Spanien, Niederlande, Belgien, Australien und Indien: Zahlreiche Staaten haben bereits angekündigt, dass die Corona-Impfung für ihre Bürgerinnen und Bürger einst kostenlos sein wird. Auch der künftige US-Präsident Joe Biden (78) ist im Wahlkampf mit dem Versprechen einer Gratis-Impfung auf Stimmenfang gegangen.
Und die Schweiz? Der Bundesrat hat nicht nur die Impfstrategie noch nicht festgelegt. Es ist auch noch immer nicht klar, wer die Kosten für die Impfdosen übernimmt. Und das, obwohl die ersten Impfstoffe bald marktreif sein dürften. «Die Finanzierungsfrage wird derzeit mit den Tarifpartnern geklärt», teilt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf Anfrage mit.
Die Tarifpartner, das sind primär die Krankenkassen. «Wichtig ist, dass die Bevölkerung rasch und unkompliziert Zugang zu Corona-Impfungen erhält», sagt Manuel Ackermann vom Krankenkassenverband Santésuisse. «Dafür braucht es ein nationales Impfprogramm, das von Bund, Kantonen und Krankenversicherern gemeinsam getragen wird.»
Wie bei der Schweinegrippe
BLICK-Informationen zufolge ist genau das in Arbeit. Die zwei Pieks gegen Corona – für eine wirksame Impfung sind zwei Dosen nötig – dürften auch in der Schweiz gratis sein. Die Beteiligten planen, dass die Impfkosten ähnlich wie bei der Schweinegrippe 2009 aufgeteilt werden: Der Bund zahlt die Impfdosen, die Kantone sind für die Kommunikation und die Organisation zuständig, die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Impfung selbst.
Die Schweinegrippe-Impfung war dabei von Selbstbehalt und Franchise ausgenommen. Es ist wahrscheinlich, dass sich Bund und Kassen bei der Corona-Impfung wieder auf das gleiche Vorgehen einigen. Das heisst, kein Versicherter muss etwas zahlen.
Aus den Fehlern lernen
Für die Corona-Tests gilt das bereits: Sie sind seit Ende Juni für alle gratis. Hier ist es der Bund, der die Kosten trägt – allerdings hatte es lange gedauert, bis er sich zu diesem Schritt durchringen konnte. Zuvor hatten sich Krankenkassen und Kantone über die Kostenübernahme gestritten, es kam zu Fehlanreizen und Chaos. «Testen, testen, testen», lautete die Devise des Bundesrats – doch das Kosten-Durcheinander lief dieser Strategie zuwider.
Nun wird es bald heissen: «Impfen, impfen, impfen.» Und der Bund dürfte aus seinen Fehlern gelernt haben. Gerade, weil die Schweizer Bevölkerung im internationalen Vergleich eher impfkritisch eingestellt ist, dürften Behörden und Krankenkassen das Ziel haben, zumindest keine Kostenhürde aufzustellen.