Wird nichts unternommen, verdoppeln sich die Corona-Fallzahlen alle zwei Wochen, warnte Taskforce-Chefin Tanja Stadler letzte Woche vor den Medien. Die jüngsten Zahlen geben ihr recht. Der Trend zeigt deutlich nach oben. Registrierte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) letztes Wochenende 4541 neue Fälle, waren es Mitte Oktober 2366.
Die Reihentests in den Schulen zeigten, dass es wieder mehr Ansteckungen in den Schulen gebe. «Die repetitiven Reihentests in den Schulen zeigen, dass es wieder mehr als Einzelfälle gibt», sagte Hauri, der auch Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte ist. «Es finden Übertragungen von Schülerinnen und Schülern auf Klassenkameraden statt. Es finden Ansteckungen in den Familien statt.»
Ausbrüche mit der Ansteckung von mehreren Personen gebe es aber auch in Pflegeheimen und an Partys. «Mit grossem Aufwand lassen sich diese Ausbrüche jedoch eindämmen.»
Kantone organisieren Auffrischungsimpfung
Die Kantone seien daran, die Verabreichung der Auffrischungsimpfung zu organisieren – vor allem für Menschen über 65 Jahre. «Wir warten sonst auf die Empfehlungen, wie es mit den Auffrischungen für die anderen Personen weitergeht», sagte er weiter. Diese Empfehlung wird noch im Verlauf der Woche erwartet.
In einem früheren Blick-Interview nannte Stadler den Wechsel vom 3G-Prinzip zur 2G-Regel, wonach etwa nur Geimpfte und Genesene gewisse Veranstaltungen besuchen dürften, als Option, falls sich die Lage verschärft. Negativ Getestete würden also nicht mehr überall hineinkommen.
Man habe verschiedene Optionen. «Events ganz verbieten, Ansteckungen und eine mögliche Überlastung des Spitalwesens in Kauf nehmen oder eben die Regeln verschärfen», so Stadler im Interview. «Das geht einerseits über Masken und Abstand oder andererseits über 2G statt 3G.»
2G-Modell in Europa
In Europa wird angesichts drastisch steigender Fallzahlen zunehmend von dieser Option Gebrauch gemacht. So gilt in einigen deutschen Bundesländern die 2G-Regel bereits. Seit letzter Woche etwa auch im benachbarten Bundesland Baden-Württemberg.
In Österreich verkündeten die Behörden kürzlich, dass die 2G-Vorgabe etwa in der Nachtgastronomie eingeführt wird, wenn mehr als 300 Covid-Patienten auf den Intensivstationen gezählt werden. Am Dienstag war das nun der Fall. Sogar ein Lockdown für Ungeimpfte ist angedacht.
Impfwoche «nahe bei den Leuten»
Um ein solches Szenario für die Schweiz gleich im Keim zu ersticken, richtet sich der Fokus nun umso stärker auf die nationale Impfwoche, welche vom 8. bis 14. November über die Bühne geht. Die Kantone würden zwar unterschiedliche Schwerpunkte setzen, wollten aber «nahe bei den Leuten» sein, sagte der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri am Dienstag an der Medienkonferenz der Corona-Experten des Bundes.
Zur Palette gehörten etwa Aktionstage in den Gemeinden, zusätzliche Beratungsangebote, erweiterte Walk-ins, Impfungen in Moscheen, Shoppings oder an speziellen Anlässen sowie Aktionen über verschiedene Vereine.
Droht ein Flop?
Ein konkretes Impfziel gibt es aber nicht. Droht angesichts des stockenden Impftempos gar ein Flop? Er wisse nicht, was die Impfwoche bringe, so Hauri. Auf Zahlenspiele will er sich nicht einlassen.
«Ich habe aber eine gewisse Zuversicht», erklärte er. Vielleicht erlebe man sogar eine positive Überraschung. Und: «Diese Anstrengung lohnt sich auf jeden Fall noch, denn wir wollen die Impfquote wirklich anheben. Jedes Prozent, das wir gewinnen können, gibt uns etwas mehr Zuversicht Richtung Ausgang der Pandemie.»
Was passiert in den Spitälern?
Klar ist, dass das Impftempo zu langsam und die Impfquote zu tief sei, um alle Massnahmen aufzuheben, erklärte Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit. Wie sich die zunehmenden Corona-Fallzahlen auf die Belegung in den Spitälern niederschlagen werden, sei unsicher. Es sei aber wahrscheinlich, dass sich die Situation mit dem schlechten Wetter und der Kälte bald verschlechtere.
Masserey machte erneut Werbung für eine Impfung. Momentan hätten erst 75 Prozent der über 12-Jährigen oder 64 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens eine Dosis erhalten. «Das reicht nicht.»
Mit verschiedenen Zahlen belegte Masserey die Wirksamkeit von Impfungen. Schwere Erkrankungen würden damit oft verhindert. Bei 60- bis 69-Jährigen sei dies in 93 von 100 Fällen zu beobachten. Bei über 80-Jährigen könne eine Impfung in 84 von 100 Fällen eine Hospitalisierung vermeiden.