeit.» Stattdessen hebt sie einen anderen Punkt hervor: «Wir müssen notgedrungen auch Strom sparen. Darauf müssen wir einen stärkeren Fokus legen.»

Zu Gast bei der SVP

Nächsten Samstag wird Vera Weber ihre Haltung in Meyrin GE auch vor den SVP-Delegierten vertreten. Eine Einladung, welche sie als Fürsprecherin der Natur gerne nutzt. «Naturverschandelung durch Solar- und Windkraftparks», lautet der Titel ihres Referats. «Gerade bei der SVP-Basis gibt es auch viel naturverbundene Menschen», betont Weber.

Gleichentags wird die SVP offiziell die Nein-Parole zum Klimaziel-Gesetz beschliessen, über welches das Stimmvolk am 18. Juni entscheidet. Umweltschützerin Vera Weber hingegen unterstützt das neue Klimaschutz-Gesetz, «wenn auch nur halbherzig, denn die Gefahr besteht, dass damit die Natur noch stärker unter Druck gerät».

Gut möglich aber, dass sie dereinst zusammen mit anderen Naturschutzverbänden gegen den Energie-Mantelerlass antreten wird. «Wir werden über ein Referendum entscheiden, sobald die definitive Vorlage verabschiedet ist», sagt Weber. «Wenn Natur und Landschaft unter die Räder kommen, müssen wir aktiv werden.»

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