Skifahrerin Lara Gut-Behrami (30) hat sich nun doch noch einen Ruck gegeben – und lässt sich gegen Corona impfen. Andere Skisportler warten mit dem Piks noch zu. Die Beispiele zeigen: Im Sportbereich ist die Impfskepsis besonders gross.
Das belegt auch die neuste Corona-Umfrage des Forschungsinstituts Somoto. Im Berufsfeld «Sport, Wellness, Schönheit» sind demnach erst 47 Prozent mindestens einmal geimpft. Gleich viele wollen auf die Impfung verzichten. Der Rest wartet noch ab.
Gute Physis schützt nicht
«Sportlerinnen und Sportler sind generell skeptisch gegenüber Impfungen wegen möglicher Nebenwirkungen – etwa auch gegenüber der Grippe-Impfung», sagt Sportmediziner und Swiss-Olympic-Chefarzt Patrik Noack zu Blick. Für ihn ist die aber kein Grund, auf die Corona-Impfung zu verzichten.
Dass eine gute Physis besser vor einer Corona-Erkrankung schütze, sei ein Irrglaube, sagt er. «Gerade in hochintensiven Trainingsphasen wird das Immunsystem stark belastet – und damit ist man anfälliger für eine Infektion.»
Die möglichen Nebenwirkungen der Impfung seien kalkulierbar, sagt Noack. «Die allfälligen Folgen einer Corona-Infektion hingegen sind unberechenbar. Deshalb kann ich die Impfung allen Sportlerinnen und Sportlern nur empfehlen.» Wichtig sei dabei das Timing. «Man sollte sich in einer trainingsfreien Zeit impfen lassen und nach dem Piks nicht gleich wieder Vollgas geben.»
Impfaufruf an ungeimpfte Sportler
Nochmals voll aufs Gas drücken wollen hingegen Bund und Kantone – vom 8. bis 14. November mit einer nationalen Impfwoche. «Jede Impfung zählt», betont Gesundheitsminister Alain Berset (49). Auch Swiss Olympic unterstützt die Impfoffensive und hat seine 81 Mitgliederverbände auf die Aktion aufmerksam gemacht.
«Wir rufen alle ungeimpften Sportlerinnen und Athleten zur Impfung auf – aus Verantwortung und Überzeugung!», sagt Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl (53). «Wir lieben den Sport und wollen ihn so rasch wie möglich wieder ohne Einschränkungen ausüben können.»
Für Stahl ist die Impfung die logische Konsequenz, um aus der Pandemie zu kommen.«Die Skeptiker haben mir bisher keine Alternative aufzeigen können, wir wir dieses Ziel anders erreichen.»
Zur Normalisierung beitragen
Für ihn ist auch klar, dass in dieser Situation der kollektive Gedanke im Vordergrund stehen muss. «Es geht nicht nur um den einzelnen Sportler, sondern um das Kollektiv dahinter. Man impft sich, um sich gegenseitig zu schützen – die Clubkollegin, den Zimmergenossen, die Kampfrichter oder die Fans.»
Dass sich Lara Gut-Berahmi nun doch noch piksen lässt, freut Stahl denn auch besonders. «Es ist nun die Aufgabe der Vertrauenspersonen in unseren Verbänden, weitere Athletinnen und Athleten zum Impfen zu motivieren», so Stahl. Denn: «Eine hohe Impfquote trägt auch im Sport zur Normalisierung bei.»