Nach den Sommerferien rückten Kosovaren und Albaner unvermittelt in den Fokus der Corona-Debatte. Insbesondere Ferienrückkehrer aus dem Balkan sorgten für eine neue Corona-Welle und brachten die Spitäler an den Anschlag. Albanischstämmige wehrten sich gegen die Kritik, andere riefen ihre Landsleute zum Impfen auf.
Nun zeigt die jüngste Corona-Umfrage der Forschungsstelle Sotomo, die diese im Auftrag der SRG durchgeführt hat, wie es um die Impfbereitschaft in der Schweiz steht – und zwar erstmals nach Herkunftsland beziehungsweise Migrationshintergrund.
Und hier bestätigt sich: Südeuropäer sind besonders impfskeptisch. Erst 58 Prozent der Befragten über 15 Jahre sind mindestens einmal geimpft. 37 Prozent wollen sich nicht impfen lassen, der Rest wartet noch ab.
Als regelrechte Impffans an der Spitze finden sich die Nordamerikaner mit 95 Prozent, die mindestens einmal geimpft sind. Die gebürtigen Schweizerinnen und Schweizer hingegen bewegen sich im Mittelfeld – immerhin sind 78 Prozent der über 15-Jährigen mindestens einmal geimpft.
Halbe SVP-Basis scheut den Piks
Auch wenn sich die Südeuropäer als Impfmuffel zeigen, werden sie von einer anderen Gruppe noch deutlich an Impfunwille übertrumpft. Fast die Hälfte der SVP-Sympathisanten will sich der Impfung verweigern: 48 Prozent! Fast gleich viele sind immerhin mindestens einmal geimpft. Der Rest wartet noch ab. «Die in den nationalkonservativen Milieus eher verbreitete Wissenschaftsskepsis spielt dabei eine wichtige Rolle», schreiben die Sotomo-Forscher zur Impfskepsis der SVPler.
Bei den übrigen Parteien ist die Anhängerschaft praktisch schon durchgeimpft. Am grössten ist die Skepsis noch bei den Grünen, wo sich 12 Prozent nicht impfen lassen wollen. Am impffreudigsten hingegen sind die Grünliberalen, wo nur jeder 25. auf den Piks verzichtet.
Auch zwischen den Geschlechtern tut sich ein Graben auf. Sind vier von fünf Männer mindestens einmal geimpft, sind es bei den Frauen erst 70 Prozent. 27 Prozent der Frauen lehnen die Impfung ab, hingegen nur 17 Prozent der Männer.
Beim Alter nimmt der Impfwille ab, je jünger die Befragten sind. Bei den 15- bis 24-Jährigen will sich jeder Dritte nicht impfen lassen, bei den über 75-Jährigen verweigert nur gut jeder Dreizehnte den Piks. Und schaut man sich das Haushaltseinkommen an, dann zeigt sich: Je mehr jemand verdient, umso eher lässt er oder sie sich impfen.
Impfwoche soll für Schub sorgen
Gesamtschweizerisch sind gemäss Umfrage 69 Prozent doppelt und 5 Prozent einmal geimpft. 22 Prozent wollen auf eine Impfung verzichten, nur 3 Prozent warten noch ab.
Die Impfunwilligen doch noch vom Impfen zu überzeugen, wird immer schwieriger. «Für die weitere Erhöhung der Impfquote müssen nun Personen gewonnen werden, die sich bereits grundsätzlich gegen die Impfung ausgesprochen hatten», schreiben die Sotomo-Forscher in ihrem Bericht.
Im November wollen Bund und Kantone jedenfalls nochmals für Schub sorgen: Mit einer nationalen Impfwoche vom 8. bis 14. November. Und vielleicht lässt sich der eine oder die andere auch von den wieder deutlich steigenden Corona-Zahlen überzeugen.