Zankapfel Erziehung
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Auch in der Politik:Zankapfel Erziehung

Die SP mags autoritär, die SVP will lieber Laisser-faire
Zankapfel Erziehung

Bei der Erziehung lässt man sich in der Schweiz nicht gern dreinreden – auch nicht von der Politik. Das bekamen die Linken beim Vaterschaftsurlaub zu spüren. Für den nächsten Kampf haben sie sich deshalb bereits in Stellung gebracht.
Publiziert: 18.11.2020 um 11:24 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2020 um 18:28 Uhr
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Im September hat die Schweiz Ja zu zwei Wochen Vaterschaftsurlaub gesagt.
Foto: Keystone
Lea Hartmann

Kindererziehung ist ein heikles Thema, das gilt nicht nur im Privaten. Auch in der Politik ist sie ein ewiger Zankapfel. Wie lange soll der Vater nach der Geburt zu Hause bleiben? Wer bezahlt die Kita, damit beide Elternteile arbeiten können? Sollen sie das überhaupt? Heftige Debatten sind programmiert, wenn das Parlament zu familienpolitischen Fragen Entscheidungen trifft.

Kaum etwas zeigt das besser als der schier endlose Streit um den Vaterschaftsurlaub. Die zehn Tage, zu welchen die Stimmbevölkerung im September Ja gesagt hat und die Vätern ab dem 1. Januar 2021 zustehen, sind im europäischen Vergleich praktisch nichts. Dennoch brauchte es jahrelange Debatten, mehrere Dutzend Vorstösse und schliesslich eine Volksinitiative, bis sich die Schweiz auf einen Kompromiss einigen konnte.

Mehr Eigenverantwortung oder mehr Staat?

Und die Diskussion geht bereits weiter. Nicht nur die linken Parteien, auch die FDP fordert statt Mutter- und Vaterschaftsurlaub eine flexible Elternzeit. Doch bei der Frage, wie lange diese sein soll, scheiden sich bereits wieder die Geister. Die Forderungen reichen von 18 Wochen bis zu einem ganzen Jahr. Es dürfte wiederum Jahre gehen, bis man sich findet – wenn überhaupt.

Ein Grund, weshalb familienpolitische Belange so umstritten sind, liegt darin, dass es nicht nur um Geld, sondern auch um grundlegende Werte geht. So vehement wie kaum in einem anderen Politikfeld drängt das linke Lager bei Erziehungsfragen auf mehr Staat, das bürgerliche Lager pocht auf Eigenverantwortung. Wären sie Eltern und die Stimmbevölkerung Kinder, Pädagoginnen würden von autoritärer Erziehung vs. Laisser-faire sprechen.

Schweiz ist ein Sonderfall

Für die SVP ist Erziehung Privatsache. Ob das Kind zu Hause betreut wird oder in die Kita geht: «Familien müssen selbst entscheiden, was für sie richtig ist», sagt SVP-Nationalrätin Nadja Umbricht Pieren (40), die selbst eine Kita betreibt. Eine Mehrheit könne das auch. «Ich setze mich dafür ein, dass diese Mehrheit auch zukünftig ihr Familienmodell selber wählen kann.»

Die SP kämpft derweil für Gratis-Krippen. «Unglaublich, aber in einigen Kantonen gibt es noch immer keine flächendeckenden Tagesstrukturen!», ärgert sich SP-Nationalrat Matthias Aebischer (53), selber vierfacher Vater. Er stellt fest: «In der Schweiz ist man vielerorts noch immer der Überzeugung, dass der einzig richtige Erziehungsort für Kinder das Zuhause ist.» Dabei wüssten alle, die ihre Kinder in der Kita haben, dass das Gegenteil der Fall sei.

Elternzeit-Initiative startet im Frühling

Und die Mitte? Ausgerechnet die selbsternannte Familienpartei CVP hat in der Familienpolitik keine so klare Linie. «Krippen sind immer noch massiv zu teuer», findet Andrea Gmür (56), Mitte-Fraktionschefin. Dort müsse man ansetzen. Eine Elternzeit aber kommt für sie derzeit nicht in Frage. «Zuerst müssen wir andere Probleme lösen», sagt sie im Hinblick beispielsweise auf die immer noch ausstehende Reform der Altersvorsorge und die Bewältigung der Corona-Krise.

Dass derzeit anderes Priorität hat, dessen sind sich auch die Befürworter der Elternzeit bewusst. Sie wissen auch, dass es bei familienpolitischen Anliegen oftmals Druck von aussen braucht, damit das Parlament vorwärtsmacht. Mehrere kantonale Volksinitiativen sind deshalb bereits lanciert worden, auch eine nationale steht in den Startlöchern. Mit der Unterschriftensammlung will man allerdings erst im Frühling beginnen.

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