Rückblick auf 50 Jahre Highschool-Film
Von verklemmt bis weltoffen

Der Highschool-Film hat einen festen Platz im Mainstream-Kino, doch sein Image ist nicht das beste. Zu Unrecht, denn das Genre ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Ein Rückblick des Filmspezialisten und Autors Kaleem Aftab auf 50 Jahre Drama im Schulzimmer.
Publiziert: 08.08.2020 um 14:31 Uhr
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«Grease» (1978) Danny (John Travolta) verliebt sich in den Sommerferien in die unschuldige Sandy (Olivia Newton-John). Nach den Ferien landen die beiden in derselben Klasse, doch Danny ist zu cool, um vor seinen Kumpel zu seiner Liebe zu stehen. «Grease» basiert auf einem einem gleichnamigen Musical und behandelt Themen wie Gruppendynamik, junge Liebe und Rock 'n' Roll.
Foto: imago/Cinema Publishers Collection

Die Highschool – sie ist in etwa vergleichbar mit unserer Oberstufe und dem Gymnasium – ist Schauplatz zahlreicher Hollywood-Filme. Während Kinogänger das Genre meist als oberflächliches Popkornkino wahrnehmen, sehen Filmspezialisten in ihm ein Abbild gesellschaftlicher Entwicklungen. Wir haben den renommierten Londoner Cineasten und Autor Kaleem Aftab fünf Jahrzehnte Highschool-Film analysieren lassen.

Die 70er-Jahre

«Die Seventies waren filmtechnisch eine düstere Zeit. Nach bedrückenden Filmen wie ‹Der Pate› überlegten sich Filmemacher, wie sie Familien und Jugendliche

zurück in die Kinos locken konnten. Das Ergebnis war ‹Grease›, in dem sich ein ‹böser› Rocker und das bravste Mädchen der Schule ineinander verlieben. Das Highschool-Musical gab dem Teenager-Dasein zwar eine Bühne, kratzte aber nur an dessen Oberfläche. Die Charaktere wirkten noch nicht sehr tiefgründig.»

Die 80er-Jahre

«Die Eighties ebneten mit Streifen wie ‹The Breakfast Club› den Weg für das, was wir heute als typischen Highschool-Film kennen. Mit all seinen Stereotypen: dem Nerd, dem Freak, dem Rebellen, der Sportskanone und dem beliebtesten und wohlhabendsten Mädchen der Schule, das am Abschlussball zur ‹Königin› gekürt wird. Die Charaktere haben keinerlei Gemeinsamkeiten – im Gegenteil: Die Drehbücher betonten die Klassenunterschiede zwischen ihnen. Die Message: Alles, was die Underdogs wollen, ist, so beliebt und schön zu sein wie die Sportskanone und die Prom-Queen.»

Die 90er-Jahre

«Zu Beginn der Dekade schlug sich die Musikrichtung Grunge auch im Highschool-Movie-Genre nieder. Die Hauptcharaktere in Filmen wie ‹10 Dinge, die ich an Dir hasse› waren so verschlossen wie Kurt Cobain von Nirvana und andere Stars des Musikstils. Ende der Nineties entwickelte sich als Gegenreaktion die sogenannte ‹Lad Culture› – ein lauter, prahlerischer Lebensstil von jungen weissen Männern, der mit Blockbustern wie ‹American Pie› mit ihrem Ekel-Humor und Sexismus ein Denkmal setzte.»

Experte: Kaleem Aftab

Kaleem Aftab (45) aus London schreibt seit 20 Jahren über Filme und Filmgeschichte, unter anderem für BBC, «The Guardian» und Vice.com. Als Autor des Buchs «Spike Lee: That's My Story and I'm Sticking to It» befasste er sich mit dem Werdegang des renommierten Filmregisseurs. Aftab produzierte unter anderem den Spielfilm «This Is What It Is» und tritt selbst als Schauspieler in Filmen auf.

Kaleem Aftab (45) aus London schreibt seit 20 Jahren über Filme und Filmgeschichte, unter anderem für BBC, «The Guardian» und Vice.com. Als Autor des Buchs «Spike Lee: That's My Story and I'm Sticking to It» befasste er sich mit dem Werdegang des renommierten Filmregisseurs. Aftab produzierte unter anderem den Spielfilm «This Is What It Is» und tritt selbst als Schauspieler in Filmen auf.

Die 2000er-Jahre

«Nach der Jahrtausendwende kamen Highschool-Filme mit subtilem Humor in die Kinos. Allen voran ‹Juno›, der mit der Hochglanzästhetik des Genres brach und mit einem Indie-Rock-Soundtrack überraschte. In ‹Mean Girls› aus dem Jahr 2004 schienen sich die ersten Anzeichen der bevorstehenden Wirtschaftskrise bemerkbar zu machen. Konkurrenzdenken und Mobbing stehen im Zentrum des Films.»

Die 2010er-Jahre

«In den vergangenen zehn Jahren wurden die Berührungspunkte zwischen den Figuren in den Highschool-Filmen grösser. Es ging jetzt nicht mehr einzig und allein darum, möglichst schön und beliebt zu sein. Auch die Stereotypen waren nicht mehr so verbreitet. Bestes Beispiel ist ‹Love, Simon›, in dem sich der beliebteste Typ der Schule in einen Jungen mit afroamerikanischem Hintergrund verliebt. Dass die beiden homosexuell sind und unterschiedliche Hautfarben haben, wird dabei gar nicht besonders herausgestrichen.»

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