Auf einen Blick
- Schweizer stimmen gegen Autobahnausbau. Ausland zeigt sich überrascht
- Entscheidung als Triumph für Umweltschutz und konservative Kräfte gesehen
- Knapp 53 Prozent der Stimmbevölkerung lehnten den Autobahnausbau ab
Die Schweiz sorgt im Ausland für Erstaunen. Knapp 53 Prozent der Stimmbevölkerung haben sich am Sonntag gegen den Ausbau des Autobahnnetzes ausgesprochen. Für die «Süddeutsche Zeitung» ist das Ergebnis «überraschend». Denn bisher habe es um solche Vorhaben nie Streit gegeben. Dieses Mal aber war der Widerstand zu gross. Die «Süddeutsche» wertet das als «Scheitern der Regierung».
Das sieht der österreichische «Standard» genauso. Und unsere östlichen Nachbarn scheinen etwas Mühe zu haben mit dem Volksentscheid. Die Zeitung aus Wien schreibt: «Für Fahrer aus Deutschland, Österreich, Frankreich oder Luxemburg ändert sich in der Schweiz nichts – sie müssen weiter mit Staus und stockendem Verkehr auf den meist zweispurigen Autobahnen Helvetiens kämpfen.»
Entscheid über die starke Zuwanderung
Diplomatischer zeigt sich der TV-Sender «Euronews»: Der Plan von Bundesrat und Parlament sei auf den Widerstand jener gestossen, die sich Sorgen um seine Auswirkungen auf die Umwelt und seine Wirksamkeit machten.
Noch einen anderen Grund für das Volksnein erkennt «Zeit online». Sie schreibt von einem gleichzeitigen Entscheid über die starke Zuwanderung, die die Schweiz seit Jahren erlebe. Was auf den ersten Blick wie ein überraschender Triumph der rot-grünen Parteien und Umweltverbände aussehe, sei ebenso sehr ein Sieg konservativer und reaktionärer Kräfte. Das gelte gerade für die Wähler der SVP, der Partei von Verkehrsminister Albert Rösti (57), bei welcher die Parole Freie-Fahrt-für-freie-Bürger bisher stets verfangen habe.
Schweizer gelten eigentlich als «infrastrukturverliebt»
«Ihr Nein war aber kein Nein gegen das Auto, kein Nein gegen mehr Strassen», schlussfolgert die «Zeit». Vielmehr wollten Bürgerliche keine neuen Autobahnen finanzieren, weil es die ihres Erachtens gar nicht bräuchte. Schuld an den stetig wachsenden Staus seien nämlich nicht die fehlenden Spuren oder Tunnel, sondern die vielen Ausländer, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ins Land kamen.
Dennoch bleibe der Entscheid eine Überraschung. Lange habe die Abstimmung nach einem Selbstläufer ausgesehen, so die «Zeit». Ihre einfache Begründung: «Die Schweizer legen die meisten Kilometer im eigenen Auto zurück, gelten nicht umsonst als infrastrukturverliebt.» Vielleicht hat im Land eben doch ein Umdenken begonnen.