Serien
Journalismus am Limit: «The Morning Show» (2019-2023)
Bei der TV-Sendung «The Morning Show» kommt es zum grossen Knall: Der Star-Moderator muss gehen. Me-Too-Vorwürfe. Seine Kollegin Alex Levy (Jennifer Aniston, 54) holt sich eine neue Co-Moderatorin an ihre Seite: Bradley Jackson (Reese Witherspoon, 47). Doch damit sind die Probleme nicht gelöst. Drei Staffeln Machtspiele, aufeinanderprallende Egos und Ringen um die Wahrheit. Das Ensemble spielt fesselnd und seziert MeToo unangenehm vielschichtig. Auf Apple-TV+.
Schweizer Serienhit: «Davos 1917» (2023)
Noch nie hat SRF so viel Geld in eine Serie investiert wie in «Davos 1917», sieben Millionen Franken. Das sechsteilige, von wahren Begebenheiten inspirierte Spionage-Drama spielt während des Ersten Weltkrieges – in Davos GR. Dort finden zwar keine Schlachten statt, doch die Spioninnen und Spione sind los. Mittendrin die junge Krankenschwester Johanna Gabathuler (Dominique Devenport, 27), die ihr Neugeborenes zurückwill. Dafür lässt sie sich auf ein gefährliches Spiel ein. Die Serie entstand in Zusammenarbeit mit deutschen Produktionsfirmen und erreicht ein Publikum über die Schweiz hinaus. Auf Play Suisse.
Schwarzer Humor im Kreissaal: «This is going to hurt» (2022)
Das britische Gesundheitswesen ist marode, in der Realität und auch in dieser fiktiven Serie, die aber auf den autobiografischen Aufzeichnungen des ehmaligen Arztes Adam Kay basiert. Während seiner Ausbildung zum Gynäkologen führte dieser Tagebuch und erlebte auf der Geburtshilfestation viel Haarsträubendes. Ben Wishaw (43) spielt Kay grandios, durchtrennt eine Nabelschnur auch mal mit dem Eiskratzer und läuft konstant am Rande des Nervenzsammenbruch, da er stets zu viele Patientinnen und zu wenig Zeit hat. Witzig, tragisch, beängstigend. Auf SRF.
Viktorianische Girl Gang: «The Buccaneers» (2023)
1870. Eine Gruppe junger, reicher Amerikanerinnen reist nach England. Die einen hoffen, einen Lord zu finden, den sie heiraten können, andere merken, dass sie definitiv auf Frauen stehen, wieder andere wollen Party machen, um der Enge der Ehe zu entfliehen. Die ersten zwei Folgen überlegt man, ob diese britische Serie besser oder schlechter ist als der Netflix-Überflieger «Bridgerton». «The Buccaneers» ist lockerer, dafür historisch weniger akkurat. Aber während man nachdenkt, ist man eh schon mittendrin und möchte wissen, wie diese erste Staffel ausgeht. Auf Apple-TV+.
Polit-Drama aus Australien: «Total Control» (2019)
Die indigene Aborigine Alex Irving (Deborah Mailman, 51) ist skeptisch, als sie plötzlich Besuch von der konservativen Premierministerin Australiens (Rachel Griffiths, 55) bekommt. Diese will sie als Senatorin ins Parlament einberufen. Irving sagt zu. Mit unerwarteten Konsequenzen, für alle. Denn Irving lässt sich nicht in die Rolle der «Quoten-Aborigine» zwängen, sie deckt Missstände auf, prangert Gewalt gegen Frauen und Indigene an und pfeift auf Umfragewerte. Dieser Polit-Krimi spielt für einmal nicht in den USA oder Europa und bietet so willkommene andere Perspektiven und eine beeindruckende Hauptdarstellerin. Auf Arte.
Neuer Weihnachts-Klassiker aus Norwegen : «Home for Christmas», 2019-2020
Dummerweise hat die Mittdreissigerin Johanne (Ida Elise Borch, 36) ihrer Familie vorgegaukelt, dass sie dieses Jahr ihren Freund zum Weihnachtsfest mitbringen würde. Natürlich gibt es den nicht. Die Pflegefachfrau stürzt sich ins Datingleben. Das Chaos ist vorprogrammiert und trotzdem fühlt sich die Serie gemütlich-weihnachtlich an. So gemütlich, dass man sie jedes Jahr wieder schauen möchte. Auf Netflix. Übrigens, einer der Macher dieser Serie hat an einer weiteren mitgewirkt: «A Storm for Christmas», in der sehr verschiedene Menschen zusammen im Flughafen in Oslo festsitzen. Festlich, unfestlich, empfehlenswert. Auch auf Netflix.
Filme
Der Überklassiker: «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» (1973)
In der legendären Koproduktion zwischen der damaligen Tschechoslowakei und der DDR beginnt die Geschichte zwischen Aschenputtel (Libuše Šafránková, 1953-2021) und dem Prinzen (Pavel Trávníček, 73) mit einem Schneeballwurf im Wald. Das Ende ist bekannt, doch die Kostüme auf dem Weg dahin werden einfach nie langweilig. Und auch der Ritt auf dem Pferd begleitet von der gesummten Titelmelodie – Kitschig, ja. Aber einfach ein Muss. Auf Netflix. Oder hier die TV- Sendetermine für dieses Jahr.
Der Weihnachts-Schock: «Kevin – Allein zu Haus» (1990)
Weihnachten – das Fest der Familie? Nicht so für Kevin McCallister (Macaulay Culkin, 43). Der Bub wünscht sich, seine Geschwister, Cousins, Tanten, Onkel und Eltern würden einfach verschwinden. Zwei Tage vor Heiligabend wacht er in einem leeren Haus auf. Seine Familie ist ohne ihn in die Ferien gefahren – vergessen haben sie ihn. Kevin ist geschockt. Noch mehr, als ihm zwei Einbrecher auf den Pelz rücken. Er will nur noch eines: seine Familie um sich haben. Nun, wo sie fehlt, erkennt er ihren Wert. So die schöne Moral des Kult-Weihnachtsschunken «Kevin – Allein zu Haus» aus dem Jahr 1990. Bis heute ein Must-See. Auf Disney+ oder am dem 24. und 25. Dezember auf SAT 1.
Herzklopfen und Ehrlichkeit: «Love, Simon» (2018)
Highschool, Liebe, Selbstfindung: Auf den ersten Blick ist «Love, Simon» ein klassischer Coming-of-Age-Film. Aber eben nur auf den ersten Blick, denn Protagonist Simon Spier (Nick Robinson, 28) hat ein Geheimnis: Er ist schwul. Wunderbar herzerwärmend zeigt der Film die Schwierigkeiten eines Outings, ohne sie zu dramatisieren. Es geht um eine geheime Liebe, um die Komplexität von Freundschaft und um die Frage, wie gut einen die eigenen Eltern eigentlich kennen. Dazu ein grossartiger Soundtrack von den Jackson 5, Whitney Houston (1963-2012) und Violent Femmes. Auf Diseny+.
Ungewöhnliches aus Saint-Imier: «Unrueh» (2022)
Josephine (Clara Gostynski, 38) arbeitet in einer Uhrenfabrik im Berner Jura, sie stellt das Schwingsystem der Uhr her, die «Unrueh». Nach der Arbeit trifft sie sich mit einer anarchistischen Gruppe und lernt den russischen Kartografen – und Anarchisten – Pyotr Kropotkin (Alexei Evstratov, 40) kennen. Dieser von historischen Fakten inspirierte Film des Schweizer Regisseurs Cyril Schäublin (39) ist eine Momentaufnahme, die den gewohnten Fokus auf Hauptfiguren und Plot aus den Angeln hebt. Eine entschleunigende, kritische Betrachtung gesellschaftlicher Verhältnisse und mehr als ein Film. Ein Erlebnis. Auf Play Suisse.
Dokus
So klingt die Seele der Schweiz: «Typisch Volksmusik» (2023)
Was ist eigentlich Volksmusik? Darauf antworten Stars aus der Szene, von Urgesteinen und Pionierinnen bis zu Newcomern, die nicht mehr nur an der «Stubete», sondern auch auf Instagram spielen. Der Film gibt Einblicke in ein Stück Schweizer Musikseele, ohne dabei in einer romantisierten Vergangenheit hängenzubleiben. Schliesslich kann man zu Schweizer Volksmusik auch raven, in Berlin. Grossartig. Die 90-minütige Version gibts hier auf SRF.
Wir gehen auf Kreuzfahrt!: «Abenteuer Hurtigruten - Winterzauber am Polarkreis» (2019)
Wir wissen, dass sich viele von euch für Kreuzfahrten interessieren. Hier also eine gmögige ZDF-Doku über die «Schönste Seereise der Welt» im Winter. Verschneite Landschaften, das Meer, das Schiff. Einblicke in das Leben der Crew und die Gedanken der Gäste. Vielleicht ja auch eine Inspiration für die diesjährige Weihnachtswunschliste. Auf Youtube.
Unglaublich aber wahr: «Die Aussteiger und der Guru – Gaialand» (2022)
Wer in eine komplett andere Welt abtauchen möchte, für den ist diese aufwändig recherchierte Doku-Serie das Richtige. Sie zeichnet den Weg einer Gruppe Menschen nach, die in den 90er-Jahren eine neue Lebensweise in der Natur finden wollten. Dabei fielen sie auf einen Schwindler rein, der sich als Angehöriger eines indigenen Stammes ausgab. Eine wahre Geschichte, die aus einem dramatischen Hollywood-Drehbuch stammen könnte. Auf Arte.
Feelgood-Stress: «SRF bi de Lüüt - Hüttengeschichten (2011-2023)
SAC-Hütten sind eine Schweizer Institution. Sie wurden teils an den unmöglichsten Orten umgebaut. Entsprechend keuchend kommen die Skitourengängerinnen oben an. Und auch die Hüttenwirte geraten regelmässig ins Schwitzen. Warum, und wie SAC-Hütten funktionieren, zeigt SRF – äusserst erfolgreich – seit über zehn Jahren. Und obwohl es oft stressig zu und hergeht, hat dieser Hüttenalltag per Bildschirm etwa Beruhigendes. Auf SRF, Spezialfolge «Winterhüttengeschichten» jetzt hier schauen.
Wallis wie aus Amerika: «Matterhorn: Die Rettungsflieger» (2016)
Diese Doku-Serie begleitet die Bergretter der Air Zermatt zu ihren Einsätzen. Die Aufnahmen sind spektakulär, unter anderem dank Kameras, die im und am Heli angebracht wurden und auch an den Rettern selbst, etwa, wenn diese per Seilwinde in Felswände und Gletscherspalten abgesetzt werden. Was geht den Männern durch den Kopf, haben sie Angst? Was denken sie über die Verunglückten? Die Produktion von Red Bull mit Originaltitel «The Horn» ist zwar stellenweise etwas gar amerikanisiert, sie kommt dem Team der Air Zermatt aber sehr nahe. Und ist eine gute Motivation, sich in der anstehenden Wintersaison vorsichtig durch die Berge zu bewegen. Bei Red Bull oder mit deutschen Untertiteln auf Youtube (Bild-TV).
Die doppelt Unsichtbaren: «Cascadeuses» (Stuntwomen) (2022)
Wer sind eigentlich die Stunt-Doubles in Actionfilmen, vor allem die weiblichen? Dieser Frage geht die schweizerisch-kosovarische Regisseurin Elena Avdija (36) nach. Sie porträtiert drei Stuntfrauen und schlägt einen Bogen vom Handwerk, wie man richtig aus dem Fenster springt oder sich verprügeln lässt, bis hin zu strukturellem Sexismus in der Filmbranche und der Gesellschaft. Eine Meisterleistung. Ohne Zeigefinger, mit viel Tiefgang. Und Action. Auf Play Suisse.