Die Chefin des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) weckt in der Corona-Krise leise Hoffnung. «Die Entwicklung stimmt mich vorsichtig optimistisch, es sieht nach einer Trendwende aus», sagte Anne Lévy (49) im SonntagsBlick.
Die neusten Corona-Zahlen geben dieser Hoffnung Schub: Am Dienstag meldete das Bundesamt für Gesundheit 4241 neue Ansteckungen sowie 238 Spitaleinweisungen und 142 neue Todesfälle. Ein leichter Rückgang im Vergleich zur Vorwoche.
«Erstes Etappenziel erreicht»
Die rückläufige Entwicklung freut Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes: «Die Fallzahlen halbieren sich alle zwei Wochen. Das erste Etappenziel ist erreicht!», sagte er am Dienstag vor den Bundeshausmedien. Es sei grossartig, wie viele Menschen dazu beitrügen. Wenn die Entwicklung so weitergehe, erreiche man viel: «Wir bekommen mehr Luft, die Kapazitäten beim Contact Tracing, in den Spitälern, aber auch für die Unternehmen werden grösser.»
Ein solches Sicherheitspolster sei nötig, denn bei schlechtem Wetter dürften die Fallzahlen wieder anstiegen, warnte Ackermann. «In den Monaten Dezember und Januar wird es mehr Anstrengungen brauchen, um die Etappenziele zu erreichen», so Ackermann.
Im Visier hat er nämlich, die Zahl der täglichen Neuansteckungen bis Ende Jahr auf 500 runterzubringen. Auch mit Blick auf die Festtage.
Tipps für die Festtage
Gerade mit Blick auf die anstehenden Festtage hob der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri den Mahnfinger. «Wir stellen fest, dass das Bewusstsein für die kompromisslose Einhaltung der Massnahmen wieder geschärft werden muss», so der Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte.
Das Contact Tracing funktioniere zwar wieder problemlos, könne beim weiterhin hohen Niveau der Fallzahlen rasch wieder an den Anschlag kommen. Er rief die Bevölkerung auf, sich auch bei leichten Symptomen testen zu lassen.
Seine Tipps für die Festtage: Abstand halten, Hände waschen, eine vorgängige Selbstquarantäne oder der Verzicht auf das Vorsingen von Weihnachtsliedern seien wichtige Massnahmen, um eine Ansteckung unter dem Weihnachtsbaum zu verhindern. Und: «Verzichten sie bei Symptomen auf das Weihnachtsfest!»
Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), ergänzte die Empfehlungen mit dem Hinweis, dass man dieses Jahr auch kürzer feiern sollte. Verordnet ist derzeit zudem, dass sich maximal zehn Personen an privaten Festen zuhause treffen dürfen.
Impfung frühestens im Januar 2021
Klar ist, dass es für eine Corona-Impfung vor Weihnachten nicht reichen wird. Die Bevölkerung in der Schweiz wird sich noch eine Weile auf einen Impfstoff gedulden müssen.
Eine Impfung sei frühestens im Januar 2021 möglich. Sie wolle aber keine Hoffnungen wecken, betonte sie. «Wir machen so schnell wie möglich, wahrscheinlich wird es aber erst im Verlauf des ersten Halbjahrs 2021 eine Impfung geben», sagte Masserey.
Verschärfungsplan in petto
Für eine allgemeine Entwarnung ist es jedenfalls noch zu früh. Und für den Fall, dass sich in den nächsten Wochen der rückläufige Trend wieder ins Gegenteil kehren sollte, hat SP-Gesundheitsminister Alain Berset (48) bereits einen Verschärfungsplan parat.