Die Corona-Situation ist unsicher. Die Zahl der Neuinfektionen schwankt derzeit um die 3000 Fälle pro Tag. Am Donnerstag vermeldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 2809 neue Coronavirus-Ansteckungen, 59 Spitaleinweisungen und drei Todesfälle.
Handelt es sich beim Anstieg der letzten Wochen bloss um einen vorübergehenden Ferien-Effekt? Oder lassen die Rückkehr an Schulen und ins Büro sowie der nahende Herbst die Zahlen weiter in die Höhe schnellen?
Bundesrat wappnet sich für Ernstfall
Angesichts der Unwägbarkeiten wappnet sich der Bundesrat für den Ernstfall. Er plant als «vorsorgliche Massnahme» die Ausweitung der Covid-Zertifikatspflicht aus Restaurants, Kinos oder Hallenbäder. Entscheidend ist die Entwicklung in den Spitälern, denen bei einer weiteren Zunahme der Hospitalisationen eine Überlastung droht. Dann will der Bund durchgreifen.
Noch ist offen, ob und wann die Ausdehnung kommt. Klar ist aber jetzt schon: Die Kantone stellen sich im Grundsatz hinter Bersets Pläne. «Wir unterstützen die Vorschläge des Bundesrats», sagte Lukas Engelberger (46), Präsident der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK), nach einem Treffen mit Bundesrat Alain Berset (49) am Donnerstag vor den Medien in Bern.
Der Austausch habe gezeigt, dass die Ausweitung der Zertifikatspflicht bei den Gesundheitsdirektoren ein «breite Unterstützung» geniesse. Engelberger schloss nicht aus, dass einzelne Kantone die Ausweitung im Alleingang beschliessen würden, sollte der Bund zuwarten.
«Das Covid-Zertifikat ist eine Erfolgsgeschichte», betonte Engelberger. Alle anderen Massnahmen seien weniger gerecht, weil die Geimpften darunter leiden würden. Er erinnerte daran, dass über 90 Prozent der Covid-Patienten in den Spitälern ungeimpft seien.
Impfen als «aufsuchende Sozialarbeit»
Bei den Ungeimpften wollen die Kantone deshalb noch stärker ansetzen und die Impfkampagne nochmals intensivieren.
«Wir müssen die Impfquote erhöhen!», so Engelberger. Dafür müsse man zu den Menschen hingehen und sie direkt ansprechen und motivieren. Nun handle es sich um «aufsuchende Sozialarbeit».
Gesundheitsminister Berset schlug in die gleiche Kerbe: «Wir müssen noch näher zu den Leuten!» Es sei eine grosse logistische Herausforderung. Man müsse aber möglichst alle Hürden beseitigen, welche die Leute vom Impfen abhalten würden.
Die Kantone würden auch weiter in das Testen, das Contact-Tracing und die Quarantäne investieren, machte Engelberger klar. «Wir merken, dass die Ansteckungen nicht mehr gemeldet werden, damit eine Quarantäne umgangen werden kann.» Das wollen die Kantone nicht einfach so hinnehmen. «Wir werden die Quarantäne durchsetzen und mit aller Härte durchgreifen.»