60 Prozent mehr Beschwerden
Preisüberwacher kämpft gegen überrissene Gas-Preise

Preisüberwacher Stefan Meierhans legte den Fokus 2022 auf Energie- und Treibstoffpreise. Ausserdem untersuchte er die Preise für teure medizinische Leistungen. Dabei findet er grosses Einsparpotenzial – mehr als eine Milliarde jährlich.
Publiziert: 27.02.2023 um 12:08 Uhr
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Aktualisiert: 27.02.2023 um 12:23 Uhr
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Preisüberwacher Stefan Meierhans informierte über seine Arbeit im Jahr 2022.
Foto: keystone-sda.ch

Preisüberwacher Stefan Meierhans (54) hat im vergangenen Jahr 60 Prozent mehr Meldungen aus der Bevölkerung erhalten als im Jahr zuvor. Wenig überraschend betrafen die meisten Meldungen Preise und Tarife aus dem Energiebereich. Die «rekordhohe» Anzahl Bürgermeldungen spiegeln laut Meierhans die «verständlichen» Ängste der Bevölkerung aufgrund der Teuerung.

Etwa 30 Prozent der 2368 Bürgermeldungen gingen dann auch zu diesem Thema ein, sagte Meierhans am Montag, als er seinen Jahresbericht vorstellte. Am zweitmeisten Meldungen erhielt der Preisüberwacher zum Gesundheitswesen (13 Prozent), gefolgt von der Telekommunikation (5,5 Prozent).

Treibstoff-App angekündigt

Wegen der vielen Bürgermeldungen passte Meierhans Anfang 2022 seine Prioritäten an. Er fokussierte auf die Preise für Öl und Gas. So forderte er die Gasversorgungsunternehmen auf, Reserven vergangener Jahre für die Dämpfung von Preiserhöhungen zu verwenden. «Erfreulicherweise fanden diese Empfehlungen in mehreren Fällen Gehör», bilanziert Meierhans.

Meierhans appellierte an die Gemeinden, auf steuerähnliche Abgaben auf Erdgas zu verzichten, um die Gasrechnungen nicht zusätzlich zu belasten. Vielerorts werden solche aber nach wie vor erhoben. Im Schnitt stiegen die Preise für Erdgas zwischen Januar 2022 und dem letzten Herbst um sieben Rappen pro Kilowattstunde. Ein Grossteil dieser Teuerung ging laut Meierhans auf die gestiegenen Beschaffungskosten zurück.

Anfang 2023 seien die Preise im internationalen Handel zudem wieder deutlich gefallen, sagte Meierhans. «Ich erwarte, dass die Versorger ihre Preise ebenso schnell wieder senken, wie sie sie aufgrund der erhöhten Beschaffungskosten erhöht haben.» Auf der Internetseite des Preisüberwachers ist ein schweizweiter Gaspreis-Vergleich aufgeschaltet, der regelmässig aktualisiert wird.

Bereits vor einem Jahr kündigte der Preisüberwacher eine Treibstoffpreis-App an. Diese soll dieses Jahr umgesetzt werden. Dies, obwohl der Touring Club Schweiz bereits im Herbst eine solche App vorgestellt hat. Damit sollen die teilweise sehr hohen Margen von Schweizer Tankstellenbetreiber besser kontrolliert werden. Die bereits lancierte App vom TCS wertet Meierhans als Teilerfolg.

Riesiges Sparpotenzial bei Laboranalysen

Im Gesundheitswesen verglich der Preisüberwacher im vergangenen Jahr die Preise für die zehn medizinischen Leistungen, die in der Schweiz die höchsten Kosten verursachen, mit denen im Ausland.

Er stellte fest, dass im Jahr 2020 die Schweizer Tarife für Laboranalysen in Arztpraxen im Durchschnitt 4,5-mal und in Krankenhaus- und Privatlabors im Durchschnitt 2,3-mal höher lagen als im europäischen Ausland. Das ergebe ein Einsparpotenzial für die Krankenversicherer von über einer Milliarde Franken, sagte Meierhans.

Er empfahl, dass die Tarife für medizinische Analysen künftig auf der Grundlage von Auslandspreisvergleichen festgelegt werden. Einen Entscheid des Departements des Innern, die Tarife für Laboranalysen ab dem 1. August 2022 linear um zehn Prozent zu senken, wertet er als «ersten Schritt in die richtige Richtung».

Auch 2023 gibts Sparbilletts im ÖV

Die vergünstigten Billetts für den öffentlichen Verkehr erfreuen sich grosser Beliebtheit. Auch 2023 stehen nochmals mehrere Millionen für die Subventionierung von Sparbilletts im ÖV bereit. Für Menschen mit eigenen Autos, erreichte der Preisüberwacher eigenen Angaben zufolge, in vielen Gemeinden Vergünstigungen für Wochen- und Monatsparkkarten. (SDA/shq)

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