Nach Nein zum Autobahn-Ausbau
Jetzt droht Tempo 80 zwischen Zürich und Bern

Das Stimmvolk steht beim Autobahn-Ausbau auf die Bremse. Bürgerliche wollen nun das Nachtfahrverbot für Lastwagen lockern. SP-Ständerat Pierre-Yves Maillard hingegen plädiert für mehr Tempo 80 in Stosszeiten sowie die Umnutzung von Pannenstreifen.
Publiziert: 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 18:01 Uhr
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Mehr Tempo 80 auf der Autobahn soll für flüssigeren Verkehr sorgen.
Foto: SVEN THOMANN

Auf einen Blick

  • Autobahn-Ausbau abgelehnt. Neue Lösungen für Verkehrsprobleme gesucht
  • SP-Ständerat schlägt temporäre Geschwindigkeitssenkungen und Pannenstreifen-Nutzung vor
  • Astra prüft Tempo-80-Regelung auf weiteren 700 Autobahnkilometern
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Das Stimmvolk steht beim Autobahn-Ausbau auf die Bremse. Das Ausbaupaket mit sechs Projekten für 5 Milliarden Franken fiel mit 52,7 Prozent Nein-Anteil durch. Die Warnung vor einem drohenden Verkehrskollaps und mehr Stau verfing nicht. Trotzdem bringen die Abstimmungsverlierer bereits neue umstrittene Forderungen ins Spiel. So will die FDP das Nachtfahrverbot für Lastwagen lockern. Und Auto-Schweiz will Ausbauten künftig per Salamitaktik durchpauken. 

Einen anderen Ansatz verfolgt der Waadtländer SP-Ständerat Pierre-Yves Maillard (56). In seinem Kanton hat die Bevölkerung das Ausbaupaket mit 59 Prozent Nein abgelehnt, im benachbarten Genf waren es 57 Prozent. Eines der sechs Projekte hätte die beiden Westschweizer Kantone betroffen: der Ausbau der A1 zwischen Le Vengeron GE und Nyon VD von vier auf sechs Spuren samt neuen Zubringern. 

Mehr Tempo 80, mehr Pannenstreifen

«Die Bevölkerung will nicht einfach mehr Beton», interpretiert Maillard das deutliche Resultat. «Stattdessen brauchen wir pragmatische Massnahmen, die rasch umgesetzt werden können.» Dafür gebe es eine viel günstigere Lösung: «Auf stark befahrenen Strecken können zu Stosszeiten temporäre Geschwindigkeitssenkungen für einen flüssigeren Verkehr und damit für Entlastung sorgen», ist Maillard überzeugt. «Es gibt weniger Unfälle und damit weniger Stau.»

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Zudem könnten die Pannenstreifen als zusätzliche Spur genutzt werden, wenn der Verkehr besonders dicht sei. Diese Lösung habe sich bereits auf der Strecke zwischen Ecublens und Morges bewährt. «Sie ist effizient und nicht derart teuer», so Maillard «Es ist eine wirksame Massnahme, die wir generell bei den Engpässen im Land anwenden könnten.»

Weitere 700 Kilometer für Tempo 80

Kommt nach dem Ausbau-Nein nun ein Tempo-80-Schub auf der Autobahn? Werden mehr Pannenstreifen umgenutzt? «Diese Fragen lassen sich nicht pauschal beantworten», sagt Thomas Rohrbach vom Bundesamt für Strassen (Astra) zu Blick. Schon heute gelte aber der Grundsatz, die bestehenden Strassenflächen möglichst effizient zu nutzen, um den Verkehr flüssig zu halten. «Wir prüfen daher regelmässig, welche Massnahmen bei Abschnitten mit hohem Verkehrsaufkommen möglich sind.»

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Eine davon ist die dynamische Geschwindigkeitsanpassung, bei welcher zu Spitzenzeiten das Tempo lokal und zeitlich begrenzt von 120 auf 100 oder von 100 auf 80 Stundenkilometer gesenkt wird. Aktuell sind auf dem Nationalstrassennetz gut 1000 Richtungskilometer mit entsprechenden Signalisierungsanlagen ausgerüstet – am meisten im Raum Zürich/Winterthur (256 km) und Bern/Mittelland (220 km).

«Weitere Strecken sind in Prüfung», so Rohrbach. In den nächsten Jahren könnten so rund 700 Kilometer hinzukommen, so die aktuellste Schätzung. Besonders zwischen Bern und Zürich dürfte die Regelung praktisch durchgehend umgesetzt werden. «Die Massnahme wirkt in der Praxis gut», erklärt Rohrbach. «Bei rund 80 km/h weist ein Autobahnabschnitt die höchste Kapazitätsausnutzung auf. Die Autos fahren zwar langsamer, kommen aber doch schneller ans Ziel.»

Bessere Luftqualität

Auch die Pannenstreifen-Umnutzung werde laufend geprüft. Einige Abschnitte sind bereits in Betrieb. Und einige weitere sind in Planung oder in Prüfung. Letzteres auf dem Abschnitt Meyrin und Le Vengeron.

Allerdings komme nicht jede Strecke dafür infrage, so Rohrbach. Die bisherige Erfahrung zeige aber, dass es nicht nur weniger Stau und Unfälle gebe. «Auch die Luftqualität wird besser, weil weniger Stop-and-Go herrscht.»

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